Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
Schmerz schrie.
13 Der Kampf beginnt
Der Weg über die Brücke war länger als angenommen. David hatte erleichtert aufgeatmet, nachdem sie den Flammenwall unbeschadet durchschritten hatten. Doch seine Euphorie schwand schnell angesichts der Strecke, die nun vor ihnen lag. Nicht einmal das Ende der Brücke war zu erkennen, es ging in einem Bogen immer nur aufwärts.
»Verdammt!« David trabte los, dann lief und schließlich rannte er, so schnell er konnte, angetrieben von Wut und Ungeduld. Stetig ging es bergauf, doch er gab nicht auf. Es musste irgendwann nach unten gehen, das war nicht anders möglich!
Dass Rian längst weit hinter ihm zurückgeblieben war, nahm er nur am Rande zur Kenntnis. Er wollte zu Nadja, das war sein einziger Gedanke, nichts anderes sonst gab es mehr.
Schließlich ging ihm die Luft aus, seine Lungen stachen, die Schenkel brannten. Frustriert blieb der Prinz stehen und sah sich um. Nichts hatte sich verändert. Die Feuerlohe lag weit unter ihm, noch weiter darunter die Wolken, und vor und über ihm breitete sich nur der Himmel aus. Lediglich weit im Osten konnte er das ferne Schimmern eines Baumstamms ausmachen, dessen weit ausladende Äste das Firmament zu tragen schienen. Sicher reichten die Zweige herüber, an diesem Punkt auf der Regenbogenbrücke war David allerdings weiter davon entfernt denn je.
Keuchend verharrte er und wartete auf Rian, die wenig mehr als ein kleiner Punkt war, der sich gemächlich näherte.
»Komm endlich!«, schrie David, obwohl seine Schwester ihn sicher noch nicht hören konnte. Die hatte vielleicht Nerven! Bei dieser Geschwindigkeit kamen sie nie ans Ziel! Am besten ließ er sie einfach stehen und lief weiter, ein wenig langsamer diesmal, dafür umso stetiger. Immerhin musste er vorwärts kommen, er wollte nicht alles verpassen!
Unruhig trabte er auf der Stelle, hin- und hergerissen, was er tun sollte. Er durfte Rian nicht einfach im Stich lassen, auch wenn ihr keine Gefahr zu drohen schien. Das konnte sich rasch ändern.
»Rian, bitte komm, beeil dich ein wenig«, flehte er, halb auf dem Sprung.
Sobald sie endlich deutlich erkennbar war, wedelte er wild mit den Armen. »Rian!«
Sie schüttelte den Kopf und tippte sich an die Stirn. »David, benutze endlich mal deinen Verstand, anstatt immer gleich vorzustürmen!«
»W… was … wie …«, stotterte er verdutzt.
»Du hättest es gleich merken müssen«, fuhr sie fort. »Egal, wie schnell du läufst – du wirst niemals ankommen.«
Er wurde blass. »Wie kommst du darauf?«
»Mir kam es merkwürdig vor, wie schnell Heimdall uns hindurchließ. Und sobald ich den endlos scheinenden Brückenbogen sah, wurde es mir klar. Ich habe dir noch nachgerufen, aber du hast mich nicht mehr gehört, weil du nur blindlings losgerannt bist.«
»Ist das hier nicht Bifröst?«
»Doch. Aber wir können sie nicht auf normalem Wege überschreiten. Es geht nicht um eine räumliche Entfernung. Ich denke, Heimdall will verhindern, dass wir aufs Idafeld gelangen. Vielleicht hat Odin ihn darum gebeten, um uns zu schützen. Das wäre die positive Möglichkeit.« Rian seufzte und blickte nach Osten. »Sieh mal, dahinten ist Niflheim. So nah und doch fern.«
David war der Verzweiflung nahe. »Aber was sollen wir jetzt tun? Von der Brücke springen?«
»Wenn wir versuchen, sie zu überqueren, wird uns dasselbe passieren. Wir sind in Heimdalls Falle geraten, und das ist meine Schuld. Tut mir leid, Bruder.« Sie wirkte zerknirscht.
Er winkte ab, das interessierte ihn überhaupt nicht. »Ach, rede keinen Unsinn. Überlegen wir lieber, wie wir wieder herunterkommen.«
Unwillkürlich gingen sie weiter die Brücke empor, während sie angestrengt nachdachten. Schließlich zog Rian die Phiole mit dem Heilungswasser heraus und hielt sie David hin. »Wir rufen jetzt Merlin.«
»Damit?«, fragte er misstrauisch.
Seine Schwester nickte. »Er hat sie berührt, dieses Wasser hat ihn zurückgeholt, und er hat sie uns geschenkt. Wenn wir uns konzentrieren, können wir vielleicht den Kontakt zu ihm herstellen. Und hast du nicht selbst behauptet, er schulde uns was?«
»Er sagte aber auch, mehr könne er nicht tun.« David zog eine grimmige Miene. »Vielleicht
will
er es nicht.«
»Also, sollen wir es versuchen?«
»Warum nicht?«
Gemeinsam legten sie die Hände um die Phiole, schlossen die Augen und konzentrierten sich. David ließ vor seinem geistigen Auge das Bild des Sees der Dame entstehen und entsann sich, wie er das Wasser
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