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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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weiß nicht einmal, was passiert ist«, gab Nadja mit entwaffnendem Lächeln zurück.
    Der Arzt fegte ihre Worte mit einer ärgerlichen Handbewegung weg. »Was hatten Sie hier zu suchen?«
    Nadja richtete sich auf und schwang die Beine über den Rand der Liege. Ihr war noch ein wenig schwindlig, aber im Liegen wollte sie nicht mit dem Arzt diskutieren.
    »Ich habe nach Boy X gesehen«, gestand sie die Wahrheit. Dann erst tischte sie dazu die Lüge auf, ohne mit der Wimper zu zucken. »Charles, sein Bruder, hat mich darum gebeten. Sie haben ihn heimgeschickt oder einer Ihrer Kollegen, aber er konnte nicht schlafen. Er meinte, er habe Sébastien im Stich gelassen, und wollte keine Ruhe geben, bis ich ihm versprach, hierher zu fahren und Wache zu halten.«
    »Und Sie sind …?«
    »Nadja Oreso, eine entfernte Kusine.«
    »Nun gut, Madame Nadja Oreso, das ist eine rührende Geschichte, aber warum haben Sie sich nicht ordnungsgemäß angemeldet?«
    »Weil Sie mich abgewimmelt hätten mit dem Hinweis darauf, dass die Nacht fast vorüber sei und ich morgen wiederkommen soll.«
    Dr. Jean Vallé stutzte. »Da haben Sie allerdings recht.«
    »Sehen Sie?« Nadja strahlte ihn an. Ihr Strahlen war absolut ehrlich. Sie fand diesen jungen Arzt äußerst sympathisch. Und hübsch, erst recht in seiner Müdigkeit. Das machte ihn verletzlich und menschlich und verringerte die Distanz zwischen ihnen. »Welche Wahl hatte ich denn? Brechen Sie ein Versprechen gleich beim ersten Hindernis? Und Charles würde es merken, wenn ich ihn belüge. Außerdem habe ich nichts Schlimmes gemacht und niemanden belästigt. Ich habe nicht einmal ein Gesetz gebrochen, höchstens eine Krankenhausregel. Wenn Sie mich jetzt hinauswerfen, werde ich ganz brav gehen. Sie brauchen dazu keinen Sicherheitsdienst.«
    »Sie bleiben jetzt erst mal brav sitzen.« Der Arzt legte die Finger an den Puls ihres Handgelenks und schaute auf seine Uhr.
    Nadja hielt ganz still, sie wagte kaum zu atmen.
    Schließlich ließ er sie los und sah sie an. »Erzählen Sie mir, wieso eine gesunde junge Frau unvermittelt in Ohnmacht fällt«, forderte er. »Besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft?«
    Nadja schüttelte den Kopf. »Nein, ganz sicher nicht. Hundertprozentig.«
Dazu
, dachte sie selbstironisch,
müsste man erst mal Sex haben, und das ist nun schon so lange her, dass ich gar nicht mehr weiß, welche Jahreszeit damals war
. Sie sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte. Wenn sie es beteuern würde, wäre sie erst recht durchgefallen. »Ich hatte gerade erst meine Tage, alles ganz normal.«
    »Hm. Was ist es dann?«
    »Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass ich ohnmächtig geworden bin. Ich stand gerade noch an der Scheibe, und im nächsten Moment war ich hier. Das ist alles, woran ich mich erinnern kann.«
    »Die Nachtschwester hörte den Aufschlag, als Sie stürzten. Sie sagte, Sie hätten auf dem Boden gelegen und hätten geredet. Über ein Scheusal, das von Ihnen weggehen soll. Da war aber nichts.«
    »Natürlich nicht.« Ein Glück, dass Nadja niemals errötete. Wie sollte sie auch diese Geschichte dem Arzt erklären? »Was sollte da sein? Ich habe im Traum geredet.«
    »Man träumt nicht, wenn man ohnmächtig ist.«
    »Aber man redet auch nicht, oder?«
    Beinahe hätte er gelächelt. »In Ordnung. Der Punkt geht an Sie, Madame Oreso.«
    »Nadja.«
    »Wie bitte?«
    »Bin ich Ihre Patientin?«
    »Wie es aussieht, nicht. Sie machen einen völlig gesunden Eindruck auf mich.«
    »Dann sagen Sie bitte Nadja zu mir.«
    »Na gut. Aber Sie müssen Jean sagen.«
    Diesmal lächelte er wirklich. Auf einmal entspannte er sich und wirkte viel gelöster. Er zeigte Nadja, dass sie ihm gefiel. Die Nacht neigte sich dem Ende zu, und er gönnte sich diese kleine Pause zwischen all dem Leid.
    »Worum geht es hier?«, fragte er und sah sie direkt an. »Und jetzt die Wahrheit, bitte.«
    »Ich habe Ihnen schon die halbe Wahrheit gesagt. Also gut. Die ganze Wahrheit.« Nadja strich sich das Haar hinters Ohr zurück und bat um ihre Handtasche. Sie kramte eine Weile, dann hielt sie Jean eine Visitenkarte hin und zeigte ihm ihren Presseausweis. »Ich bin nicht von der Regenbogenpresse«, gestand sie. »Ich hatte den Auftrag für das erste exklusive Deutschland-Interview von Boy X. Wir, das heißt mein Fotograf Robert Waller und ich, haben den jungen Mann in äußerst merkwürdigem Zustand kennengelernt und seinen Zusammenbruch hinter der Bühne miterlebt.

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