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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Einerseits trieb uns die journalistische Neugier, andererseits auch die Sorge, bei so einem augenscheinlich gesunden jungen Mann.«
    Der junge Arzt horchte auf. »Darüber würde ich gern mehr hören, vielleicht hilft mir das weiter.«
    »Gern.« Nadja erzählte alles, was sie erlebt hatte. Jean stellte Fragen, die sie zum Teil beantworten konnte, und machte sich Notizen.
    »Irgendwo ist der Knopf«, murmelte er und betrachtete die Notizen. »Wenn ich nur wüsste, wie ich ihn aufkriege …«
    »Was ist mit den anderen?«, fragte Nadja und deutete nach draußen. »Wieso liegen sie alle im Koma?«
    »Das ist das Rätsel«, gab Jean unglücklich zu. »Fast täglich kommt ein solcher Fall herein, und das seit einer Woche. Alle sind den Umständen entsprechend gesund, sogar unsere alte Madame Saban. Es besteht kein Grund zu einem Koma, keine Infektion, kein Virenbefall, nichts. Und das Schlimmste: Die ersten beiden, die eingeliefert wurden, sind bereits gestorben.«
    »Woran?«, fragte Nadja erschrocken.
    »An nichts«, antwortete der junge Arzt. »Buchstäblich an nichts, Nadja. Als ob sie einfach die Lebenskraft verließe, als ob ihr Geist oder ihre Seele, was auch immer, aus dem Körper weiche und verschwinde. Sehr poetisch für einen Arzt, ich weiß, aber ich kann es nicht anders beschreiben. Die Patienten halten eine Weile durch, selbst wenn alle Hirnströme erloschen sind. Dann, auf einmal, hört das Herz auf zu schlagen. Ohne Vorwarnung, ganz still und leise. Es hört auf, und sie sind tot, noch bevor wir Wiederbelebung einleiten können.«
    »Wie furchtbar«, sagte sie leise. »Das tut mir sehr leid, Jean. Ich kann mir vorstellen, wie schrecklich es ist, dabei zusehen zu müssen und absolut nichts tun zu können …«
    »Es ist mehr als frustrierend«, gestand er. »Das hat niemand verdient. Und wir stehen vor einem Rätsel. Ich bezweifle sogar, dass der Tropf und all die anderen Geräte etwas bringen. Ob wir sie anschalten oder weglassen … Ich denke, die Patienten würden deswegen auch nicht früher sterben. Als ob eine innere Lebensuhr abläuft.« Er rieb sich die Stirn. »Im Augenblick möchte ich meinen Beruf am liebsten hinschmeißen, weil er so sinnlos erscheint und ich einen Patienten nach dem anderen verlieren werde. Ganz abgesehen davon, dass einem das schnell einen schlechten Ruf einbringt.«
    Nadja empfand Mitleid. Jean wollte Leben retten; wahrscheinlich hatte er wie viele Ärzte voller Illusionen angefangen, Gutes bewirken zu können. Dass man dabei häufig auch mit unheilbarem Leid und Tod konfrontiert wurde und den gerechten Kampf verlor, musste er irgendwann lernen.
    »Das kann Ihnen doch nicht angelastet werden.«
    »Leider wird es das. Man wird danach beurteilt, wie viele Patienten einem wegsterben. Und ich habe die Assistenz der Intensivstation noch nicht sehr lange übernommen. Wahrscheinlich werde ich sie bald los sein.«
    Nadja schüttelte den Kopf. »Sie können nichts dafür. Diese mysteriösen Vorfälle können niemandem angelastet werden – außer denjenigen, die sie verursachen.«
    Er musterte sie mit neu erwachtem Misstrauen. »Warum sagen Sie das?«
    »Na, überlegen Sie doch mal.« Nadja rutschte von der Liege. Die Füße taten ihr immer noch weh, aber sie fühlte sich sehr viel besser. »Jemand muss dafür verantwortlich sein, denn es ist kaum normal, dass Menschen jeden Alters und Geschlechts plötzlich ins Koma fallen. Es muss eine bisher unbekannte Krankheit sein, die Ihre Maschinen nur deshalb nicht aufspüren, weil sie nicht wissen, wonach sie suchen sollen.«
    »Selbst wenn es so einfach wäre, kann es Monate dauern, bis wir eine Behandlung finden. Vielleicht nie.« Jean schüttelte den Kopf. »Die Klinikleitung erwartet
jetzt
Resultate von mir, weil die Familien der Patienten ungeduldig werden. Ich kann sie verstehen, mir geht es genauso.«
    »Ich will es auch herausfinden«, sagte Nadja. »Was ich tun kann, werde ich tun.«
    Sie wusste, dass sie in Jeans Augen bereits zu den Komapatienten gehörte. Sie hatte eine mysteriöse Ohnmacht erlitten, der keine körperliche Unpässlichkeit zugrunde lag. Und tatsächlich hatte Nadja Angst, dass sie sich bald auf der anderen Seite der Glasscheibe wiederfinden würde. Aber bis dahin würde sie nicht den Kopf in den Sand stecken.
    Ein wenig unsicher lächelte sie ihn an. »Sagen Sie … wie kann ich Sie erreichen, wenn ich mehr herausfinde?«
    »Oh, natürlich«, sagte er hastig. »Warten Sie, ich habe auch so ein Ding, irgendwo …«

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