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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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»Es ist vielleicht wirklich besser, wenn du fährst«, wechselte Robert abrupt das Thema. Er zog die Lederjacke enger um seinen Körper. Es begann zu nieseln.
    »Ich bin übrigens wirklich böse auf dich«, sagte Nadja, plötzlich schmallippig. »Wir brauchen das Geld und dürfen diesen Auftrag unter keinen Umständen vergeigen. Morgen will ich dich nüchtern, sauber und in Bestform haben.«
    »Ist ja gut, Chefin.«
    Nadja öffnete ihm die Beifahrertür des neuen Vauxhall. Er ließ sich in den Sitz gleiten und genoss die bequeme Lederpolsterung.
    »Schlafe eine Runde«, sagte sie, während sie neben ihm Platz nahm und den Motor startete. »Wenn wir in York sind, wecke ich dich.«
    »Ich bin überhaupt nicht müde«, erwiderte Robert, gähnte ausführlich – und schlief im selben Moment ein.
    Er träumte und er wusste, dass er träumte.
    Erinnerungen an das Pariser Abenteuer vermengten sich mit Dingen, die normalerweise tief in seiner Psyche begraben lagen. Nadjas Erzählungen über den Getreuen, der im Auftrag der Königin Bandorchu die Welt, wie er sie kannte, heimsuchte, um seinen Opfern Lebenskraft zu rauben und für seine Herrin einzusammeln, brachten Kindheitsängste ans Tageslicht zurück.
    Die böse Hexe aus »Hänsel und Gretel« hatte ihm früher schweißdurchnässte Nächte und nasse Hosen beschert; ihre abgrundtiefe Boshaftigkeit und Unmoral waren in der Welt seines sechsjährigen Ichs irritierend und verstörend gewesen. Erst als ihm seine Eltern glaubhaft versicherten, dass dies nur ein Märchen sei und er sich keine Sorgen machen müsse, und nachdem seine Mutter wochenlang über seinen Schlaf gewacht hatte, waren die Erinnerungen verschwunden.
    Verdrängt
, besser gesagt. Denn nun waren sie zurückgekehrt. Die Traumgestalten besaßen die Fratzen von Cor und dem Kau, und sie vermittelten die schrecklichsten inneren Ängste durch den Kapuzenmann. Robert hatte diese seltsamen Wesen zwar nicht selbst gesehen, doch Nadjas lebhaft vorgetragene Erzählungen genügten ihm als Wahrheitsbeweis.
    Die Verbündeten Bandorchus tanzten und schlichen durch Roberts Träume, sprachen schreckliche Flüche aus, machten sich mit all ihrer Grausamkeit über Rian und David her. Hinter den beiden Elfen lauerten weitere Wesen in einer ungreifbaren Schwärze. Es waren solche, die nicht einmal Namen besaßen, weil es niemand wagte, auch nur über sie nachzudenken.
    Königin Bandorchus Atem war über allem zu spüren. Finger mit langen, verkrümmten Nägeln drohten auf ihn, den Träumenden, herabzufahren und ihn in Scheiben zu schneiden. Ihr hohes, schrilles Gelächter war deutlich zu hören, während sie ihre Horden vorwärtsdrängte, sie durch breite Tore auf eine ahnungslose Erde losließ, die nicht an Elfen, Feen und Dämonen glaubte.
    Er begann zu laufen, auf einen endlos weit entfernten Horizont zu. Weg, nur weg von Bandorchu und dem Kapuzenmann. Und dennoch kam der Getreue immer näher, so schnell sich Robert auch bewegte. Nirgendwo gab es Sicherheit; überall starrten ihm gierige, lüsterne, tote Augen entgegen. Hände griffen nach ihm, während er letzte Energiereserven aus seinem erschöpften Körper herausholte. Dinge streichelten sanft wie Spinnweben über sein Gesicht hinweg und kitzelten ihn am Nacken, so unglaublich grausam angenehm, dass er am liebsten geschrien hätte ...
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte eine vertraute Stimme.
    Nadjas Stimme.
    Robert schreckte hoch und sah sich irritiert um. Er saß im Auto, zusammengerollt wie ein Embryo. Schweißnass, mit einem teuflisch schlechten Geschmack im Mund.
    Nadja strich ihm beruhigend über die Wange und schenkte ihm einen besorgten Seitenblick, während sie das Mietauto durch den englischen Nachmittagsverkehr lenkte.
    »Es geht schon«, hörte sich Robert sagen. »Ich hatte wohl doch ein Glas zu viel.«
    Nadja erwiderte zu seiner Erleichterung nichts. Er legte momentan keinen besonderen Wert darauf, auf sein Alkoholproblem angesprochen zu werden, das besonders in den Herbstmonaten zutage trat.
    Robert atmete tief durch, entkrampfte seine verspannten Glieder und setzte sich aufrecht hin. Hemd und Hose klebten an seinem Leib.
    Nadja verließ die A 64 und wählte bei einem mehrspurig angelegten Roundabout die Ausfahrt Richtung Stadtzentrum.
    »Na, wieder nüchtern?«
    »Halbwegs.« Robert sah auf die Uhr. Keine Stunde war vergangen, seitdem sie das Flughafengebäude verlassen hatten. Noch immer spürte er den üblichen pelzigen Belag auf der Zunge. Der Fusel hatte

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