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Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Titel: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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von der Decke hing, warf lange Schatten über sein Gesicht.
    »Robert.« Nadja sprang auf und umarmte ihn.
    Er schloss sie so fest in die Arme, dass es beinahe schmerzte. »Wir leben«, sagte er leise, »du, Anne, Talamh, ich ... Wenn das Cairdeas sich nicht irrt, auch Rian.«
    Erschrocken löste Nadja die Umarmung und tastete nach ihrem eigenen Cairdeas. Es war warm und weich. Sie spürte das Leben in ihm, und das bedeutete, dass auch David noch lebte.
    »Und David«, sagte sie. Einen Moment lang wurde ihr schwindlig vor Erleichterung, danach kehrte die Sorge um die anderen, um ihre Eltern, Pirx und Grog mit einem Stich des schlechten Gewissens zurück.
    »Wir wissen nicht, was mit den anderen ist«, sagte Robert, als kenne er ihre Gedanken genau. »Die Welt ist nicht untergegangen, also scheint irgendjemand Fenrir aufgehalten zu haben, aber alles andere ...« Er hob die Schultern. »Anne hat auch keine Informationen über Bandorchu und den Getreuen. Wir sitzen in einem schwarzen Loch der Unwissenheit.«
    Eine Bewegung hinter ihr ließ Nadja herumfahren. Anne trat aus den Schatten am Kopfende des Feldbetts. Sie bewegte sich elegant, aufreizend, so als sei jeder Schritt Teil einer Darbietung auf einer Bühne, die nur sie sehen konnte. Robert war ihr verfallen, und langsam begann Nadja zu verstehen, weshalb.
    »Anne«, sagte sie zur Begrüßung.
    »Nadja.« Anne imitierte ihren Tonfall, klang abschätzend, distanziert, ein wenig misstrauisch. Ihre Mundwinkel zuckten, als fände sie etwas daran amüsant.
    Talamh gluckste. Nadja setzte sich auf die Kante des Feldbetts und nahm ihn vorsichtig hoch. Das Gefühl, ihren eigenen Sohn in den Armen zu halten, war ebenso vertraut wie fremd. Während sie ihre Bluse aufknöpfte und ihn zu stillen begann, sah sie sich in dem Raum um. Es gab keine Regale, nur einen alten, von Zeitschriften und uralten Musikkassetten bedeckten Klapptisch, vor dem ein noch älter wirkender Holzstuhl stand. Ein Kassettenrekorder stand auf einem Hocker neben der halb geöffneten Tür. Durch das Milchglas im oberen Drittel des Metalls sah Nadja schemenhafte Bewegungen. Irgendwo vor der Tür lief Musik.
    An den grau gestrichenen Wänden des Zimmers hingen Bilder aus Disney-Filmen und der Muppet-Show. Die meisten stammten aus Zeitschriften und waren sorgfältig ausgeschnitten und mit Klebeband befestigt worden. Nadja erkannte Kermit, den Frosch, Miss Piggy, Susi und Strolch, Baghira, den Panther, und Balu, den Bären. In der Mitte der vorderen Wand, direkt über dem Schild, auf dem
Zum Frauen-Abort
stand, hing ein gerahmtes Poster mit der Aufschrift
Dschungelbuch
. Jemand hatte Mowgli ausgeschnitten, sodass Balu mit einem grauen Fleck mitten im Dschungel zu tanzen schien.
    Sie warf einen Blick auf die restlichen Bilder. Auf keinem war ein Mensch zu sehen.
    Talamh rülpste leise. Nadja klopfte ihm auf den Rücken und schloss ihre Bluse wieder. Sie bemerkte, dass Robert sich abgewandt hatte, wohingegen Anne sie aus dunklen Augen beobachtete.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte Nadja.
    Robert sah auf die Uhr. »Es ist zwei Uhr morgens, also nicht lange, vielleicht eine halbe Stunde.«
    »Und wo sind wir?«
    »Im Schutzbereich Sieben.« Die fremde Stimme ließ Nadja zusammenzucken. Sie fuhr herum und sah ein schwarz gekleidetes Mädchen im Türrahmen stehen. Es hielt ein Tablett mit mehreren Tassen in den Händen. Robert und Anne wirkten nicht überrascht; sie schienen der Kleinen bereits begegnet zu sein.
    »Wollt ihr einen Kaffee?«, fragte das Mädchen. Nadja schätzte es auf achtzehn, vielleicht neunzehn Jahre. Das lange, tiefschwarz gefärbte Haar hing ihm tief ins Gesicht. Auf seinem T-Shirt stand:
Wir sind die Asche von morgen
.
    Optimistisch
, dachte Nadja.
    »Wenn du nicht verrätst, wo der herkommt, gern.« Robert nahm das Tablett entgegen und stellte es neben den Kassettenrekorder auf den Hocker.
    »Das ist Emma«, sagte er, während er Nadja eine der Tassen reichte. Anne bot er keine an. »Sie fand uns, als wir durch die Tunnel irrten, und führte uns hierher.« Er nickte Emma zu. »Vielen Dank noch mal.«
    »Kein Thema.« Das Mädchen hob die Schultern. »Ihr seid ja okay.«
    Der Unterton, der in Emmas Worten mitschwang, verriet, dass sie selbst nicht genau wusste, weshalb sie ihnen geholfen hatte. Nadja hätte es ihr erklären können: Annes elfische Beeinflussung sorgte dafür, dass Emma sich sicher fühlte und nicht zu viele Fragen stellte – weder über die Herkunft der Fremden noch

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