Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
Nacht wollten sie dort verbringen, es war einfacher. Und Robert war begeistert, einige Zeit nur für sich in der Wohnung sein zu können.
Nadja empfand es als eine gute Idee, einen Spaziergang nach den vielen Stunden in schlechter Luft zu unternehmen. Nun schwitzte sie auch nicht mehr, sodass kaum Gefahr bestand, dass sie sich erkältete. David konnte so etwas natürlich nicht passieren. Elfen wurden nicht krank.
»Warte einen Moment, ich hab da was im Schuh«, sagte David an einer kleinen Straßenecke plötzlich und hielt an.
Nadja blieb stehen und wollte Rian zurufen, sie möge warten, aber David winkte ab. »Wir haben sie gleich wieder eingeholt, lass mich nur kurz …«
Hilfsbereit wollte sie ihn stützen. Da ergriff er ihre Schultern und schob sie in die schmale Gasse, fort aus dem Lichtschein und hinein in die sternglitzernde Dunkelheit. Als ob sie über eine Schwelle in eine andere Welt getreten wären.
Nadja war so verdutzt, dass sie stillhielt, als David seine Lippen auf ihren Mund presste. Er hielt kurz inne, wohl um festzustellen, ob sie Widerstand leistete, dann schloss er die Arme um sie und fuhr fort, sie zu küssen, zusehends leidenschaftlicher und intensiver.
Und Nadja machte mit. Sie krallte ihre Hände in seinen Rücken, saugte seine Zunge ein und keuchte auf, als er sie an die Hauswand drängte, mit den Lippen ihren Hals hinabglitt und seine Hand unter ihr Shirt schob. Er verschloss ihren Mund erneut, als seine Hand langsam nach oben wanderte, unter ihren BH, und ihre Erregung ertastete.
Nadja hatte das Gefühl, als explodiere ein Feuerwerk in ihrem Kopf. Und nicht nur deswegen, weil es schon lange her war, dass sie jemanden so nahe an sich heranließ. Ihr Körper gierte nach Zärtlichkeiten. Aber dies war mehr – weil sie so etwas noch nie gespürt hatte.
Allein die Berührung von Davids Hand auf ihrer Haut versetzte ihr Stromstöße, und er schien genau zu wissen, wie er ihre Erregung steigern musste. Ihr Körper schien in Flammen zu stehen, und das Wort »Wollust« bekam für sie eine ganz neue Dimension. Sie stand kurz davor, sich und David die Kleider vom Leib zu fetzen und wie ein verhungertes Raubtier über ihn herzufallen. Solche Sinnlichkeit und Gier zu empfinden, hätte sie nie für möglich gehalten; ein Schauer nach dem anderen jagte über ihren Körper, und sie wand sich in Davids Armen, fühlte seinen Körper an sich gepresst, wünschte sich …
Und da kam sie zu sich. »Nein«, sagte sie schwach. Sie stemmte ihre Hände gegen seine Schultern. »Nein«, keuchte sie. Dann versetzte sie ihm einen heftigen Stoß vor die Brust. »
Nein!
«, rief sie.
David ließ sie los und stolperte einen Schritt zurück, seine Augen glühten voller Verlangen in der Dunkelheit. »Was ist los?«, fragte er.
»Los ist«, begann sie, während sie ihre Kleidung wieder ordnete und ihr Haar glättete, »los ist, dass ich nicht will.«
»Red keinen Unsinn. Natürlich willst du.«
»Ich rede nicht von meinem Körper! Ich rede von meiner Seele.« Allmählich gewann sie ihre Fassung zurück. »Das ist irgendein Elfentrick, stimmt’s? Damit legst du jede Frau flach, ist es nicht so?«
»Sicher«, sagte er verwundert. »Elfen sind bekannt dafür, die besten Liebhaber zu sein, und ich kann mich rühmen …«
»Aber ich bin keine Beute, verdammt!«, unterbrach sie ihn. »Du interessierst dich nur für mich, weil ich deinen Avancen bisher nicht zugänglich war!«
»Nun hör schon auf«, meinte er. »Wir waren gerade so gut in …«
David zuckte zurück, als Nadja ihm eine Ohrfeige gab. Keine besonders kräftige, zugegeben, sie dürfte seine Haut kaum gekitzelt haben. Aber der symbolische Charakter zählte.
»Genau darum geht es!«, schrie sie ihn an. »Ich bin kein Stück Vieh, das für alles bereit sein muss, kein nützliches Ding in Einmalverpackung, das man benutzen und anschließend wegwerfen kann! Ich will nicht von Elfenzauber verführt werden, der nur Lug und Trug ist!«
»Ich dachte, das wollt ihr so«, erwiderte David stirnrunzelnd. »Als ich vorhin auf die Toilette ging, waren fast alle mit vögelnden Paaren besetzt, die sich nachher nicht mal mehr angesehen haben.«
»Aber so bin
ich
nicht!«, fauchte Nadja. »Wenn ich einen One-Night-Stand will, tu ich’s, weil ich so entschieden habe, weil das Begehren aus mir herauskommt. Und ich will für diese paar Stunden die Illusion haben, respektiert zu werden; dass man mich begehrt, weil ich Nadja bin, und nicht, weil ich
irgendeine
Frau bin!
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