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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Paris nicht
, dachte Nadja.
Genau betrachtet ist es ein Dorf. Solange du dich im Zentrum aufhältst, werden wir uns immer wieder über den Weg laufen, das garantiere ich dir!
    Rian stolperte plötzlich, dann hüpfte sie abwechselnd auf einem Bein. Es sah grotesk und komisch aus. Was hatte sie auf einmal? Nadja war es gleichgültig, denn die Unterbrechung half, den Abstand weiter zu verringern.
    In diesem Moment fing Rian sich erneut und spurtete um die Ecke. Dabei stob etwas von ihr weg. Etwas Dunkles, Unförmiges segelte langsam wie ein Tuch zu Boden. Rian bemerkte es nicht einmal, denn sie war bereits außer Sicht.
    Nadja wurde langsamer, sie musste ohnehin verschnaufen. Und sie wusste, wohin dieser Weg nach mehreren Zickzackkurven führte: in eine Sackgasse.
    Vor dem Ding verhielt Nadja; sie schaute hinunter. Auf dem staubigen Kopfsteinpflaster lag etwas, das wie eine pechschwarze, formlose Hülle aussah. Was hatte Rian da bei sich getragen? Nadja ging in die Hocke und besah sich das Ding von der Seite. Es hob sich kaum vom Boden ab, musste aus hauchfeinem Material sein.
    Die Neugier siegte. Vorsichtig tupfte Nadja das schwarze Ding an. Dann nahm sie es in die Hand. Es fühlte sich seltsam kühl und fremd an; aus einem Material, das sie noch nie gefühlt hatte. Sie konnte es auch nicht festhalten. Ständig flutschte es durch ihre Finger und schien davonfließen zu wollen.
    Nadja war fasziniert. Was konnte das nur sein? Nichts Menschliches … Und wenn doch, so war es eine ganz neue Erfindung, die ein Model nicht einfach so mit sich herumtrug. Sie musste es mitnehmen!
    Während sie versuchte, das schwarze Gebilde festzuhalten, lief Nadja weiter. Sie war bereits darauf gefasst, wieder vor einer leer gefegten Sackgasse zu stehen – doch da stand auf einmal Rian. Sie wirkte wie ein gehetztes Reh, rannte an der einen Mauer hinunter und an der anderen wieder hinauf. Dabei klopfte sie immer wieder gegen die Steine. Sie verhielt sich fast wie Nadja, als diese in der Nacht die Gasse untersucht hatte.
    Durch einen schmalen Häuserspalt fiel auf einmal Sonnenlicht herein; es zauberte einen unwirklichen Schein in die nicht minder surreale Szenerie. Nadjas Schatten fiel ihr lang voraus, und die junge Frau machte plötzlich einen Satz, als sie beinahe daraufgetreten wäre.
    In diesem Augenblick entdeckte sie Nadja; erschrocken blieb sie stehen. Hektisch sah sich Rian um. Sie sah aus, als wollte sie erneut die Flucht ergreifen, und erkannte auf einmal, dass sie in der Falle saß.
    Nadja hob die rechte Hand. »Rian, beruhige dich! Ich will dir nichts tun! Ich will nur mit dir reden. Bitte bleib, ich … Mir geht die Luft aus. Noch mehr Verfolgung halte ich nicht aus.«
    Die junge Frau zögerte, ihr Blick war misstrauisch. »Du bist … diese Frau von der Show«, sagte sie langsam. Ihre Stimme war so klar und rein wie die Luft nach einem Gewitter, wenn die Sonne wieder schien und Tausende Regentropfen zum Funkeln brachte. »Mit diesem Fotografen.« Sie sprach fließend Französisch, aber sie hatte teilweise eine eigenartige Betonung.
    Nadja nickte. Sie streckte Rian die linke Hand entgegen. »Du hast etwas verloren.«
    »Mein Schatten!«, rief Rian. »Das darf nicht wahr sein! Jetzt ist das Ding schon wieder abgefallen!«
    Nadja entschloss sich, nicht weiter auf die Bemerkung einzugehen. Sie wollte das merkwürdige Gebilde nur noch loswerden. Allmählich wurde es ihr nämlich lästig, weil es dauernd in ihren Händen hin und her floss.
    Dann erst
sah
sie es: Ihr eigener Schatten fiel ihr voraus, lang gestreckt und dünn. Rians Schatten hätte sich zwar hinter ihr abzeichnen müssen, aber sie hätte ihn gut erkennen können.
    Doch die junge Frau vor ihr besaß keinen. Ganz genauso wie der Mann ohne Schatten vor ein paar Tagen. Da war nichts.
    Und in Nadjas Verstand war im nächsten Moment auch nichts mehr, und sie kippte um.
    Als sie wieder zu sich kam, kam ihr als Erstes ein wütender Gedanke in den Sinn:
Was ist los mit mir? Wie eine schwindsüchtige russische Romanheldin des neunzehnten Jahrhunderts falle ich dauernd um. Das ist ja peinlich!
Dann bemerkte sie den Streit in ihrer Nähe und verhielt sich still. Das interessierte sie.
    »… nicht aufgepasst!« Rians helle Stimme. »Du bist unsichtbar, bei allen fliegenden Brathennen! Wie kannst du nur so unaufmerksam sein!«
    »Ich hab doch überhaupt nichts gemacht!«, hörte Nadja eine andere, nicht menschlich klingende Stimme, schrill und fiepsend.
    »Ja, das sagst du immer!

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