Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
wennschon, solange alle davon profitieren«, sagte sie versöhnlich.
»Mir gefällt der Gedanke nicht ...«
»Ich weiß, stolzer Bruder. Aber sieh es doch so.« Rian wies auf die geduldig wartenden Menschen. »Sie haben uns um ihre Hilfe gebeten. Verweigert der Erbprinz der Crain einem Hilfesuchenden Unterstützung?«
In seinem Gesicht arbeitete es. »Das ... das ist nicht fair.«
»Nein, wahrscheinlich nicht.« Sie grinste.
»Und ... wenn es kein Puauta mehr gibt?«, fragte David, der nicht so leicht aufgab. »Inzwischen ist viel Zeit vergangen.«
Rian seufzte. »David. Bitte.«
Endlich gab er sich geschlagen. »Also gut.« Er wandte sich den wartenden Maori zu. »Wir werden es tun. Aber das ist ein Handel, verstanden? Egal, welches Ergebnis wir erreichen – ihr werdet uns anschließend ohne Umweg und unverzüglich nach Crain bringen, zu unserem Heimatbaum. Wenn nicht, bekommt ihr meine Rache zu spüren. Und ihr wollt ganz bestimmt nicht wissen, wie diese ausfallen wird.« Er sagte das so finster, dass der Großteil der Anwesenden verunsichert blinzelte.
»Einverstanden«, sagte Tamati, unerschütterlich wie stets.
18 Die Mauer
Sie war so hoch wie die Felswände, die rechts und links von ihr aufragten, und bestand aus grauem, grob behauenem Stein, Mörtel und Holz. Symbole aus Gold und Edelsteinen verzierten sie, Zeichen, die Robert nicht lesen konnte, leuchteten ihm von mehreren tausend Holztafeln entgegen, die man mit Nägeln in den Mörtel geschlagen hatte. In der Mitte der Mauer befand sich eine Tür. Es gab kein Schloss, nur einen hölzernen Griff.
»Was ist das?«, fragte Robert. »Was sind das für Zeichen?«
»Auf den Tafeln stehen die Gebete der Lebenden«, antwortete Anne. Sie ritt tiefer in den Canyon hinein, der Mauer entgegen. »Sie sollen die Toten besänftigen.«
Robert folgte ihr. »Und die Toten sind ...«
Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber Anne nickte trotzdem. »Hinter der Mauer.«
»Robert!«
Er zuckte zusammen. Nadja tauchte hinter einem Felsen auf und winkte ihm zu. Er sah die Erleichterung auf ihrem Gesicht und grinste. Um sie herum richteten sich Flammenritter auf. Er erschrak, als er sah, wie wenige es waren. Nicht einmal zwanzig hatten sich zu beiden Seiten der Mauer versteckt. Fionn war unter ihnen, ebenso Ceana.
Sie trat auf den Weg. »Wie weit ist Artair hinter euch?«
»Ein paar Minuten«, sagte Robert. »Knapp fünfzig Mann begleiten ihn. Der Rest der Armee ist zurückgefallen.« Er nickte in Richtung der Tür. »Also wenn wir gehen wollen, und ich betone das Wenn, dann sollten wir es jetzt tun.«
Nadja strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Die Tür geht nicht auf.«
»Was?« Anne sprang von ihrem Pferd, ging auf die Tür zu und zog an dem Griff. Nichts geschah. Sie drückte und trat einen Schritt zurück.
»Ist vielleicht eine dumme Frage«, sagte Robert, »schließlich seid ihr Elfen, aber habt ihr es schon mal mit Gewalt versucht?«
Er hatte die Frage noch nicht ausgesprochen, da trat Anne bereits gegen das Holz. Der Aufprall warf sie zurück. Sie rollte sich auf dem Boden ab, kam hoch und schüttelte den Kopf.
»Wir haben sogar versucht, das Holz mit Schwertern zu zertrümmern«, sagte Fionn. »Nichts. Magie hat sie verschlossen, wir können sie nicht öffnen. Dieses Tal wird unser Grab werden.«
»Das wird es nicht.« Ceana klang entschlossen. Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber das Wiehern eines Pferdes unterbrach sie. Es hallte von den Felswänden wider.
»Versteckt euch!«, sagte sie, während die Elfen bereits hinter den Felsen verschwanden.
Robert stieg ab. Ein Elf lief auf den Weg, nahm die Zügel der beiden Pferde und lief mit ihnen in einen kleinen Seitenarm des Tals. Robert hockte sich neben Nadja hinter den Felsen, Anne folgte ihm.
»Wir kommen hier schon raus«, sagte er, als er Nadjas Blick sah.
Sie lächelte knapp. »Entweder sterben wir hier, oder wir gehen ins Reich der Toten. Tolle Auswahl.«
»Es ist kein Reich.« Anne lugte durch einen Spalt zwischen den Felsen zur Mauer. »Eher eine kleine Stadt.«
»Woher weißt du das?«, fragte Nadja.
»Ich habe sie entworfen.«
Anne legte den Finger an die Lippen. Hufschlag hallte durch den Canyon. Das Echo erschwerte es Robert, die Anzahl der Pferde einzuschätzen, aber es klang nicht nach fünfzig Reitern, auch nicht nach dreißig oder zwanzig, eher nach ...
Einem
, dachte er, als Artair um die Ecke bog.
Er führte sein Pferd am Zügel und hielt seinen Helm in der
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