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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Fingerspitzen berührten kurz ihre Wange. »Du siehst sehr schön aus heute Abend«, stellte er fest. »Und du bewegst dich gut beim Tanzen. Würdest du nicht den Boden berühren, könnte man fast glauben, du wärst eine von uns.«
    Sie schob das kastanienbraune Haar zurück und zeigte ihm schmunzelnd ihr Ohr. »Nicht spitz, und ich stehe mit beiden Beinen fest auf der Erde.« Sie hielt still, als er mit einer Fingerkuppe vorsichtig die Linien ihres Ohres nachfuhr. Was war an diesem Abend nur los? Oder war er nachts immer so, wenn er sich in einem Musik-Club aufhielt? Jedenfalls kribbelte es ziemlich an ihrem Ohr, als bekäme sie feine Stromstöße zu spüren.
    »Weißt du, was mir als Erstes an dir aufgefallen ist?«, fragte David, nachdem er einen tiefen Zug von seinem Bier genommen hatte.
    »Keine Ahnung«, antwortete Nadja und trank gierig ihr Soda. Sie fühlte sich wie ein ausgetrockneter Schwamm. Warum hörte sie eigentlich nicht auf zu schwitzen? Es wurde ihr wärmer, dabei bewegte sie sich gar nicht mehr. Aber ihr Puls raste. Hatte sie doch einen Drink zu viel?
    »Deine Augen«, sagte er und hielt ihren Blick fest. »Wie klarer Bernstein, mit winzigen goldenen Einschlüssen. Es liegt ein ganz besonderes Leuchten in ihnen. Vor allem, wenn du lachst oder wenn du dich sehr auf etwas konzentrierst und nachdenkst. Und wenn du wütend bist, werden sie dunkel, als würden sie sich bewölken. Ich sehe gern in deine Augen.«
    Nadja merkte, wie ihre Kehle eng wurde. Was ging denn im Augenblick vor sich? Warum gefiel es ihr so gut? Sie kannte Davids Masche, hatte sie selbst schon miterlebt. Aber … der Prinz schien es ehrlich zu meinen. Er hatte noch kein einziges Wort über sich verloren, und das war sehr selten der Fall, vor allem wenn er ein Mädchen umgarnte.
    »Du übertreibst«, murmelte sie und nahm ihr Glas in die Hand.
    Er betrachtete den zusammenfallenden Schaum in seinem Bierglas. »Menschenaugen sind viel schöner als Elfenaugen«, sagte er so leise, dass sie ihn gerade noch verstehen konnte. »In ihnen spiegelt sich die Seele.«
    »In deinen Augen spiegeln sich der späte Sommerhimmel und die Sterne«, murmelte sie.
    Er blickte zu ihr. »Aber nichts von mir«, entgegnete er. »Weil nichts von mir bleibt, wenn ich gehe. Du aber … Deine strahlende Seele wird als Erinnerung bewahrt und auf eine große Reise gehen. Darum beneide ich dich.«
    Sie sah ihn schweigend an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Alles erschien ihr hohl und leer, entweder ein billiger Trost oder ein allgemein platzierter philosophischer Spruch. Nichts davon war angebracht.
    Die Musik wurde sanfter und leiser, dann langsamer. Die hektische Lichtorgel schlug weiche Farben an. David ergriff Nadjas Hand und zog sie mit sich. »Komm, tanzen wir.«
    »Aber es ist ein langsamer Tanz«, sagte sie verlegen.
    »Stört dich meine Nähe?«
    Nein. Das ist es eben. Ich bekomme Angst
.
    Er legte einen Arm an ihren Rücken, seine Linke ergriff ihre Hand. Die Paare auf der Tanzfläche bewegten sich eng umschlungen, die meisten knutschend.
    David überragte Nadja um einen guten halben Kopf; das wurde ihr jetzt erst bewusst. Sie konnte nicht spüren, dass seine Füße den Boden nicht berührten, er bewegte sich normal wie ein Mensch. Er drückte sie leicht an sich, und sie spürte die Anspannung seiner Muskeln, als er Haltung annahm. »Schließ die Augen und lass dich einfach führen«, sagte er.
    Das tat sie.
    Kurz nach drei Uhr kam Rian zu ihnen an die Bar, wo sich bereits ein abgekämpfter Pirx eingefunden hatte. Sie hatten sich eine Weile mit Talamand unterhalten, der seine Brille nie abzunehmen schien.
    »Ich werde nach Hause gehen«, sagte Nadja und gähnte verstohlen. »Ich bin müde.«
    »Wir gehen alle nach Hause«, ergänzte Rian.
    Auch David nickte. »Bis zum nächsten Mal, Talamand.«
    »Kommt gut nach Hause, Freunde«, sagte der zweitausendjährige Elf und gab Nadja die Hand. »Sei jederzeit willkommen, Grenzgängerin, mein Haus ist frei für dich. Komm vorbei, wann immer du willst, und ich erzähle dir aus meinem Leben.«
    »Danke«, lächelte Nadja. Rian hatte recht gehabt: Talamand war sehr einsam und litt unter schrecklichem Heimweh. Aber er hatte dieses Leben gewählt, und es schien ihn auszufüllen.
    Rian und Pirx waren schon voraus, als David und Nadja den Club verließen. Es war sehr kühl, aber trocken, und sie schlenderten gemütlich dahin. Den Weg zur Elfenwohnung konnten sie in etwa zehn Minuten zu Fuß zurücklegen. Diese

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