Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
Sattel, und Darby sprang hinein, ergriff die Zügel und versuchte, das Pferd unter Kontrolle zu bekommen.
In diesem Augenblick fuhr ein weiterer Gegner dazwischen und verstellte Cara den Weg.
Tanner erkannte ihn sofort – aus alten Stichabbildungen, die Nicholas Abe ihm einmal gezeigt hatte: Garm, der vieräugige Höllenhund mit blutiger Brust. Er war mehr als dreimal so groß wie die Wolfshündin, fletschte die Zähne und griff sie mit grollendem Knurren an.
»Cara!«, schrie Darby entsetzt. Endlich gehorchte ihm das Pferd; er rammte ihm die Fersen in die Flanken und trieb es an.
Tanner hörte einen furchtbaren Tierschrei und ein lautes, schmerzerfülltes Jaulen, das abrupt zu leisem Winseln versiegte und schließlich verstummte. Der riesige Garm schüttelte den klobigen Schädel, und in seinem Maul hing der furchtbar zugerichtete Leib der Wolfshündin, die er mit einem Ruck von sich schleuderte, dem heransprengenden Pferd vor die Hufe. Das Tier scheute und stieg, und Darby, der wie wahnsinnig nach seinem Hund schrie, stürzte aus dem Sattel.
»Das nimmt keine gute Wendung«, murmelte Saul und wollte sich dem Geschehen um Odins Haus wieder zudrehen, da stand er Anne Lanschie gegenüber. Für einen kurzen Augenblick war er zu geschockt, um zu reagieren.
»Hallo, Saul«, sagte die Vampirelfe und fletschte ihr beeindruckendes Gebiss. »Darauf habe ich lange genug gewartet.« Sofort sprang sie ihn an.
Tanner stürzte rücklings in den Staub, konnte nichts gegen ihren Ansturm unternehmen. Zumal sie Unterstützung hatte: Waller, dieser verdammte Mistkerl, trat ihm auf die Hand, und Tanner brüllte auf, als er Knochen knacken hörte. Die Pistole fiel ihm aus den gebrochenen Fingern; er versuchte die andere Hand hochzureißen, doch Waller hatte sie längst gepackt und entwand ihm kraftvoll auch die zweite Waffe.
»Jetzt gehörst du mir«, zischte Anne, drückte mit den Knien gegen die Brust des Amerikaners und schlug ihm mit geballter Hand ins Gesicht. Seine Nase brach, und er spuckte Blut.
Erstaunlicherweise empfand Tanner keinen besonderen Schmerz; er fand diese Situation eher zum Brüllen komisch. »Beiß mich doch, Schlampe!« Er kicherte.
»Das bist du nicht wert«, fauchte sie, »aber ich werde dir die Kehle zerreißen, so wie Garm deiner kleinen vierbeinigen Freundin.«
Saul Tanner wusste, dass er keine Chance mehr hatte. Alle seine magischen Besitztümer waren in seinem Rucksack, und an den kam er nicht mehr heran. Robert Waller hielt die Pistole auf seinen Kopf gerichtet. Aus der Entfernung würde nicht einmal ein Blinder danebenschießen.
»Schade, dass der schöne Ausflug schon zu Ende ist«, stieß der Millionär krächzend hervor. »Gerade als es am meisten Spaß gemacht hat.«
Es war ein dummes Missgeschick, so kurz vor dem Ziel. Andererseits: Er hatte sein Leben gelebt, in den vergangenen Tagen so intensiv, dass es wohl auch für einige Zeit danach reichte. Vermutlich wäre er in den nächsten Wochen ohnehin elend an seiner Krankheit zugrunde gegangen, bevor Darby eine Rettung gefunden hätte. Insofern war es kein schlechter Tod, mitten auf dem Feld, und er hatte eine Menge Feinde mit sich genommen.
Außerdem war das ja nicht alles. »Wenn ihr nur wüsstet«, sprudelte es aus ihm heraus. »Für euch ist es noch lange nicht vorbei … Ihr mögt mich umbringen, aber bestimmt nicht lange Freude daran haben, denn
er
wird kommen … schon in wenigen Augenblicken … Schade, dass ich das nicht mehr erlebe …«
»Verflucht sollst du sein!«, schrie Anne und schlug zu.
Saul Tanner spürte ein kurzes Reißen an seinem Hals, danach lief etwas Warmes darüber.
Irgendwie ging das alles jetzt ein wenig zu schnell,
dachte er. Er war erstaunt und leicht enttäuscht, empfand aber weder Furcht noch Reue.
Wenigstens war das Letzte, was er sah, das Gesicht einer schönen Frau. Einem Engel gleich hing es über ihm und wurde vom Himmel herab soeben von einem leuchtenden Schein umgeben. Saul Tanner hätte dieses Gesicht gern noch einmal berührt, doch sein Arm gehorchte ihm nicht mehr.
Und dann wurden seine Augen untreu, denn auf einmal wurde es dunkel.
Und dann …
Anne stand auf und strich sich die Kleidung glatt. Sie hatte aufgepasst, dass keine Blutspritzer daran kamen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Robert.
»Zufrieden«, antwortete sie ruhig. »Ich habe meine Rache bekommen. Und du?«
»Mir ist schlecht. All dieses Blut und Gemetzel, dieses Töten und Morden.«
»Du hast mich nicht
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