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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Schattenland war der am meisten gefürchtete Ort des Elfenreiches. Die Menschen hätten ihn wahrscheinlich als Hölle bezeichnet. Es gab kein Entrinnen, keine Hoffnung und keinen Ausweg aus dem Grauen. Wer zur Verbannung hierher verurteilt wurde, konnte nie mehr zurück. Es war schlimmer als der Tod. Schlimmer sogar noch als das Vergehen.
    Es gab nur eines, so redeten die Verbannten und Gefangenen des Schattenlandes untereinander, was noch schrecklicher war als das Schattenland.
    Und das war der Getreue.
Er
.
    Seinen Namen kannte niemand und nur wenige sein Gesicht.
    Für den Getreuen gab es bis auf eine einzige Tür keinen verriegelten Zugang im ganzen Schloss. Sein Wort war Befehl. Nur die Königin stand über ihm. Aber nicht einmal sie wurde so sehr gefürchtet wie er.
    Und doch … Selbst er fürchtete die Königin. Obwohl er sonst kaum zu Gefühlen fähig war, empfand er zudem stets eine gewisse Erregung, wenn er zur Audienz gebeten wurde. Die Untertanen ahnten nicht, welche ungeheure Macht in der Königin steckte und welche Fähigkeit zur Grausamkeit sich tief in ihr verbarg. Der Getreue hatte all dies schon gesehen und erlebt. Er stand der Königin so nahe wie niemand sonst. Soweit er es wusste, gab es zwischen ihnen nur ein einziges Geheimnis, das sie vor ihm verbarg. Er hingegen verbarg nichts vor ihr. Sie wusste alles über ihn.
    Die Flügeltore öffneten sich. Die stierköpfigen Wachen traten zur Seite und ließen den Getreuen ein, ohne den Kopf in seine Richtung zu wenden. Sie erschauerten sichtlich, als er an ihnen vorbei über die Schwelle schritt. Er beachtete sie nicht, wie er überhaupt nur selten die Aufmerksamkeit auf einen Untertan richtete, höchstens, um zu befehlen oder zu strafen.
    In diesem Gemach trafen sie sich nicht allzu oft. Zumeist bestellte die Herrscherin den Getreuen in den offiziellen Audienzraum auf der anderen Seite des königlichen Gelasses, wie alle anderen Untertanen. Doch manchmal … manchmal wollte sie ihn in diesem Gemach sehen.
    Von hier aus führte eine Tür direkt zu ihren privaten Räumen. Diese war für den Getreuen stets verschlossen. Manchmal, wenn er wartete, hatte er durch die Tür Geräusche schallen hören, die selbst für ihn schauerlich waren. Das war das Geheimnis zwischen ihnen: Nicht einmal er wusste, was dort vor sich ging, wenn sich die Königin zurückzog und für niemanden zu sprechen war.
    Doch an diesem Tag war es still, und sie ließ ihn nicht lange warten. Die Tür öffnete sich, und sie trat heraus.
    Die Dunkle Frau – Bandorchu.
    Der Getreue ließ sich auf ein Knie nieder. Demütig senkte er das schwere Haupt. »Erhabene Gebieterin«, sagte er ehrerbietig mit tiefer, ein wenig heiser kratzender Stimme.
    Diesen Moment genoss er am allermeisten. Das raschelnde Geräusch ihrer kostbaren seidenen Gewänder, wenn sie sich bewegte. Das Nahen ihrer Aura, die sie wie ein Glanz umgab, die sich auf ihn ausweitete und ihn mit sinnlicher Wärme umhüllte. Ihr betörender Duft nach edlen Rosen und Orchideen. Das war mehr, als die Königin nur anzusehen. Es erfüllte ihn tief mit Verehrung und Ehrfurcht und machte ihm bewusst, wofür er lebte. Für ihn gab es nur sie, all sein Sinnen und Trachten war auf sie ausgerichtet. Alles, was er erstrebte, war für sie.
    Ihre Hand schob sich in sein Blickfeld. Behutsam ergriff er sie mit seiner behandschuhten Pranke und drückte flüchtig seine Lippen darauf. Diese Berührung war ihm kostbarer als alle Schätze der Welt. Sie machte das Schattenland und das Exil erträglich.
    »Wie geht es dir, mein Freund?«, sprach die Königin. Der Klang ihrer Stimme erhellte die Finsternis in seinem Herzen und brachte in seinem Verstand Glocken zum Läuten.
    »Bei Euch zu sein kann nur höchstes Glück hervorrufen, meine Königin«, antwortete der Getreue. »Es kann mir an nichts mangeln.«
    Sie wirkte geschmeichelt und amüsiert zugleich. »Erhebe dich, alter Freund«, forderte sie ihn mit einer Handbewegung auf. »Wir kennen uns so lange. Es ist nicht notwendig, sich streng ans Protokoll zu halten.« Bandorchu lachte leise schnurrend. »Nicht in diesem Raum.«
    Es war kein großer Raum, doch üppig und prunkvoll eingerichtet mit bequemem Mobiliar und … einem großen Bett, das wie ein Herrscher auf einer Empore thronte, mit einem Baldachin und Vorhängen an den Seiten, die vollständig zugezogen werden konnten.
    Ein wollüstiger Schauer durchlief den Getreuen, und er stand auf. Für einen Moment waren sie sich ganz nahe, ihre

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