Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
gemeinsamen Problem waren seine Gedanken wieder zu dem weggeschwenkt, was ihn am meisten beschäftigte.
Der Brief der geheimnisvollen Anne lag erneut auf seinen Knien. Nadja war es ein Rätsel, wie er die zweimalige Reise durch das Wasser unbeschädigt und lesbar hatte überstehen können, aber so war es.
Nadja setzte den Blinker. Erstaunt sah Robert auf. »Du fährst schon ab? Wo willst du hin?«
»Zu meinem Vater. Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist ein Haufen deprimierter Leute in meiner kleinen Wohnung, wo uns allen die Decke auf den Kopf fallen wird. Papa muntert euch eher auf. So, wie ich ihn kenne, hat er auch Ideen, was wir tun können. Ich bin nämlich am Ende meiner Weisheit angelangt, und du bist im Moment nicht gerade eine Hilfe, von Rian und ihren Freunden ganz zu schweigen.«
»Da ist sie wieder, meine schnippische Kollegin, wie sie leibt und lebt. Weiß er denn schon, was auf ihn zukommt?«
»Bisher nicht. Obwohl er vielleicht ahnt, dass irgendetwas nicht normal ist. Er hat ein gutes Gespür für solche Sachen.«
»Wie der Vater, so die Tochter. Könnte es sein, dass du von ihm den journalistischen Instinkt hast?«
Nadja lächelte. »Könnte schon sein. Allerdings hakt er nur in Notfällen von sich aus nach, während ich es einfach nicht lassen kann, immer die ganze Wahrheit wissen zu wollen. Er ist eher der Typ
guter Zuhörer
, dem man von sich aus alles erzählt. Vielleicht hat er deshalb schon so viel gehört, dass ihn nichts mehr überrascht und er zu allem einen guten Rat weiß.«
Nach einer weiteren halben Stunde bog Nadja in die Einfahrt zu Fabio Oresos Haus ein. Sie stiegen aus, und Nadja ging voran, um zu klingeln. Als ihr Vater öffnete, lachte er vor Freude, doch er wirkte nicht sonderlich erstaunt.
»Nadja, cara mia«, sagte er und umarmte sie. »Wie schön, dass du mich besuchen kommst.«
Schon seine Stimme hatte einen beruhigenden Effekt auf Nadja, und sie erwiderte seine Umarmung und drückte ihm oberhalb seines weißen Vollbartes einen Kuss auf die Wange. Es war gut zu wissen, dass es Dinge gab, die sich nie änderten. So wie Fabio Oreso, der ruhende Pol in Nadjas Leben, der trotz seiner inneren Ausgeglichenheit so voller Leben war. Wären nicht seine weißen Haare gewesen, niemand hätte ihm seine mehr als sechzig Lebensjahre geglaubt.
Fabio lächelte Nadja an und sah zu Robert und Rian. An der Elfenprinzessin blieb sein Blick hängen.
»Du hast Freunde mitgebracht?«
Nadja trat einen Schritt zurück und wies auf Robert. »Das hier ist mein Kollege Robert Waller, von ihm habe ich schon oft erzählt.«
»Ja, ich habe viel von Ihnen gehört«, meinte Fabio und reichte Robert die Hand. »Es freut mich, Sie persönlich kennenzulernen.«
»Mich auch, Herr Oreso.«
Oreso winkte ab. »Nennen Sie mich Fabio. Niemand sagt ›Herr Oreso‹. Da komme ich mir ja noch älter vor, als ich bin.«
»Gern. Ich bin Robert.«
Fabio nickte, und Nadja fuhr mit der Vorstellung fort.
»Und das hier ist Rian Bonet. Du weißt, die Freundin aus Paris.«
»Ich erinnere mich. Rian Bonet. Sehr erfreut, Sie bei mir begrüßen zu dürfen.« Fabios Lächeln vertiefte sich, während er Rian die Hand gab, und zugleich kroch etwas in seinen Ausdruck, was Nadja nicht recht zuordnen konnte. Etwas wie Wehmut vielleicht. Doch es war nur ein winziger Augenblick. Dann löste sich sein Blick von Rian und huschte suchend herum.
»Sind das alle?«
Nadja nickte. »Das sind alle. Das ist eines unserer Probleme.«
Fabio sah seine Tochter ernst an und trat dann zurück in den Flur. »Dann kommt rein.«
Fabio führte seine Besucher in ein helles Wohnzimmer, ließ sie auf der bequemen Couch Platz nehmen und fragte, wer welchen Kaffee haben wollte. Während er in der Küche verschwand, sah sich Nadja suchend um. Rian hatte beim Eintreten gezögert, sodass Nadja sicher war, dass Pirx und Grog ebenfalls da waren. Doch sie hatten sich nicht nur unsichtbar gemacht, sondern auch gut versteckt.
Fabio kam mit einem Espresso für Robert und Latte macchiato für alle anderen zurück.
»Und nun erzähle, was dich herführt, Fiorellina. Da Rian Bonet bei dir ist, nehme ich an, es geht um die Dinge, die du mir aus Paris erzählt hast?«
»Da hat alles seinen Anfang genommen, ja. Aber seither ist noch mehr passiert. Ich habe dir gesagt, dass Rian und David auf einer Suche sind.«
Fabio nickte.
»Robert und ich mussten für eine Reportage nach York, und eigentlich hatte ich gedacht, damit wären wir aus der
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