Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
Warnung. Pirx wollte ebenfalls nicht tatenlos abwarten, er war stets neugierig. Unruhig zappelte er auf Rhiannons Schulter, denn Dafydd war schon ein gutes Stück voraus.
In der schmalen Gasse sahen sie tatsächlich eine junge Frau, die von drei Kerlen umringt war, ungefähr im selben Alter wie sie. Einer hielt eine Tasche hoch, die wohl der Frau gehörte, ein anderer fuchtelte mit einem Messer vor ihrem Gesicht herum.
Dafydd tauchte wie aus dem Nichts neben ihnen auf, und Rhiannon hörte ihn langsam sagen: »Lâsst siie lôss.«
»Ich verstehe ihn«, flüsterte Pirx aufgeregt.
»Ja, es wirkt endlich«, zischelte Rhiannon. »Still jetzt.«
Die drei wandten sich dem Prinzen verdutzt zu. Dann sagte einer spöttisch: »Ein
Ausländer
.« Das Wort verstand Rhiannon zunächst nicht, aber es erschloss sich ihr schnell aus dem nächsten Satz: »Wohl völlig fremdwelt, wie? Für wen hältste dich? Den Prinzen von
Zamunda
?«
Dafydd, der sie alle überragte, verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin in der Tat ein Prinz, Prinz Dafydd der Sidhe Crain vom Baum«, sagte er nunmehr ziemlich akzentfrei und mit Stolz. »Ich befehle euch, der jungen Dame ihr Eigentum zurückzugeben und zu verschwinden.«
Die drei stutzten. Dann lachten sie.
»Hören Sie, das ist sehr nett …«, begann die junge Frau.
In diesem Augenblick wachten die jungen Männer auf. »Was sagst du da?«, schnauzte einer.
»Schnauze, Arschloch!«, bellte der Nebenmann gleich los. »Dir geben wir gleich Befehle!«
Auf einmal hielten alle drei Männer glitzernde Messer in der Hand.
Rhiannon beeilte sich, zu der jungen Frau zu kommen, packte sie am Arm und zerrte sie ein Stück abseits. »Wir warten besser hier«, sagte sie und hörte mit Vergnügen, wie weich die fremde Sprache klang. Sie würde sich mit ein bisschen Elfenzauber schnell daran gewöhnen.
Das Mädchen starrte verwundert zu ihr auf. »Wer bist du denn …«
Dafydd hatte die Aufmerksamkeit der Angreifer so auf sich gezogen, dass sie die Bewegung nicht einmal bemerkt hatten. Gleichzeitig gingen sie mit den Messern auf ihn los – und taumelten ins Leere. Bevor sie sich von ihrer Überraschung erholen konnten, hatte der Prinz sie blitzschnell entwaffnet und hielt zwei Messerspitzen auf sie gerichtet.
»Ich wiederhole nicht gern einen Befehl«, sagte er streng.
Die Männer zögerten. Dann griff einer von ihnen Dafydd ohne Vorwarnung an, versuchte den Prinzen zu schlagen und mit den Beinen zu treten. Dazu machte er ziemlich seltsame Verrenkungen, und das sehr langsam, wie Rhiannon fand. Dafydd wich ihm genauso mühelos aus wie zuvor, packte blitzschnell die linke Hand und bog den Daumen nach hinten. Die Messer behielt er dabei in einer Hand. Der junge Mann stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus und ging in die Knie.
Als seine Kumpane sich auf Dafydd stürzen wollten, warnte der Prinz: »Wenn dir dein Daumen lieb ist, solltest du sie aufhalten.« Er drückte ein wenig fester.
Der junge Mann stieß einen weiteren Schmerzlaut aus, das Wasser stand ihm in den Augen. »Bleibt stehen!«, flehte er seine Freunde an. »Bitte!«
Wütend, aber auch verunsichert traten die beiden einen Schritt zurück. Dafydd beugte sich über den Gefangenen. »Du entschuldigst dich jetzt bei der Dame.«
»Ich soll …«
»Schurke, muss ich mich jedes Mal wiederholen?«
Wieder ein Schrei, diesmal ein deutliches Knirschen im Gelenk. »Es tut mir leid«, wimmerte der junge Mann. »Vraiment! Aufrichtig!« Er wand sich unter Dafydds Griff. »Bitte loslassen, bitte, bitte …«
»Schon besser«, bemerkte der Prinz zufrieden. Er ließ seinen Gefangenen los und trat zurück.
Die anderen beiden waren sofort bei ihrem Kumpan und halfen ihm auf. Jammernd hielt er sich die linke Hand.
»Das wird dir noch leidtun«, zischte einer mutig, dann trollten sie sich.
Dafydd ließ die Messer achtlos fallen, hob die Tasche auf und brachte sie der jungen Frau. Freundlich lächelnd gab er sie ihr. »Du solltest nicht ohne Begleitung in die Unterwelt gehen. Und solche Abwege sind unschicklich.«
Rhiannon fragte sich ebenfalls, was das Mädchen in dem verlassenen Gang mit drei jungen Kerlen zu suchen hatte. Andererseits ließen sich auch Elfendamen immer wieder zu Dummheiten verführen, die jeglichen Verstand vermissen ließen. Wer weiß, womit die Männer sie gelockt hatten.
»Ich … ich …«, stammelte die unerwartet Gerettete. In ihre Augen trat ein Strahlen, je länger sie Dafydd anblickte. »Vielen Dank …«,
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