Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
Moment hinein, als der Schlund sich bereits schloss.
Lediglich der Grogoch verlor ein paar von den langen Rückenhaaren, die eingezwickt und dann unsanft ausgerissen wurden. Er zog eine Leidensmiene und strich sich mit den Fingern glättend durchs Haarkleid.
»Da sind wir wieder«, sagte Dafydd zu der jungen Frau
Sie blickte ihn überrascht an. »Ihr habt es doch geschafft? Donnerwetter.«
»Sind wir gerade gefressen worden?«
»Ja, aber ihr werdet wieder als unverdauliche Nahrungsreste ausgespuckt.«
Rhiannon dachte über den Satz nach. Was war damit jetzt gemeint?
Dafydd lächelte nur breit. Rhiannon kannte sein berühmtes schlaues Lächeln, das er aufsetzte, wenn er keine Ahnung hatte. Aber der jungen Frau gefiel es sichtlich.
Es gab einen heftigen Ruck, als sich das Metallmonster plötzlich bewegte und dann ziemlich schnell wurde. Fast wären sie umgefallen. Der Grogoch entschloss sich zum nunmehr vertrauten Klammergriff an Rhiannons Bein.
Die junge Frau zeigte den Zwillingen, wo sie sich festhalten sollten, und bald hatten sie sich der Geschwindigkeit gut angepasst. Fasziniert sahen sie zu, wie sie durch die Dunkelheit fuhren, die nur schemenhaft von »Scheinwerfern« erhellt wurde. Säulen flitzten an ihnen vorbei, ebenso Gitter. Fast so schnell, wie auf einem Adler zu reiten, fand Rhiannon.
Die junge Frau erzählte unterwegs noch ein bisschen mehr über Züge und wozu sie gut waren, dann kam ihre »Station«. Einigermaßen geordnet stiegen sie aus, und die junge Frau deutete auf ein »Bahngleis« gegenüber. »Da fährt gleich euer Zug ein. Alles Gute!« Sie winkte kurz und verschwand dann in dem wirbelnden Menschenfluss, der zu einer laufenden Treppe floss und dann nach oben schwappte.
Die Elfen beeilten sich, zu ihrer gerade einfahrenden Metro zu kommen. Diesmal stiegen sie gesittet in Reihe nach den Menschen ein. Artig hielten sie sich fest und bereiteten sich auf den Ruck vor.
Kaum hatten sich die Türen geschlossen, als auf einmal überall gewichtig aussehende Männer und Frauen auftauchten. Rhiannon konnte schlagartig Angst riechen, die sich wie ein Ölfilm auf Wasser breitmachte.
Die auffällig auftretenden Menschen hoben Karten hoch und riefen: »Fahrkartenkontrolle! Die Fahrkarten bitte!«
Sofort brach hektisches Suchen und Kramen aus, während alle Gespräche und alles Geschwätz in der Metro verstummten. Die Zwillinge rührten sich nicht, als einer der Männer zu ihnen kam. Obwohl es nicht sonderlich hell war, trug er eine Augenverdunkelung.
Wie falsch angebrachte Scheuklappen
, fand Rhiannon.
»Ihre Fahrkarten bitte.«
Rhiannon lächelte ihn an. »Guten Tag, guter Mann«, sagte sie. »Das hier ist eine Metro, wusstest du das?«
»Machen Sie sich nicht über mich lustig!«, schnaubte der Mann und wölbte die Brust vor. »Zeigen Sie die Fahrkarte, oder geben Sie zu, schwarzzufahren!«
Rhiannon blickte erstaunt an sich hinunter. »Aber ich trage doch gar nicht Schwarz …«
»Du benimmst dich meiner Schwester gegenüber ungebührlich«, ging Dafydd dazwischen und runzelte die Stirn.
Der Mann wandte sich ihm zu. Die anderen Männer und Frauen näherten sich langsam von beiden Seiten.
»Noch so ein Witzbold! Das mag ich schon: Ausländer, die glauben, mit allen Tricks durchzukommen. Wahrscheinlich Deutsche, wie? Dem Akzent nach. Aber nicht mit mir. Die Ausweise bitte, und an der nächsten Station steigen wir alle miteinander aus. Sie haben hoffentlich genug Bargeld für die Strafe dabei.«
»Dieser unhöfliche Ton geziemt sich absolut nicht«, sagte Dafydd streng und von oben herab. »Dies hier ist Prinzessin Rhiannon, ich bin Prinz Dafydd von den Sidhe Crain, und wir erwarten …«
»Die Monarchie ist bei uns schon lange abgeschafft«, unterbrach der Mann ungehalten, und seine Begleiter lachten. »Madame Guillotine hat das sauber erledigt, und manchmal weiß ich nicht, ob wir sie nicht doch wieder aus ihrem Grab holen sollten!« Er packte Rhiannon am Arm. »Sie werden jetzt gleich zur Kasse gebeten, wenn …«
»Hände weg von meiner Schwester!«, schnauzte Dafydd ihn an. »Was erlaubst du dir, eine edle Dame derart ungebührlich anzufassen?«
Schlagartig wurde es still im Wagen. Alle Menschen blickten jetzt auf den Mann, der Rhiannon augenblicklich losließ und einen Schritt zurücktrat.
»Das geht jetzt zu weit!«, wurden missbilligende Stimmen laut. »Wichtigtuer! Zieht Leine!«
»Jetzt beruhigen wir uns erst mal«, setzte der Mann an. Er klang, als wolle er beschwichtigen
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