Elfenzauber (Mithgar 1)
staunten die Kriegsmaiden, denn sie hatten noch nie zuvor eine Person mit solcher Hautfarbe gesehen.
»Ich bin Dara Arin aus Darda Erynian. Meine Begleiterin ist die Dame Aiko aus Ryodo. Wir sind unterwegs nach Fjordland.«
Die Fahrerin übersetzte Arins Worte der anderen Kriegsmaid.
»Hvorkdes kommen de til den Jordreich?«, fragte die Kriegerin mit dem Speer.
Die Fahrerin wandte sich an Arin. »Wie seid Ihr ins Jordreich gekommen? Doch gewiss nicht…« Sie warf einen Blick die Straße entlang in Richtung Pass.
Arin drehte sich um und zeigte in Richtung Grimmwall. »Durch den Kaagorpass.«
»Umulig!«, schnaubte die Speerträgerin.
»Das kann nicht sein!«, verkündete die Wagenlenkerin. »Dort lebt ein vanskapnig – ein Ungeheuer.«
»Das Ungeheuer, der Troll, ist tot«, sagte Arin.
»Dod? Der Troll ist dod?«
»So ist es. Wir haben ihn getötet: mit einem fünfzackigen Wurfstern und Pfeil und Bogen.«
»Jetzt bin ich es, die unmöglich sagt!«, verkündete die Fahrerin.
Aiko bewegte sich im Sattel, und ihre Hände wanderten zum Heft ihrer Schwerter. Ihre Stimme war leise und gefährlich: »Nennt Ihr meine Dara eine Lügnerin?«
»Aiko, nicht!«, sagte Arin aufgebracht. »Das sind keine Feinde. Und wir sind Gäste in ihrem Reich. Zeigt ihnen das Auge.«
Widerwillig stieg Aiko ab, wobei sie den Blick nicht einen Moment von den Kriegsmaiden wandte.
Die Wagenlenkerin flüsterte der Speerträgerin etwas zu, die daraufhin ebenso widerstrebend den Speer aus der Hand legte.
Daraufhin drehte Aiko sich um, ging zum Pony und band den Hafersack mit dem Trollauge los. Sie trat vorwärts, kauerte nieder, stellte den Sack auf den Boden und wickelte die grausige Beute aus.
Beide Kriegermaiden keuchten, und ein rascher Wortwechsel entspann sich zwischen ihnen. Schließlich wandten sie sich an Arin und Aiko, und die Fahrerin sagte: »Wir entschuldigen uns für unsere Zweifel, aber so etwas hat es noch nie gegeben.«
»Die Hand des Schicksals hat uns geführt«, erwiderte Arin, »sonst wären wir jetzt nicht hier und würden mit Euch reden.«
»Wo ist der Troll?«
»Wir haben ihn dort gelassen, wo er gestorben ist«, knurrte Aiko, die kaum beschwichtigt war, während sie das Auge wieder einwickelte. »Schließlich konnten wir das Ungeheuer schlecht auf dem Rücken unseres Ponys nach unten schaffen.«
Jetzt lachte die Wagenlenkerin. »Natürlich, wie dumm von mir zu fragen.« Sie drehte sich um und übersetzte für ihre Kameradin, und beide brachen in Gelächter aus.
»Kommt«, sagte die Fahrerin lächelnd. »Kommt mit in unser Lager, dann trinken wir einen Tee und feiern Eure erstaunliche Tat.«
Später am Morgen ritten Arin und Aiko weiter, nun querfeldein nach Norden, da der Krieg ihre Pläne und ihre Route geändert hatte. Denn es schien, als liege Arnsburg in umkämpftem Gebiet zwischen der Judra im Osten und dem Grau im Westen, das sowohl von Jord als auch von Naud für sich beansprucht wurde. Also hatten die Dylvana und die Ryodoterin vor, um den Westrand einer Hügelkette etwa zweihundert Meilen im Norden zu reiten, wo der Kleine Grau entspringt. Dann wollten sie nach Nordosten umschwenken und um diese Ecke von Jord nach Fjordland reiten, sodass sie die Judra an der seichten Stelle unweit der Ausläufer des westlichen Kath überqueren würden. Auf diesem Weg würden sie dem Krieg gänzlich ausweichen, oder jedenfalls hofften sie das.
»Ich will mich nicht in die Streitigkeiten der Menschen mischen«, erklärte Arin.
»Und ich mich nicht in Kriege, von denen ich nichts verstehe«, sagte Aiko.
Also ritten sie nach Nordwesten.
Nach zwei Wochen wurde der Gestank des verwesenden Trollauges unerträglich. So versiegelten sie das Auge in einem kleinen Weiler in Jord in geschmolzenem Bienenwachs und Honig und bewahrten es in einem mit Teer abgedichteten Lederbeutel auf.
Die Tage waren lang geworden im heraufziehenden Sommer, und schließlich kam die Sommersonnenwende. Ein voller Mond schien auf Arin und Aiko nieder, als sie das elfische Ritual feierten, wobei die Dylvana sang und die Ryodoterin durch die komplizierte Schrittfolge der erhabenen Zeremonie führte.
Am fünfundzwanzigsten Junitag überquerten sie die untere Judra, und in den folgenden zwei Tagen ritten sie nach Norden, bis sie die steilen Klippen oberhalb des Borealmeers erreichten. Jetzt folgten sie der Küstenlinie in ostnordöstlicher Richtung, während unter ihnen die Brandung rauschte und ihre Pferde und das Pony über
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