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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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der Perückenmann und verbeugte sich erneut elegant mit offener Geste. »Ich hätte nie erwartet, Sie an diesem Ort wiederzutreffen!«
    »Ja, seltsame Dinge geschehen, mein Bester, die uns hierher und wieder einmal zusammenführen.«
    »Tun sie das nicht immer?«
    »Gewiss, doch lang ist’s her.«
    Einträchtig schritten sie nebeneinander dahin, ihre Stimmen schallten über den Platz, männlich und voller Selbstbewusstsein. Als wären sie sehr alte Freunde, so vertraut, und als gehörte ihnen die ganze Welt. Sie kamen langsam auf Nadja zu, die nicht wusste, was sie jetzt tun sollte.
    Der Perückenmann zog ein spitzenbesetztes Schnupftüchlein aus dem Ärmel und wedelte damit um seine Nase. In der linken Hand schwang er einen Stock, aber wohl nur zur Zierde; wohingegen der andere den Stock in der rechten Hand ganz deutlich als Gehhilfe benötigte. Ein Fuß wirkte deformiert und war nach innen gedreht, sodass er nur unbeholfen gehen konnte. Abgesehen davon entsprach er dem Idealbild eines englischen Blaublütigen, jung und von dunkelhaariger, dunkeläugiger Schönheit, mit einem kecken schmalen Oberlippenbärtchen. Er hätte auch als Model durchgehen können, denn seine Figur war so tadellos wie der Sitz seiner Kleidung.
    Sein älterer Begleiter strahlte Charisma aus, aber das Gesicht war eher weichlich und durch Übergewicht aus der Form geraten, hinzu kamen seine leicht vorquellenden Augen und der Ansatz eines Doppelkinns. Gleichwohl bewegte er sich mit Eleganz und der sicheren Gewissheit, überall aufzufallen.
    »Was macht das Schreiben?«, fragte der Mann mit der Perücke.
    »Oh, Gedichte, Gedichte …«, antwortete der Dandy. »Ich erwachte eines Morgens und fand mich berühmt. Und Sie, befassen Sie sich immer noch mit sich selbst in Ihren Schriften?«
    »Was für ein Schelm, mein Bester!« Der Perückenmann drohte lachend mit dem Finger. »Da spricht der Mann, der sich in sein eigen Ebenbild verliebt und skandalöserweise noch ein Töchterlein daraus gewinnt!«
    Was kann das für ein Film sein
, dachte Nadja verwirrt.
Die beiden können doch nicht … das ist nicht …
Sie sah sich nach Kameras um, aber wie zuvor war niemand in der Nähe, das abendliche Treiben der Stadt spielte sich wenige hundert Meter weiter auf den Hauptplätzen ab. Die beiden Schauspieler gingen jedenfalls in ihrer Rolle völlig auf, sie waren absolut überzeugend.
    »Viel wichtiger, was mich betrifft, ist’s nach wie vor, das Wesen der Frauen zu ergründen«, fuhr der Perückenmann fort. »Wie steht’s in der Hinsicht mit Ihnen? Oder geht’s weiterhin nur um Sie selbst, Sie genießen die Anbetung und stillen Ihre Lust, ohne Rücksicht auf das Weib?«
    »Die sind doch alle austauschbar, mein Guter, eine wie die andere. Nur darauf bedacht, ein wohlig Heim und Kind zu haben, einen Mann, der geachtet ist in der Gesellschaft und genug Geld besitzt, damit sie Schmuck und Kleidung anhäufen können. Das langweilt mich.«
    »Welch bedauerliche Einstellung. Gab’s nie eine, die Ihr Interesse erweckt hat, ich meine, geistig? Selbst dieser Freiherr von Stein, der uns schon lobte und erwähnte in seinen Schriften, verehrte manche kluge Frau. Dazu war er ein eifriger Lebemann, so wie wir, zum Ausgleich seiner überaus anstrengenden Studien. Das macht ihn mir doch gleich sympathisch, neben der Bewunderung, die er uns zollt.«
    Nadja wollte soeben in einen Häuserschatten verschwinden, da hatten die beiden sie erreicht und endlich bemerkt, hielten an und betrachteten sie verdutzt im gelblichen Schein der Straßenlaterne.
Am besten
, dachte Nadja peinlich berührt,
ich tue so, als käme ich aus Schweden oder Dänemark, oder Timbuktu, und gebe vor, dass ich mich verlaufen habe und kein Wort verstehe
.
    »Meiner Treu«, sagte der Perückenmann, und seine hellen Augen blitzten auf.
    »Wohl gesagt.« Der Dandy hob eine Augenbraue.
    »Welch Liebreiz, Glanz und Schimmer! Perfekt unperfekt, so schlicht und strahlend wie ein ferner Stern. Sehn Sie nur, den Schwanenhals, der Ansatz ihres Busens, züchtig verdeckt, doch lässt wohlgeformte Anmut er erahnen. Die schmale Taille könnt’ ich mit beiden Händen glatt umfassen.« Der ältere Mann seufzte und schob die Perücke zurecht. »Ach, so lang ist’s her, könnt ich doch …«
    »Alter Freund«, unterbrach der Dandy ernst, während er seine Augen nicht von Nadja ließ. »Sie sieht uns.«
    »Was?«
    »Ich sagte: Sie sieht uns.«
    »Unmöglich! Sie lebt, und wir sind tot.«
    »Und ich kann euch hören«,

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