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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Er kramte in seiner Hosentasche, förderte eine Brieftasche in feinem schwarzem Leder zutage und fischte eine Visitenkarte heraus. »Hier. Da stehen alle Nummern drauf. Unter irgendeiner erreichen Sie mich jederzeit. Ich meine …« Jetzt errötete er tatsächlich ein wenig, was ihn für Nadja noch reizvoller machte. »Es ist nett, dass Sie mich auf dem Laufenden halten wollen, dafür werde ich mich natürlich revanchieren. Und vielleicht … könnten wir …«
    »Vielleicht mal bei einem Kaffee über alles reden? Sehr gern.« Sie sprach viel zu schnell und lachte verlegen. »Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie Zeit haben.«
    »Gut.« Jean schien sich zu freuen, und Nadja war verwirrt.
    »Ich gehe, bevor Sie noch mehr Ärger bekommen. Ein paar Stunden Schlaf können mir nicht schaden. Morgen komme ich wieder, und ich hoffe, Boy X geht es dann besser.« Sie nickte dem jungen Arzt zu und machte sich auf den Weg nach draußen.
    »Gute Nacht«, rief Jean ihr nach.
    »Ihnen auch«, gab sie zurück und hob die Hand.
    Erst als sie vor der Klinik im Freien stand, erinnerte sich Nadja, dass Robert nicht zurückgekommen war. Ihre Armbanduhr zeigte inzwischen vier Uhr morgens, der Asphalt war nass von einem kurzen Regen, und der kalte Wind hatte weiter an Stärke zugenommen. Nadja zog fröstelnd die Jacke vor der Brust zusammen und machte sich auf den Weg zur Metro. Unterwegs drückte sie Roberts Handy-Nummer, und er meldete sich sofort.
    Ohne Gruß sprudelte er los: »Nadja, tut mir furchtbar leid, aber ich konnte nicht bleiben. Anrufen konnte ich dich nicht, um dich nicht auffliegen zu lassen …«
    »Robert, wo bist du?«, unterbrach sie.
    »In der Wohnung«, antwortete er. »Ich habe ein wenig geschlafen.«
    »Nicht getrunken?«
    »Nein. Ja. Nur ein Bier und einen Whisky, mehr nicht, ich schwör’s dir! Dann bin ich auf dem Sofa umgekippt und erst durch das Läuten aufgewacht.«
    Er klang nicht so verschlafen wie sonst am Morgen, selbst wenn er ausreichend Schlaf gefunden hatte. Also musste er noch unter Strom stehen.
    »Was war los?«
    »Ich habe es nicht mehr ausgehalten«, sagte er heiser. »All das Leid zu sehen und diese Komatösen … Plötzlich war alles wieder da. Fünfzehn Jahre waren wie weggewischt. Und ich sah sie vor mir, meine Frau und meine Tochter, wie sie auf der Intensivstation lagen und um ihr Leben kämpften. All die Maschinen und Schläuche, das Piepen und Blinken … ich wurde fast wahnsinnig. Ich konnte das Bild nicht wegwischen, mir wurde schlecht und …«
    »Robert …«, unterbrach Nadja sanft. »Beruhige dich. Es ist alles in Ordnung. Mir muss es leidtun, daran hätte ich vorher denken sollen.«
    »Aber fünfzehn Jahre, Nadja!« Ein verstecktes Schluchzen klang in seiner Stimme. »Hört das nie auf? Komme ich jemals darüber hinweg?«
    Nadja hätte eine Menge dazu sagen können. Aber das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Dazu mussten sie sich Auge in Auge gegenübersitzen, am besten an einem neutralen Ort, und endlich reden. Nicht nur fragmentarisch, sondern über alles. Robert würde so lange nicht über über diese Ereignisse hinwegkommen, wie er sich weigerte, den Geschehnissen ins Auge zu blicken und sie zu akzeptieren. Er musste endlich loslassen.
    Sie rieb die müden Augen. Es war eine lange Nacht gewesen, und es wurde Zeit, dass sie ins Bett kam. Wenigstens ein paar Stunden Schlaf brauchte sie jetzt und Erholung für ihre gepeinigten Füße. Ab morgen würde sie bequeme Laufschuhe tragen.
    »Ich komme heim«, sagte sie. »Ich muss dir etwas Unglaubliches erzählen. In zehn Minuten bin ich da.«
    »Ja. Ich … ich warte.«
    Pfeif auf die Metro
, dachte sie. Sie sah ein freies Taxi – endlich war mal eines da, wenn man eins brauchte. Sie hob die Hand, in der sie immer noch Jean Vallés Visitenkarte hielt.

9 Schattenland
    Die Diener wichen vor ihm zurück, als er die Gänge entlangschritt, auf jenes Gemach im Audienzbereich der Herrscherin zu, das nur ihm und seiner Gebieterin vorbehalten war. Kein anderer hatte es je betreten, das wusste er.
    An wem er auch vorüberschritt, wen immer sein eisiger Hauch streifte, der versuchte seinem Einflussbereich zu entkommen. Niemand schaute in seine unter der Dunkelheit der Kapuze verborgen glitzernden Augen; wenn jemand es überhaupt wagte, den Blick in seiner Gegenwart vom Boden zu heben.
    Er roch die Angst und saugte sie tief in sich ein. Sie erfüllte ihn mit grimmiger Befriedigung und war ihm ein Trost in diesen dunklen Tagen.
    Das

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