Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
da haben wir ganz andere Sorgen. Aber trotzdem können wir euch nicht helfen. Unsere Macht schwindet, an diesem Ort zeigt sie ohnehin kaum Wirkung. Ich sehe nicht, dass das, was ihr vorschlagt, uns nützt.«
Tamati wirkte nicht so, als würde ihn ihre Rede beeindrucken. Er schüttelte langsam, aber unendlich geduldig den Kopf und sah von dem vor Wut schäumenden David wieder zurück zu Rian. »Ich weiß selbst nicht genau, ob ihr die Macht habt, uns zu helfen. Doch ihr solltet aus zwei Gründen in Erwägung ziehen, es zu tun. Einerseits könnte es ja wirklich wahr sein, was über Hine-nui-te-po gesagt wird. Vielleicht muss man wirklich durch ihren Leib kriechen, um unsterblich zu werden. Wenn uns die Knochen von Maui gebracht werden, können wir vermutlich die fehlenden Gebete sprechen, und die Unsterblichkeit kann wahr werden. Für euch vielleicht schon, sobald ihr durch Hine-nui-te-po hindurchgeht. Wir wissen es selbst nicht; keiner von uns hat das Land Puauta je betreten. Falls es nicht so ist, können Teramati, Whetu, Maata und ich aber zumindest zum Dank für eure Mühen Folgendes tun: Wir können euch höchstwahrscheinlich in eure Heimat zurückbringen.«
Rian sah Tamati in die Augen. »Warum glaubt ihr dennoch, uns zwingen zu müssen?«
Der
tohunga
wurde ernst. »Ihr seid freie Wesen, gehört nicht zu unserem Stamm. Ich kann euer Überleben nicht garantieren. Vielleicht erwacht Hine-nui-te-po ja wieder zu einer ungünstigen Zeit. Aber ihr seid unsere letzte Hoffnung. Falls ihr es nicht schafft, schafft es niemand.«
David schnaubte wütend und stürmte wieder in Richtung Tür. Rian sah aus dem Augenwinkel, dass Whetu erneut ihr hei-tiki hob. Prompt blieb ihr Bruder einen halben Meter vor den breiten Türflügeln zum dritten Mal wie angewurzelt stehen. Wütend versuchte er, sich zu befreien. »Ich lasse mich von euch hier nicht festhalten und dann in eine tote Göttin schicken, damit sie mich zwischen ihren Schenkeln zerquetscht! Rian, sieh mich nicht so an wie eine Kuh, wenn’s donnert! Das ist der totale Unsinn! Ich muss zu Nadja und Talamh, statt mich hier mit den Gebeinen von irgendwelchen toten Schelmen herumzuärgern!«
Rian warf Tamati noch einen Blick zu und ging dann hinüber zu David, der so angespannt dastand, als würde er gleich explodieren. An seiner Schläfe pochte eine Ader, er biss die Zähne aufeinander, und seine Fäuste schlossen und öffneten sich unwillkürlich. Ja, das war ihr aufbrausender Bruder, wie sie ihn von klein auf kannte. Sobald ihm ein Zwang auferlegt wurde, schaltete er sein Gehirn völlig ab.
Sie legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und spürte sofort, dass ihn das ein wenig entspannte.
»Rian, ich kann das nicht tun!«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Ich habe anderes zu tun, und ich glaube diesen Unsinn einfach nicht! Zudem werde ich, der Erbprinz der Crain, hier mit einem Spruch gebannt und soll mich mit einer Göttin auseinandersetzen – wie soll das gehen? Haben die sie noch alle?!«
Rian schwieg für einige Sekunden und suchte nach den richtigen Worten. Dann sprach sie ihren Bruder in der Sprache der Elfen an. »David, du hast ja recht. Wir müssen so schnell wie möglich weg. Aber das zu tun, was Tamati und die anderen von uns wollen, ist der schnellste Weg nach Hause! Du hast gehört, was Tamati gesagt hat – vielleicht hat er eine Möglichkeit, uns zu Fanmór zu bringen! Und wer weiß, ob ihr Ansatz zur Unsterblichkeit stimmt? Wir sollten jede Chance wahrnehmen!«
»Ich will nicht durch eine schlafende Maori-Gottheit gehen, schon gar nicht durch die Schenkel einer weiblichen! Hast du dir die Frauen hier mal angesehen? Glaubst du, ich will durch so etwas durchgehen?« Davids Stimme überschlug sich fast.
Rian starrte ihren Bruder für ein paar Sekunden sprachlos an. »David ... ich weiß, du bist außer dir vor Sorge«, sagte sie betont langsam und sah ihm ins Gesicht. Sie gab sich Mühe, eine beruhigende Miene aufzusetzen. »Aber glaubst du allen Ernstes, dass die Aufgabe, von der hier die Rede ist, darin besteht, durch eine fette Frau hindurchzukriechen?« Sie musste sich ein Lachen verbeißen.
David schwieg schmollend, aber auch ein wenig verlegen. Allmählich schien ihm zu dämmern, was er da von sich gab. Wenngleich er dies natürlich nie zugegeben hätte.
Einen Einwand hatte er allerdings noch. »Aber wenn es genau das ist, was der Getreue von uns erwartet?«
Daran hatte Rian auch schon gedacht. »Und
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