Elfenzauber (Mithgar 1)
Gesicht legte, und staunte darüber, wie rasch seine Wunden heilten. Rasch nach den Maßstäben des Heilers, langsam nach Egils eigenen.
Außerdem kamen ihn jeden Tag Mitglieder seiner Mannschaft besuchen, auch Kapitän Orri, der immer ein fröhliches Lachen mitbrachte.
Doch in jeder Nacht wachte Egil weinend auf und rief nach Männern, die Arin unbekannt waren.
Es kam jedoch der Tag, als er sich der Dylvana gegenüber auf einen Stuhl setzte und sagte: »Mein Angil, ich werde Euch erzählen, was ich über den bösen Zauberer Ordrune weiß.«
33. Kapitel
»Ich kann nicht… es gibt…« Egil schüttelte verwirrt den Kopf, während er um Worte rang. Er holte tief Luft, stieß sie wieder aus und starrte auf seine Hände.
Arin zog ihren Stuhl näher heran, bis ihre Knie Egils berührten.
Er sah sie an und knirschte mit den Zähnen. »Ich kann mich an alles erinnern, was er uns in seinem Turm angetan hat, in seinen Verliesen, in seinen… Gruben, aber das…« – ein Ausdruck ungeheurer Konzentration legte sich über Egils Züge – »das andere… vorher… nachdem.« Egil schlug sich mit der Faust in die offene Hand. »Er hat unsere Gedanken gestohlen. Unsere Erinnerungen geraubt und nichts als Verwirrung hinterlassen. Mich verflucht.«
Arin sagte nichts, sondern nahm nur seine Hand, löste sanft seine Faust und hielt sie sacht fest, während sie über seine Finger strich.
Egil sah zu, als sei es gar nicht seine Hand, entspannte sich aber dennoch langsam. Nach einem Augenblick nahm er ihre Finger in seine und küsste jeden einzelnen ganz leicht. Sie schlug die Augen nieder, und er ließ sie los, doch sie zog sich nicht zurück, sondern nahm stattdessen wieder seine Hand. Sie saßen in stillem Einvernehmen da. Durch das offene Fenster hörten sie den Koch dem Tavernenjungen zurufen, er möge mehr Holz bringen, während in ihrem Zimmer nur das Wispern des Wetzsteins auf Stahl zu hören war, da Aiko ihre Klingen schärfte. Schließlich seufzte Egil und begann dann ruhig und gelassen von Neuem. »Daran kann ich mich erinnern.«
»Ragnar! Ragnar!« Egil rannte den Hang hinunter, seinem Waffenkameraden hinterher. Der junge Mann blieb stehen und wartete auf Egil. Schließlich sprang Egil auf den schmalen Fußweg und rief: »Wir haben es!«
Ragnars Augen weiteten sich. »Deines Vaters Schiff?«
Egil lachte laut und rief: »Ja!«
Ragnar jubelte und schlug Egil auf die Schultern. »Bei Garlon, endlich! Ein eigenes Schiff.« Plötzlich wurde Ragnar ernst. »Dein Vater, ist er…?«
»Es ist das Wechselfieber. Er wird es einfach nicht los. Aber er hat gesagt, er will nicht das ganze Jahr vergeuden, also hat er mir das Kommando über das Schiff gegeben. ›Du bist erst zwanzig Lenze alt, mein Sohn, aber ich war auch nicht älter, als ich es gebaut habe. Außerdem ist es an der Zeit zu sehen, ob du schon flügge bist.‹ Das hat er zu mir gesagt, Ragnar – ob ich schon flügge bin! –, und das, wo ich schon vier tadellose Kaperfahrten auf dem Buckel habe. Ha! Ich werde ihm zeigen, wie flügge ich schon bin. Ich werde herabstoßen wie ein Adler, mein Freund, denn lautet so nicht mein Name?«
»Aye, Egil, wie Falken und Bussarde werden wir alle auf unsere Beute herabstoßen, und sie mögen sich drehen und wenden, wie sie wollen, am Ende versenken wir sie doch.« Ragnar hielt kurz inne, dann sagte er: »Endlich hast du dein eigenes Schiff.«
Egil grinste. »Wenigstens für eine Fahrt. Komm, Ragnar, sehen wir es uns an.«
Egil und Ragnar schlugen den Weg zum Pier ein, wo die Sjøløper vertäut war, mit ihren siebzig Fuß Länge und nur fünfzehn Ruderpaaren nach fjordländischen Maßstäben ein bescheidenes Schiff, doch Egil und Ragnar kam sie wie das größte aller Drachenschiffe vor.
Sie schritten über das Deck, über Ruderbänke hinweg und begutachteten die einander überlappenden Eichenplanken, die dem Rumpf seine schlangenartige Biegsamkeit verliehen, welche das Boot in die Lage versetzte, die Wellen zu schneiden, und für eine wesentlich größere Behändigkeit sorgte, als es allein der schmale Kiel vermochte. Sie begutachteten den Mast und wickelten das Segel aus seiner schützenden Persenning, dann falteten sie den gefärbten Stoff auseinander und inspizierten ihn ebenso wie Rahen und Reffleinen. Sie überprüften das stjorbordi, das auf der Steuerbordseite angebrachte Steuerruder, und jedes einzelne der Fichtenholzruder, die mittschiffs in Eichengestellen aufgereiht standen. Die Ruder waren von
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