Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
schickte er sie weg, zurück in das Dorf am Großen See; dorthin, wo sie beide geboren worden waren.
Er fragte sich nun, ob sie dort einen anderen, mächtigen Mann gefunden hatte, einen Hohepriester oder Heerführer vielleicht. Es hätte ihn nicht gewundert.
Ich hoffe
, dachte er,
dass ihr Tod nicht die Konsequenz ihrer Schwäche war. Sie hätte etwas Besseres verdient
.
Der Junge öffnete die Augen. Er hatte geschlafen und geträumt. Catan hatte ihm zugesehen und dabei ruhig auf dem Bett gesessen, die Arme auf die Beine gelegt, die Hände ausgestreckt.
»Ich hoffe, es war ein guter Traum«, sagte er an den Säugling gewandt. »Es war wohl dein letzter.«
Er hob die Augenbrauen, als er einen Stich im Magen spürte. Von Anfang an war ihm klar gewesen, dass sich das Schicksal des Jungen am Fuße des Olymp erfüllen würde. Er hatte ihn durch Wüsten und Steppen getragen, über Hügel und Flüsse, hatte ihn mit seinem Leben beschützt, um den Wunsch seines Königs zu erfüllen.
Und nun war es so weit.
Draußen vor dem Turm, in dem sich sein Quartier befand, ballten sich Wolken zusammen. Blitze zuckten über den nächtlichen Himmel, Donner rollte über das Land.
Catan spürte den fragenden Blick des Jungen.
»Der König wünscht es so«, sagte er. »Und wir erfüllen seine Wünsche. Das ist unsere Bestimmung und unsere Pflicht. Deine und meine.«
Es schien dem Säugling zu gefallen, wenn er mit ihm sprach. Nachdem er im Palast eingetroffen war, hatte Catan versucht, ihn anderen anzuvertrauen, aber bei niemandem war der Junge ruhig geblieben. Nur wenn der Panther ihn in seinen Arm nahm, hörte er auf zu schreien.
»Du denkst, dass ich es nicht tun werde, richtig?«, sagte Catan leise. Er stand auf, nahm den Jungen aus der Schublade und begann ihn in der Armbeuge zu wiegen. Kleine Fäuste griffen nach seinem Fell und zogen daran.
»Du denkst, dass du deinem Schicksal entgehen wirst, weil ich dich mag, weil ich dich beschütze und weil ich gern erfahren würde, was für ein Elf darauf wartet, in dir heranzuwachsen.«
Die Aura des Jungen schien einen Moment lang heller zu leuchten. Catan fragte sich, ob das eine Reaktion auf seine Worte war oder vielleicht nur auf die Blitze am Horizont.
»Ich möchte dir eine Geschichte erzählen«, fuhr er fort, »über einen Menschen, der sich nichts sehnlicher wünschte, als eine Welt ohne Leid zu erschaffen. Sein Name war Johannes. Er war mein König.«
Catan sah ihn vor sich, als er den Namen aussprach: das rundliche Gesicht, die schütteren blonden Haare, die einfache Kleidung, für die er sich stets entschied. »Über tausend Jahre beherrschte er dieses Land, begleitet von einem mächtigen Elfenvampir. Gemeinsam hätten die beiden die Menschenwelt erobern und die Reiche der Anderswelt vernichten können, aber Johannes dachte nie darüber nach. Und weißt du, warum?«
Er machte eine Pause. Der Junge sah ihn aus seinen seltsam wissenden Augen an.
»Weil er sich geschworen hatte, seinen Untertanen ein gütiger und gerechter Herrscher zu sein, und diesem Schwur ein Leben lang gehorchte. Und der Vampir gehorchte seinem König, so, wie es sein soll.«
Catan erinnerte sich an den Tag der Vertreibung, als er, Sinenomen und Johannes auf dem Balkon des Palasts gestanden und hilflos auf den ausgetrockneten See gestarrt hatten.
»Was wird jetzt aus meinem Volk?«, hatte Johannes gefragt. Falten hatten sein Gesicht durchzogen. Der Wind war durch sein Haar gestrichen und hatte eine Strähne davongeweht. Der König hatte gewusst, dass er sterben würde, genau wie Sinenomen und Catan es damals wussten.
»Ich werde für dein Volk sorgen«, hatte Sinenomen geantwortet, »und das Reich in deinem Sinne weiterführen.«
Catan fragte sich immer noch, ob Johannes klar gewesen war, dass er belogen wurde. Nur wenige Tage später war er gestorben, ein Greis, gezeichnet von der Zeit, der er so lange davongelaufen war.
»Sein Volk glaubt, der Gott, den sie Schmied nennen, habe den König zu ihnen geschickt«, sagte Catan. »Den Tag der Vertreibung erklären sie sich damit, dass der Teufel auf den Olymp gelangt ist und nun ihre Geschicke anstelle des Königs lenkt.«
Er trat ans Fenster, sah hinaus in das tosende Unwetter. Der Junge in seinem Arm musterte ihn stumm und fragend.
»Sie haben recht«, fuhr er nach einem Moment fort. »Der Teufel lenkt ihre Geschicke, aber er sitzt nicht auf dem Berg, sondern in diesem Palast. Ich hasse es, ihm zu dienen.«
Nie zuvor hatte er sich den wahren
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