Elfenzauber (Mithgar 1)
alle offensichtlich; denn er hatte seinen Becher mit Ale und einen nahezu vollen Tonkrug zurückgelassen.
»Aiko, das war unnötig«, sagte Arin. »Alos könnte derjenige sein, den wir brauchen, um den Stein zu finden.«
Aiko schüttelte ungerührt den Kopf und winkte dem verschwundenen alten Mann hinterher. »Dara, dieses eine Mal stimme ich mit diesem fuketsuna yodakari überein. Egil ist derjenige, den zu finden wir hergekommen sind.«
»Dessen können wir nicht sicher sein, Aiko. Wir können nicht einmal sicher sein, ob es Alos, Egil oder das Trollauge ist, das wir brauchen.«
Aiko seufzte. »Wenn Ihr es wollt, Dara, hole ich ihn zurück.«
Arin schaute zur Tür, die sich in ihren schiefen Angeln langsam von allein schloss. Sie winkte ab. »Lasst es einstweilen auf sich beruhen, Aiko. Es ist offensichtlich, dass er Angst hat. Soll er ein paar Tage darüber nachdenken, dann sehen wir weiter.«
Aiko kehrte zu ihrer Tatami-Matte zurück, ließ aber den Beutel mit dem Trollauge auf dem Tisch liegen.
»Was ist ein Pfau?«, fragte Egil und schaute von seinem Mittagessen auf.
»Ein Vogel«, erwiderte Arin, »aus weit entfernten Landen im Südosten. Ich habe noch nie einen gesehen.«
»Ich schon«, sagte Aiko. »Sie leben in Ryodo und Chinga und Jung… und auf den Inseln des Südens. Sie haben lange schillernde grüne Schwanzfedern, die sie wie einen Fächer ausbreiten können, was sehr schön aussieht. Jede Feder ist mit einem Auge geschmückt.«
»Mit einem Auge?«
»Nun ja, jede Feder ist mit einem Muster gezeichnet, das wie ein Auge aussieht.«
»Oh«, sagte Egil, während er mit dem Löffel in seinem Eintopf rührte.
Arin wartete, doch Egil sagte nichts. Schließlich fragte sie. »Hattet Ihr eine Idee?«
Egil schüttelte den Kopf. »Ich habe nur versucht, mir so einen Vogel vorzustellen, denn wie Ihr habe ich noch nie einen gesehen.«
Er hob einen Löffel Eintopf zum Mund und betrachtete ihn einen Moment nachdenklich. Dann ließ er den Löffel unberührt wieder auf den Teller sinken. Er stieg aus seinem Bett, ging zum Fenster und schaute über den Hof und hinunter zum Fjord, wo zwei Langschiffe am Pier lagen. »Die Königin von Jütland«, sagte er.
»Was ist mit ihr?«, fragte Arin.
Egil drehte sich um. »Man sagt, dass sie verrückt ist, mein Angil, ebenso wie ihre Vorgänger.«
»Verrückt? Inwiefern?«
»Das weiß ich nicht.«
»Was ist mit ihren Vorgängern? Vielleicht liegt ein Hinweis in der Vergangenheit.«
Egil zuckte die Achseln. »In den Geschichten heißt es, eine Königin hätte einmal… äh.« Egil hielt inne, als widerstrebe es ihm weiterzureden. Er hatte den Blick verlegen gesenkt.
»Sprecht nur weiter«, drängte Arin. »Was Ihr auch wisst, ich will es hören.«
Egil sah zu ihr auf, dann holte er tief Luft und sagte rasch: »Es heißt, sie hätte einmal ein Pferd in ihr Bett genommen.«
Aiko hob skeptisch eine Augenbraue, während Egil sich wieder dem Fenster zuwandte, da er nicht bereit war, Arins Blick zu begegnen.
»Ähem«, murmelte Egil der Fensterbank zu. »Es gibt sogar einen Spottvers darüber.«
Aiko seufzte. »Ist es jetzt schon so weit gekommen, dass wir den zotigen Liedern von Seeleuten Glauben schenken sollen?«
»Viele Lieder haben einen wahren Kern«, sagte Arin und fragte dann: »Wie alt ist das Lied?«
»Uralt«, erwiderte Egil. »Diese Königin von Jütland ist schon lange tot. Aber es heißt, dass Wahnsinn erblich ist, vor allem in dieser königlichen Linie.«
»Hat es schon immer böses Blut zwischen Fjordländern und Jüten gegeben?«
»Aye, aber…«
»Woher sollen wir wissen, dass dies nicht nur noch mehr böses Blut ist?«
»Wir können es nicht wissen, mein Angil. Aber ob wahr oder nicht, ob Gerücht oder Wahrheit, sie ist die einzige Herrscherin, auf welche die Beschreibung eines wahnsinnigen Monarchen zu passen scheint, zumindest soweit ich es weiß.« Egil drehte sich wieder um.
»Gibt es noch mehr?«, fragte Arin.
Egil zuckte die Achseln. »Nur dies: Es heißt, dass in den königlichen Gärten von Jütlands Hof Tiere gehalten werden wie in einer Menagerie, aber ob darunter auch Deck-Pfauen sind, kann ich nicht sagen.«
Der Abend kam und Egil schlief ein. Obwohl sein Fieber zurückgegangen war, wurde er nachts wieder von bösen Träumen heimgesucht.
Die Tage vergingen, und an jedem Morgen waren Egils Wunden besser als am Tag zuvor. Thar kam jeden Tag vorbei und sah zu, wie Arin Breiumschläge und Arzneien auf Egils
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