Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
davon abzuhalten, Prinz Dafydd anzugreifen, aber vielleicht ist sie noch für eines gut. Du solltest ein Stück zur Seite gehen.«
Eleanor schüttelte den Kopf. Sie klammerte sich an Guys Hand, beugte sich über ihn wie eine Löwin über ihre Beute, die sie gegen Fressfeinde verteidigen wollte.
Wortlos nahm Rian sie am Arm. »Komm!«
Eleanor zögerte, stand schließlich schwankend auf und ließ sich von Rian fortführen.
»Was habt Ihr vor?«, fragte David den Menschen.
»Wenn er Elf genug war, bevor er starb, befindet er sich jetzt in Annuyn. Ich werde gehen und ihn von dort zurückholen.«
David schluckte. »Ist das nicht gefährlich? Was ist, wenn Ihr es nicht schafft, den Grauen Herrscher dazu zu überreden, Euch beide freizulassen? Was wird aus Eurer Tochter?«
Und aus Nadja?
, fügte er im Stillen hinzu.
Merlin lächelte traurig. »Sieh sie dir an«, sagte er.
Davids Blick glitt zu Eleanor, die mit hängenden Schultern und so unendlich viel Leid in den Augen neben Rian stand und kaum hörte, was die Elfenprinzessin zu ihr sagte.
»Elfen würden sich über diesen Schmerz hinwegsetzen«, murmelte Merlin gedankenverloren, »und das Risiko nicht eingehen, weil es ein höheres Ziel gibt, das sie verfolgen.«
David nickte. »Die Rettung der Anderswelt.«
»Genau.« Merlin hielt inne und sah ihn an.
»Aber Ihr seid kein Elf.«
Der Zauberer schüttelte den Kopf. »Und du? Erinnere dich an Margaret und Sebastian. Warum bist du damals umgekehrt?«
David lauschte in sich hinein. Seine Seele war gewachsen und erfüllte ihn mit einer Wärme, die ihn bis in die Haarspitzen durchdrang. Er antwortete nicht auf Merlins Frage. »Geht!«, sagte er nur.
Merlin lächelte. »Prinz!« Er neigte ehrerbietig den Kopf, dann schloss er die Augen.
Im nächsten Moment wich die Farbe aus seinem Gesicht, und er sank wie tot zu Boden.
»David!« Erschrocken ließ Rian Eleanor stehen und kam herbeigelaufen. »Was ist passiert?«
David sah auf den bewegungslos daliegenden Zauberer nieder. Er sah wieder genauso aus wie vor dem Moment, in dem er das Quellwasser getrunken hatte. »Er versucht, Guy aus Annuyn zu retten.«
»Was?« Fassungslos riss Rian die Augen auf. »Und wenn er es nicht schafft?«
David blickte zu Eleanor. Sie hatte sich auf den Boden fallen lassen und gegen einen Baumstamm gelehnt. Mit Augen, die vor Tränen glitzerten, starrte sie vor sich hin.
Rian folgte seinem Blick. In ihrer Miene arbeitete es heftig. Schließlich nickte sie verstehend.
»Er wird zurückkehren«, sagte David. Und er hoffte, dass er sich zuversichtlicher anhörte, als er tatsächlich war.
»Da ist es!« Aufgeregt hopste Pirx auf und ab und wies mit seinem kleinen Händchen nach vorn.
Teamhaír na Rí – Tara of the Kings
, stand auf einem Straßenschild. Sie waren endlich am Ziel!
Nachdem sie dem hungrigen Kater auf dem Hof entkommen waren, hatten sie sich zu Fuß auf den Weg zurück zur N 51 gemacht – natürlich nicht, ohne dass Grog die ganze Zeit schlecht gelaunt vor sich hin gebrummelt hatte. Zu ihrem Glück hatten sie ganz in der Nähe der Abzweigung, an der der Lastwagenfahrer die befestigte Straße verlassen hatte, eine kleine Tankstelle gefunden. Kurze Zeit später war ein älteres Ehepaar in einem alten VW-Käfer aufgetaucht und hatte an dieser Tankstelle haltgemacht.
Pirx hatte seine Elfenmagie genutzt, um die beiden Leute dazu zu bringen, kurzfristig ihre Pläne zu ändern und sich Tara anzusehen. Daraufhin waren die zwei Wesen aus der Anderswelt unsichtbar auf den Rücksitz gekrabbelt und hatten sich gemütlich nach Tara schaukeln lassen.
Nun kam der VW-Käfer auf dem Parkplatz der alten Kultstätte zum Stehen. Der ältere Mann stieg aus, reckte sich und lachte fröhlich.
»Weißt du, Schatz«, sagte er, »eigentlich machen wir das viel zu selten, oder? Einfach so einem Impuls nachgeben und alles andere sausen lassen, meine ich.«
Seine Frau trat ebenfalls aus dem Wagen. Sie war in einen knöchellangen Rock und eine Strickjacke gekleidet, und über ihr faltiges Gesicht huschte ein unsicheres Lächeln. »Ich weiß nicht, James. Wir sollten wirklich sehen, dass wir zu den Kindern kommen. Immerhin warten sie auf uns.«
James winkte ab und schnaubte einmal verächtlich. »Die sollen mal schön zusehen, wie sie ohne uns zurechtkommen. Wenn du mich fragst, verlassen sie sich sowieso viel zu sehr auf die Babysitterdienste von Oma und Opa! Nein, Mary, wir beide machen jetzt einen schönen, langen Spaziergang über die
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