Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen - Themsen, V: Elfenzeit 3: Der Quell der Nibelungen
Moment lässt sich nur raten.«
Nadja staunte. »Reginald Albrecht hat in seinem eigenen Haus Kameras gehabt?«
Angelina drehte sich zu ihr um und lächelte schief. »Er lud gelegentlich Geschäftsfreunde oder auch -feinde ein und wollte gerne genau wissen, was sie taten, während sie sich unbeobachtet glaubten. Natürlich konnte er das auch auf andere Weise herausfinden, aber Filmbänder hatten den Vorteil, für Überzeugungsarbeiten nützlich zu sein.«
»Wenn dieses Vorgehen Rückschlüsse auf die Art der Geschäfte erlaubt, die er betrieb, würde es mich ja sehr interessieren, mehr darüber zu erfahren.«
»Seine Geschäfte betreibe nun ich. Und wenn Sie wissen wollen, was wir tun, müssen Sie nur ins Internet schauen oder unsere Werbebroschüren lesen.« Angelina drehte sich um und deutete mit dem Lichtstrahl auf einen der Durchgänge. »Da entlang.«
Während sie ihr durch mehrere dunkle Räume folgten, schob sich Robert neben Nadja. Leise sagte er: »Ich bekomme den Eindruck, dass du vielleicht nicht ganz so viele Fragen stellen solltest.«
Nadja verzog den Mund. »Ich weiß. Aber wann bekomme ich noch einmal so eine Gelegenheit? Dieser Mann hat allem Anschein nach wirklich nicht nur eine schlichte Reederei gehabt. Das wäre ja auch allzu verwunderlich, nachdem er Jahrhunderte Zeit gehabt hat, sich etwas aufzubauen.«
»Und genau da liegt der Hund begraben. Er hat alles sorgfältig aufgebaut. Glaubst du, seine Erbin lässt sich das von einer Journalistin kaputt machen? Sie verfügt nicht über seine Fähigkeiten, wohl aber über seine Mittel. Und ich habe keine Lust, dich wegen eines Ausflugs in den Enthüllungsjournalismus auf einem Friedhof besuchen zu müssen.«
»Ist gut, Robert. Ich mache nichts.«
»Aber du hast mit dem Gedanken gespielt, gib es zu.«
Nadja seufzte. »Natürlich. Das ist mein Beruf. Und ich habe ihn nicht aus Angst verworfen, sondern weil es Rian schaden könnte.«
Robert machte eine mürrische Miene. »Das sieht dir ähnlich. An mich denkst du keinen Augenblick und an dich selbst schon gar nicht.«
Nadja schlug Robert sacht gegen den Oberarm. »He, ich hätte dich schon nicht mit reingezogen. Und wenn mich meine Neugier jemals umbringen sollte, brauchst du mir auch keine Blumen zu bringen, wenn du nicht willst.«
»Lass es einfach, ja, Nadja? Halt dich aus dieser Sache raus. Überlasse sie Leuten, die keine Freunde haben.«
Sie sah Robert an, und die ernsthafte Sorge in seinem Gesicht gab ihr ein angenehmes Gefühl der Wärme. Sie lächelte.
»Ich passe schon auf mich auf, Robert. Versprochen.«
Er nickte nur, ohne dass der Zweifel ganz aus seinem Gesicht wich.
Sie waren inzwischen über eine Wendeltreppe an mehreren Zimmern vorbei gut zwei Stockwerke hochgestiegen. Als sie den letzten Teil der Treppe betraten, spürte Nadja einen kalten Luftzug von oben, der auch den anderen aufzufallen schien. Sie stieg hinter Angelina und Rian weiter hoch und konnte einige Stufen später in den obersten Raum sehen. Zunächst hatte sie den Eindruck, die Kälte wäre hier so intensiv, dass sich überall Frost niedergeschlagen hatte. Der ganze Boden, das Bett, die Stühle, jede einzelne Oberfläche in dem Raum war bedeckt von unzähligen glitzernden kleinen Kristallen.
Dann fuhr ein Windstoß durch den Raum, ein Teil der Kristalle verschob sich unter leisem Klirren und Klingen, und Nadja erkannte, was sie sah.
Sämtliche Fenster des Raumes waren zerborsten.
Nadja zog ihren geliehenen Mantel enger zusammen, als erneut eine Windbö durch den kalten Raum strich. Inmitten der glitzernden Glaskristalle standen am Fuß des großen runden Bettes, das den Raum beherrschte, Angelina und Rian nebeneinander und starrten auf die leeren Fensteröffnungen ringsum.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Angelina. Ihre Stimme hatte einen Teil ihrer Selbstsicherheit verloren. Fast kam es Nadja vor, als läge sogar ein wenig Angst darin.
Rians Antwort klang, als käme sie aus weiter Ferne. »Er ist wirklich tot, Angelina. All seine Magie hat dieses Haus verlassen. Er wird nicht wiederkommen.«
»Das kann nicht sein. Er hat immer gesagt, nichts könne ihn töten. Nichts außer diesem hier.«
Die Urenkelin Alberichs griff unter die Matratze des Bettes, hob sie an und zur Seite. Darunter auf dem Lattenrost, hell im hereinfallenden Mondlicht glänzend, lag ein Schwert.
»Gram«, sagte Rian.
»Was?«, fragte Nadja. »Was ist das für ein Schwert?«
Die Antwort kam von jemandem, der gerade die Treppe
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