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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dachte nach. Er suchte nach Erinnerungen, die sich wie zarte Gespinste irgendwo in seinem alten, müden Kopf abgelagert hatten. Er kratzte an ihnen, versuchte tiefer in sie vorzudringen.
    Vergeblich.
    Nur noch Schatten waren geblieben. Namen. Zusammenhanglose Bilder, die keinen Sinn mehr ergaben.
    Und er befürchtete, dass es noch mehr gewesen waren, die einstmals die Hallen der Königin bevölkert und für kunterbuntes Treiben gesorgt hatten. Grüppchen aus allen Weltenläufen, Delegationen aus fernen Reichen – und oftmals auch die Letzten ihrer Art. Gwynbaen hatte ihnen Zuflucht geboten, hatte mit ihnen getanzt und sich amüsiert. Früher einmal, im Baumreich Crain ...
    Doch das waren andere Zeiten gewesen. Damals hatten Buntheit und Freude und Lustbarkeiten den Tageslauf bestimmt. Heute beherrschte Krieg die endlosen Tage im Reich Crain.
    »Sobald ich sie vergessen habe«, führte Gwynbaen ihren Gedanken zu Ende, »sind meine toten Freunde für immer und ewig verloren. Die Erinnerung an sie wird endgültig aus den Köpfen aller Wesen gestrichen sein.«
    Die Königin seufzte. Glockenhell war ihre Stimme. Sanft und von tiefer Traurigkeit. »Wir müssen die Tatsachen akzeptieren, treuer Gofannon: Wir verlieren nicht nur die Schlachten, sondern auch den Krieg. Fanmórs Truppen rücken immer weiter vor, zerschlagen unsere Verteidigungslinien, brechen den Widerstand meiner letzten Verbündeten. Es ist bloß noch eine Frage der Zeit, bis sie dies alles hier ...« Sie machte eine weit ausladende Bewegung über den prächtigen Thronsaal. »... einnehmen und mit ihren schmutzigen Fingern entweihen.«
    Ihr Gesicht, ätherisch blass und wunderschön, wie aus einem glänzenden Kristall gehauen, wurde zur Grimasse. Tiefe und breite Falten zeigten für einen Moment ihr wahres Alter.
    »Du bist mir immer wieder ein spannender Unterhalter«, sagte sie. »Deine Ideen sind so herrlich erfrischend.«
    Er hob den Blick und sah dieses wunderschöne, herzlose Geschöpf an. Beherrscht und von wahrlich königlicher Erhabenheit erfüllt, stand sie da: eine Verlockung, die ihn unbarmherzig in ihren Bann zog. Sie reizte und verführte ihn mit kleinen Gesten, spielte mit seinen ungeordneten Gefühlen. Jede einzelne ihrer Bewegungen war Mittel zum Zweck, das wusste er. Nichts, was sie tat, geschah unwillentlich. Auch nicht das leichte Aneinanderreiben ihrer Oberschenkel, das er dank seines feinen Gehörs nur allzu gut wahrnahm.
    »Warum habt Ihr mich hergebeten, teure Königin?« fragte er mühsam beherrscht. »Etwa, um mich wegen meines Leids zu verspotten? Um mir die Sinnlosigkeit meines Tuns unter die Nase zu reiben?« Gofannon atmete tief durch. »Oder um mich im Angesicht der drohenden Niederlage zu bitten, weitere Teile meiner Völker in den Kampf zu schicken? Ich werde es tun, wenn Ihr darauf besteht ...«
    »Der Krieg ist verloren«, wiederholte Gwynbaen. »Ich werde Fanmór meine Niederlage eingestehen und mich seinem Urteil unterwerfen müssen. Außer ...«
    »Ja?«
    »Außer es gelingt mir, ihn zu überlisten.«
    »Ich verstehe. Und Ihr dachtet dabei an mich.« Sie wollte ihn in der Tat ausnutzen, wie schon so oft.
    Die Königin verließ den Platz am Thronfenster und ging mit leisen Schritten zu einem der halbmannsgroßen Schatzsteine. Dreimal klopfte sie darauf. Mehrere juwelenbesetzte Ringe an ihrer Rechten sprühten Feuer. Grollend schob sich die Abdeckung des Steins beiseite. Erschreckend grelles Licht quoll hervor und badete das Gesicht der Königin.
    Gofannon konnte nicht sehen, was sich im Schatzstein verbarg, und es interessierte ihn herzlich wenig. Niemals hatte er auch nur einen Augenblick darauf verwendet, die Geheimnisse des Kampfschlosses zu lüften. Ihn kümmerte allein der größte Schatz, den es zu heben gab. Die Königin.
    Gwynbaen wühlte eine Zeit lang herum, bis sie schließlich mit zufriedenem Gesichtsausdruck ein kleines Holzetui ans Tageslicht brachte. Sie hielt es gestreckt von sich. Der Deckstein des Verstecks glitt daraufhin wie von selbst zurück in die plumpe Fassung, das unheimliche Licht erlosch.
    »Es ist lange her, seit ich diese ... Dinge in meinen Händen hielt«, sagte sie, während sie die Schatulle öffnete. »Sie wurden von mächtigen Wesen erzeugt, die schon lange den Weg in die Dunkelheit angetreten haben.« Besorgnis trat in ihr Gesicht. »Man sagte mir, dass sie wiederkommen würden, wenn man ihre Hinterlassenschaften zu oft einsetzte.«
    »Ich kann nichts sehen.« Gofannon kniff die Augen

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