Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes
gestern mit einem mutmaßlichen Serienmörder geschlafen hat!«, erwiderte Robert heftig. »Was ist denn in diesen Tagen noch normal? Wird sich in unser beider Leben jemals wieder so etwas wie Normalität einfinden?«
»Wahrscheinlich nicht«, gab Nadja zu. Sie senkte den Blick. »Wir müssen es uns eingestehen: Wir sind in diese Quest der Elfen nach dem Quell des Lebens eingebunden, ob wir wollen oder nicht. Es kann kein Zufall sein, dass wir nach Paris nun auch in York über geheimnisvolle Gestalten und mythische Geschichten stolpern. Wir sind keine Randfiguren dieser Jagd nach dem ewigen Leben;
wir stecken mittendrin!
«
»Stimmt.« Robert blickte starr geradeaus. Autos strömten an ihnen vorbei, alle einem unbestimmten Ziel entgegen. Viele Yorker verließen ihre Stadt, um woanders darauf zu warten, dass die Behörden die Lage vollends unter Kontrolle brachten. »Was machen wir nun? Sollen wir die Elfenzwillinge suchen?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Nadja fädelte sich wieder in den Fließverkehr ein. »Rian und David würden sich melden, wenn sie unsere Hilfe benötigten.«
»Also zurück nach München?«
»Vorerst. Aber wir sollten die Koffer unter keinen Umständen auspacken.«
Nadja unterschrieb den Buchungsbeleg für ihre beiden Flüge und schob ihn der Agentin des Reisebüros am Leeds-Bradford International Airport zu. »Was sind das für seltsame Pflanzentriebe?«, fragte sie und deutete auf eine Kristallvase.
»Sie sind wunderschön, nicht wahr?« Die Brünette zeigte ein strahlendes Lächeln. »Ich bekam sie gestern von einem Kunden. Er meinte, es handle sich um Eibentriebe. Binnen weniger Tage würden die Knospen ganz aufgehen und die Blüten in hellstem Weiß strahlen.« Sie seufzte und verdrehte träumerisch die Augen. »Was für ein Mann, was für eine Persönlichkeit ...«
Nadja erstarrte. Ihre Finger krampften sich um den Kugelschreiber. Sie war nicht in der Lage, ihn loszulassen. »Ein breitschultriger Kerl mit rotem Haar, einem Zahnpastalächeln und seltsamem Dialekt?«
»Ja – aber woher wissen Sie ...«
»Das tut nichts zur Sache. Haben Sie eine Ahnung, wohin er reisen wollte?«
Die Verkäuferin blickte sie konsterniert an und legte dann eine Maske berufsmäßiger Reserviertheit auf. »Darüber kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben. Das Datenschutzgesetz ...«
»Ich weiß, ich weiß.« Nadja wandte sich Robert zu und fragte flüsternd: »Wie viel Bargeld hast du bei dir?«
»Ich habe gestern nochmals hundert Pfund abgehoben, um ...«
»Gib mir alles, was du hast.«
Nadja richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf die Verkäuferin. »Was verdienen Sie hier im Laden, Schätzchen? Sechshundert Pfund plus Provisionen? Etwas mehr? – In meiner rechten Hand befinden sich knapp zweihundert Pfund. Sie bekommen sie bar auf die Kralle. Ausreichend Geld, um sich ein tolles, neues Kleid zu kaufen, ein zweitägiges Wellness-Wochenende zu finanzieren oder sich irgendeinen anderen Sonderwunsch zu erfüllen, den Sie schon lange hegen. Niemand wird etwas davon erfahren, das verspreche ich Ihnen. Im Gegenzug sagen Sie mir, wohin besagter Mann reisen wollte. Dann stornieren Sie unsere Flüge nach München und buchen uns an denselben Ort um.« Nadja blickte ernst und fügte ein traurig klingendes »Bitte« hinzu.
»Ich weiß nicht so recht ...« Die Agentin sah sich nach allen Seiten um.
»Es ist mir sehr, sehr wichtig.«
Die Brünette schwankte zwischen Pflichtbewusstsein und Gier hin und her – und entschied sich schließlich.
»Na gut«, sagte sie. Sie blickte auf ihren Bildschirm und begann eifrig zu tippen. »Der Herr nannte sich Seigneur de Castelbajac und stammt aus der Bretagne. Moment noch ... Ja, hier habe ich seine Reservierung. Er hat ein Package genommen: Flug plus Bahn, einmal umsteigen, plus Mietauto am Zielort. Bezahlt hat er ...«
»Ja?«
Die Verkäuferin blickte sich irritiert um, öffnete eine Lade unterhalb ihres Tresens und stierte ratlos hinein. »Er hat mir dreieinhalb Kartoffeln inklusive Trinkgeld für mein freundliches Gesicht hinterlassen.«
Nadja warf Robert einen vielsagenden Blick zu.
»Und der Zielort heißt ...?«
Die Verkäuferin zog eine Kartoffel hervor und betrachtete sie angewidert. »Worms in Deutschland«, sagte sie.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte Robert völlig konsterniert.
»Was meinst du?«
»Mit ein paar schönen Worten und ein wenig Kleingeld hast du Informationen aus der Lady rausgekitzelt, die sie ihren Job kosten könnten. Ich
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