Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Schleudern zu geraten und im Überschlag den Hang hinunterzurollen, während er dennoch weiter Vollgas gab und den Wagen die Steigung hinaufjagte.
    Ein Wunder. Es musste ein Wunder sein! Der Land Rover befand sich schon fast in der Senkrechten, und trotzdem fuhr er immer weiter. Tanner drückte den Fuß krampfhaft aufs Gaspedal und umklammerte das Lenkrad, bis die Fingerknöchel weiß hervorstanden. Schweiß stand ihm auf der Stirn, und er versuchte, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Nachlassen durfte er jetzt auf keinen Fall; das wäre das Ende gewesen und keinesfalls ein angenehmes.
    Je höher es hinaufging, desto rascher näherten sich die dunklen Wolken. Tanner fragte nicht, wie weit und wie lange das noch so gehen sollte. Wer hätte ihm auch geantwortet? Darby döste entspannt vor sich hin, und Cara winselte ab und zu erwartungsvoll, während sie aufmerksam nach draußen sah.
    Mit aufheulendem Motor rasten sie in die Wolken hinein, und Tanner konnte nichts mehr erkennen. Das Licht der Scheinwerfer wurde von der dicken Wand zurückgeworfen. Dennoch war sie nicht undurchdringlich, der Wagen konnte ungehindert passieren. Blind fuhren sie ins Ungewisse.
    Wohin führte das nur? Tanner stand kurz vor dem Zusammenbruch, er hatte Seitenstechen vom verkrampften Atmen. Dann sank die Tanknadel auf 0, ein Licht leuchtete auf, und ein Piepton verkündete das Ende des Sprits.
    Egal. Tanner drückte das Pedal weiterhin durch, der Fuß war ohnehin schon völlig angespannt. Was auch immer geschehen mochte, Saul würde nicht nachlassen. Nicht in diesem widersinnigen Moment.
    Der Motor stotterte und keuchte, als ihm der Lebenssaft ausging, und heulte trocken auf. Auch das Öl war verbraucht, die Temperatur stieg sprunghaft an; das ganze Chassis begann zu rasseln und zu klappern.
    Das ist das Ende
, dachte Tanner panisch,
und dieser Idiot verschläft es!
    Cara jaulte auf wie ein junger Hund und hechelte aufgeregt, aber es klang nicht ängstlich.
    Der Motor setzte aus, die Batterieanzeige flackerte und zeigte Entladung an.
    Jeden Moment würden die Reifen zuerst zum Stillstand kommen und dann entgegengesetzt drehen. Sie würden auf dem Eis hinunterrutschen und im freien Fall nach unten rasen.
    Da durchbrachen sie die Wolkendecke. Tanner musste blinzeln, als die Sonne grell in seine Augen stach. Noch immer rüttelte der Wind am Wagen und bildete glitzernde Luftwirbel.
    Tanner wurde leicht aus dem Sitz gehoben. Völlig eben glitt der Wagen voraus, als hätten sie nur eine Kante übersprungen. Mit unverminderter Geschwindigkeit sauste der Land Rover über eine riesige, weite Ebene, über der linker Hand der riesige Gletscher aufragte. Geradeaus, in weiter Ferne, konnte Tanner so etwas wie ein Gebäude erkennen, das von Riesenhand erschaffen worden sein musste.
    Und es war nicht das einzige; es gab mehr seiner Art, viel mehr, die sich bis in große Höhen erhoben, gehalten von den Ästen eines kolossalen Baumes. Sie funkelten und glitzerten im magischen Dunst, nicht greifbar, fast eine optische Täuschung.
    In einem fast hysterischen Gelächter brach sich Tanners Anspannung Bahn, und Tränen rannen über seine Wangen. »Das ist der Wahnsinn!«, schrie er, und dann jubelte er wie als Zwölfjähriger, als er zum ersten Mal Vaters Wagen geklaut hatte und mit Vollgas über den Highway raste, die Polizei auf den Fersen.
    »Ist doch nur ein Land Rover«, bemerkte Darby schläfrig und deutete vor sich. »Übrigens scheinen wir die Ersten zu sein. Gut so. Einfach immer geradeaus, James, und wecken Sie mich, wenn wir am Ziel sind.«
    »Ja, Sir, zu Befehl, Sir!«, brüllte Tanner, fuhr das Fenster herunter und lachte und jubelte weiter, bis er heiser war.

11 Der Weg nach Asgard II
    Die kleinen, struppigen Pferde mit den dicken Mähnen schauten verdutzt, als mitten unter ihnen Zweibeiner materialisierten, die Menschen ziemlich ähnlich sahen. Neugierig zockelten drei der Tiere sogleich näher, der Rest der Herde wandte sich wieder der Suche nach Nahrung zu.
    Rian kreuzte fröstelnd die Arme vor der Brust, Ein eisiger Wind fauchte durch ihre kurzen blonden Haare. »Die Sonne scheint, aber es ist kalt …«
    »Das ist auch kein Wunder.« David deutete hinter sie, und sie drehte sich um. In der Ferne glänzte strahlendes Weiß, so weit das Auge reichte. Darüber allerdings dräuten erste schwarze Wolken. »Das ist ein Gletscher, glaube ich.«
    Die Elfenprinzessin zog eine nachdenkliche Miene. »Demnach sind wir also in Island«, sagte sie