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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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sie betont sachlich.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist gleich, woran Sie glauben, aber schützen Sie sich vor den Schatten, die Sie umgeben. Eine Kirche ist ein neutraler Ort und bietet für alle Hilfesuchenden Schutz. Sie werden ihn brauchen.«
    Ohne Abschied wendete er die Gondel und ruderte eilig den Weg zurück. »Verlassen Sie Venedig!«, hörte sie seine Stimme zwischen den Häusern schallen. »Das ist kein guter Ort für Sie.«
    Nadja schüttelte den Kopf und straffte die Schultern. Den Aberglauben eines Venezianers wollte sie sich nicht einreden lassen, auch wenn ihr Leben in seltsamen Bahnen verlief und sich das Magische als Wahrheit herausgestellt hatte. Wie gerade wieder in diesem Moment mit dem dunklen Kanal: Vielleicht war es eine Verschiebung der Realitäten gewesen, konnte aber genauso gut ein Ausdruck von Hysterie gewesen sein. Sie war überreizt und daher empfänglich für diese Dinge. Jetzt, auf festem Boden und im Schein einer Laterne, erschien Nadja ihr Verhalten lächerlich und kindisch.
    Sie war ein rationaler Mensch, der die Dinge nicht metaphysisch beurteilte. Nach diesem langen Tag war es kein Wunder, dass sie sich hatte hinreißen lassen, aber nun musste damit Schluss sein. Es war schließlich nicht annehmbar, dass sie keinen Schritt mehr ohne Sorge gehen konnte. Dann würden die Menschen irgendwann merken, dass etwas mit ihr nicht stimmte, und sie meiden. Wenn es soweit kam, gab es für Nadja nirgends mehr einen Platz. Sie musste lernen, niemals die Beherrschung zu verlieren … wie Fabio …
    Tränen stiegen in ihr hoch. Mit einer wütenden, zugleich energischen Geste rieb Nadja sich die Wangen und schluckte heftig. Nein, sie würde keinesfalls ihren Gefühlen nachgeben, nicht hier und jetzt. Besser, sie fand sich sofort damit ab.
    Langsam ging sie über den Platz. Ein leicht mulmiges Gefühl beschlich sie, weil sie ganz allein war. Das Treiben auf den Straßen fand abseits statt; dieser Ort hier war der Vergessenheit anheimgefallen und träumte von einer fernen, bedeutenden Vergangenheit.
    Es war sicherlich nicht allzu klug, ohne Begleitung durch die stillen Gassen einer Stadt zu gehen, noch dazu auf schmerzenden Füßen und müde von einem langen Tag. Nadja machte sich damit Mut, dass sie Selbstverteidigung gelernt hatte, aber viel half das nicht. Sie zuckte zusammen, als sie den Schall ferner Schritte hörte, und Wortfetzen, gefolgt von Lachen. Ein kurzer Windstoß hatte die Laute mit sich gebracht, wurde jedoch von der Kirche aufgehalten. Wie die Gesprächsfetzen verstarben, so endete auch die Brise an ihrem geschlossenen Tor. Die kahlen Bäume waren kurz erzittert, kehrten nun aber in den Schlaf zurück. Es wurde gespenstisch still.
    Die umliegenden Häuser hatten die Läden geschlossen, sodass kein Licht nach draußen drang; genauso gut hätte alles unbewohnt sein können. Nadja wusste nicht, was ihr jetzt lieber gewesen wäre – weiterhin allein dahinzustapfen oder Menschen zu begegnen, die ihr bewiesen, dass sie keine weitere Grenze überschritten hatte. Dass sie nicht in einer Parallelwelt gelandet war, in der sie die einzige Seele in ganz Venedig darstellte.
    Wenigstens war es nicht dunkel, das gelbe Licht der Laternen schuf einen träumerischen Schimmer, der den Platz nicht richtig erhellte, aber auch kaum Schatten zuließ. Nadja konnte nicht einmal ihren eigenen finden, nur ein dünner Fleck bewegte sich hinter ihr, dann an ihr vorbei voraus, um wieder nach hinten zu fallen.
    Abrupt blieb sie stehen, als sie die beiden Männer bemerkte. Sie schienen aus dem Nichts aufgetaucht zu sein, aus zwei verschiedenen Richtungen, und begrüßten sich überschwänglich mit Gelächter und vollendetem Kratzfuß. Es mussten Schauspieler sein, denn der eine trug Rokokotracht mit weißen Strumpfhosen, Schnallenschuhen, Kniebundhose, Rüschenhemd und weißer Perücke, der andere war wie ein englischer Dandy des neunzehnten Jahrhunderts gekleidet.
    Was Nadja erstaunte: Der Mann im Rokoko sprach venezianisch, der andere aber englisch, und trotzdem verstanden die beiden sich prächtig. Allerdings, was wunderte sie sich – sie verstand schließlich auch beide Sprachen. Unwillkürlich hielt Nadja an und lauschte neugierig der Unterhaltung. Die Fremden übten vermutlich ein Drehbuch, denn sie sprachen ziemlich gestelzt, einige Worte klangen sehr altertümlich und waren kaum zu verstehen. Angst musste man vor ihnen wohl nicht haben.
    »Lieber Freund, was für eine unerwartete Begegnung!«, begann

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