Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
sein Werk vollbracht gehabt, und alles wäre beendet gewesen.
Wobei der Gott kurz vor dem Betreten der Thronhalle fast bedauert hatte, dass der Krieg dann vorbei sein würde, noch bevor er richtig losgegangen war. Blutige Schlachten, die Tränen der Waisenkinder, Gewalt an Frauen, Folter und Hinrichtungen – das war mehr nach seinem Geschmack als das derzeitige scheinheilig friedliche Gebaren.
Also habe ich, was Fanmór betrifft, von vornherein gegen meine Überzeugung gehandelt und musste deswegen scheitern. Andererseits … ich wollte Rache und die Befreiung von dem Boon
.
Seine Pinselohren zuckten, und der buschige Schwanz peitschte hin und her, als das Eichhörnchen den Erdboden erreichte. Das Brummen der Sturmfunken und Schillerflügler näherte sich, ebenso die Huftritte der Pferde. Soeben brausten die Drachenvögel über den Wald hinweg und gingen in die Kurve. Sie wussten, wo er war! Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Er musste anfangen, seine Kräfte zu schonen. Die ständigen Verwandlungen kosteten ihn viel Energie; vor allem der Mondelf hatte einiges von ihm abverlangt.
Nicht zuletzt deswegen musste die folgende Gestalt gut überlegt sein. Gofannon richtete sich auf und witterte. Sie waren bald da. Das nächste Tor in die Menschenwelt, das möglicherweise noch nicht bewacht war, lag mindestens eine Wegstunde zu Pferd entfernt in Richtung Norden. So viel Zeit hatte er nicht, und möglicherweise musste er sich den Weg frei kämpfen. Da blieb also nur eines …
Während die ersten Reiter in den Wald stürmten, setzte Gofannon den letzten Verwandlungszauber ein. Wirbelnder Nebel bildete sich um die Gestalt des Eichhörnchens, wuchs in die Höhe, und etwas Neues formte sich daraus.
Statt Fell bedeckten Schuppen einen schmalen, langen Rumpf, der auf zwei mächtigen, muskelbepackten Beinen mit langen Zehen und scharfen Krallen saß. Zwei nicht minder starke Greifarme befanden sich unter einem schmalen Echsenschädel mit rot glühenden Augen und vor Zähnen starrender Schnauze. Ein beweglicher, kräftiger Schwanz sorgte für die Balance. Die Pfeilechse war nicht zu übersehen, da sie fast zwei Mannslängen Höhe besaß. Sie stieß einen schrillen, herausfordernden Schrei aus, spannte sich an und spurtete los.
Im Slalom raste Gofannon zwischen den Bäumen hindurch, während die Reiter sich gegenseitig die Richtung zuriefen und versuchten, ihn in die Zange zu nehmen. Doch bevor sie ihm auch nur annähernd gefährlich werden konnten, brach er bereits durch das letzte Gebüsch und war im Freiland. Die Drachenvögel krächzten triumphierend und wollten auf ihn herabstoßen, aber er schlug mehrmals Haken, bis er in weiten Sätzen nach Norden stürmte, schnell wie ein Pfeil und mit Sprüngen, die ihn einen Speerwurf weit trugen.
Die Drachenvögel waren zu groß und schwer, um mithalten zu können, und sie mussten sich auf die Verfolgung beschränken. Sollten sie nur! Sie würden ihn nicht einholen, bis er das Portal passiert hatte.
Die Pfeilechse streckte den Körper nach vorn, sodass sie der Luft nahezu keinen Widerstand bot, und raste mit funkelnden Schuppen übers Land, aus der Ferne nur als undeutlicher Schemen erkennbar, der eine Staubwolke hinter sich herzog.
Auch die Sturmfunken hatten diesem Tempo nichts entgegenzusetzen. Mit wütendem Brausen mussten sie einen immer größeren Abstand hinnehmen. Die Schillerflügler hatten anscheinend schon vorher aufgegeben.
Doch über den Hügeln tauchten bereits die nächsten Reiter auf und versuchten, Gofannon den Weg von zwei Seiten abzuschneiden. Der verwandelte Gott stieß ein schrilles Echsenlachen aus, peitschte einmal mit dem Schwanz, legte sich in die Waagrechte und beschleunigte nochmals. Die langen Zehenkrallen schlugen tiefe Löcher in den Boden, Gras- und Erdbrocken flogen in weitem Bogen davon. Ein Schwall Kieselsteine war wie ein Geschoss unterwegs, so schnell und weit, dass die spitzen kleinen Stücke genau die Bahn des Sturmfunkenschwarms kreuzten und mehrere der kleinen Geschöpfe aus der Luft fegten. Pfeifend trudelten sie zu Boden, einige stürzten leblos ab. Das Brausen des Schwarms wurde lauter, wütender, und er teilte sich, um eine andere Route zu nehmen.
Gofannons Ziel musste inzwischen allen klar geworden sein, und es ging nur noch um Geschwindigkeit. Wer würde als Erster eintreffen? Er selbst war inzwischen so schnell, dass er auch aus der Nähe nicht mehr deutlich erkennbar war, nur ein buntschuppiges Schleierband, das sich in einer immer
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