Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
er. »Nachdem wir hier unser Ziel erreicht haben, werde ich die beiden suchen!«
»Falls du Zeit dazu hast.« Darby gähnte und lehnte sich zurück. »Wir bekommen eine Menge zu tun, Freund, wenn wir Nadja und das Kind erst haben. Die anderen werden ihre Machtansprüche nicht so leicht aufgeben.«
»Wie willst du das überhaupt durchziehen, nach dem, was diese Verrückte gesagt hat? Ich meine, mit all den anderen, die mitmischen wollen?«
»Mir wird schon was einfallen. Das tut es immer.« Darby schloss die Augen und war bald darauf eingeschlafen.
Tanner blieb nichts anderes übrig, als den Kurs einigermaßen zu halten und darauf zu hoffen, dass der Schotte rechtzeitig erwachen würde, sobald sie am Ziel waren. Allerdings war ihm völlig rätselhaft, wie sie mit einem Land Rover nach Asgard fahren sollten.
Außerdem hatte er immer noch Durst und Hunger. So genügsam wie ein Elf war er lange nicht.
Das Land hatte sich längst in eine tote Schotterebene verwandelt, und das erste Weiß war schon ganz nah. Tanner entschloss sich gerade, anzuhalten und Darby zu wecken, als dieser plötzlich hochfuhr.
»Stopp, schnell!«
Augenblicklich trat Saul auf die Bremse. Der Blick auf die Tankuhr zeigte ihm, dass das Benzin ohnehin nicht mehr lange reichen würde.
Darby sprang aus dem Wagen und bewegte sich in schnellen Schritten. Einmal ging er um den Wagen, dann blieb er stehen, sah sich um und drehte sich wieder. Genau wie die witternde Cara vorhin, als sie Nadjas Spur entdeckt hatte.
Schließlich streckte der Elf einen Arm aus, krümmte alle Finger bis auf den Zeigefinger und schloss die Augen. Nach einer Weile kam Unruhe in den Arm, und Tanner war nicht sicher, ob es sich um bewusste Muskelbewegungen handelte. Er sah, wie sich ein feiner glitzernder Faden von der Fingerspitze löste und, vom starken Wind völlig ungerührt, durch die Luft waberte. Erneut drehte Darby sich wie ein Wetterhahn, bis der Finger nach Osten zeigte.
»Dort!«, rief er.
Tanner kramte die Jacke hervor, stieg aus und schlüpfte hastig hinein. Der Wind war beißend und kam aus allen Richtungen.
»Heißt das, wir müssen zurück?«, fragte er halbwegs verärgert.
»Nein, du verstehst nicht.« Das Gesicht des Elfen verzerrte sich zur Maske des Hasses. » David und Rian sind eingetroffen! Also haben auch sie hierher gefunden. Aber das werde ich ihnen vergällen.« Er hob den Kopf und drehte ihn leicht, als würde er lauschen. »Ah! Nur ein Katzensprung. Warte hier, ich bin gleich zurück.«
Bevor Saul etwas erwidern konnte, war der Elf wie vom Erdboden verschluckt. »Also schön, dann eben warten.« Der Amerikaner stieg wieder in den Wagen, tätschelte Caras Kopf und machte es sich so bequem wie möglich. Dann schlief er ein.
Saul wurde wach, weil Darby ihn an der Schulter rüttelte. »Auf, Meister! Jetzt fahren wir nach Asgard.«
Der Amerikaner setzte sich auf und gähnte. »Das ist also wirklich dein Ernst?«
»Willst du etwa zu Fuß gehen?«
»Nein, sicher nicht.«
»Also dann, fahr!«
Achselzuckend startete Saul den Wagen. »Und was hast du in der Zwischenzeit gemacht?«
»David und Rian aufgehalten.« Darby bleckte böse die Zähne. »Sie stehen zwischen mir und Nadja und für alles, was ich verloren habe. Dafür werden sie mit dem Leben bezahlen.«
»Lediglich finstere Rache?«, fragte Tanner wenig überzeugt. Der Elf hatte immer einen Hintergedanken, bei allem, was er tat.
»Rache versüßt mir den Kampf, der mir bevorsteht«, antwortete Darby. »Und ja, es bringt uns beiden Vorteile – sowohl Fanmór als auch Bandorchu werden in tiefes Leid stürzen und ihre Auseinandersetzung einen Großteil ihres Sinns verlieren. Somit wird es leichter für uns, den tödlichen Hieb in die Wunde zu setzen.«
Tanner wollte ihm glauben. Außerdem gab es jetzt anderes, worauf er sich konzentrieren musste. »Da vorn fängt der Gletscher an, und das Benzin geht uns bald aus.«
»Das reicht schon noch«, meinte Darby gleichmütig. »Fahr einfach weiter.«
»Aber das ist Eis, es geht steil bergauf …«
»Das schafft der Wagen. Nur zu!«
Voller Vorfreude fing Cara zu jaulen an und hob aufgeregt den Kopf.
»Also gut«, gab Tanner nach. Wieso sollte ein zum Tode Verurteilter Angst vor einem tödlichen Unfall im Eis haben?
»Gib einfach Gas, und zwar so viel wie möglich«, riet Darby, bevor er sich wieder bequem zurücklehnte.
Das Eis knirschte unter den Reifen, als sie auf den Gletscher fuhren. Tanner rechnete jeden Moment damit, ins
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