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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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Erwartung, denn sie war zum ersten Mal hier. Ja, sie hatte die legendäre Stadt des Todes noch nie besucht. Kaum vorstellbar!
    »Was ist Venedig?«, fragte Pirx, der nicht minder aufgeregt schien. Der Pixie hopste auf dem Rücksitz auf und ab und schaute angestrengt nach draußen. Die Sonne schien, die Luft war sehr klar und der Alfa schnurrte zufrieden über den Asphalt seiner Heimat. Auf der linken Seite zog sich im Norden das gezackte Band der Alpen den Horizont entlang. Rechts lag die Poebene, darin eingebettet die Stadt Padua mit ihrem zauberhaften Flair von Altertum und Moderne, Einkaufsparadies und gelassenem Kaffeetrinken unter römischen Bögen. Noch weiter Richtung Süden begannen die zahlreichen Thermalbäder, Anziehungspunkte nicht nur für Italiener, sondern auch viele Ausländer, zum Erholen und Kuren.
    Würde man hier in Richtung Abano Therme abfahren, würde es nicht lange dauern, bis man die Colli Euganei erblickte. An diese bizarre, abstrakt schöne Landschaft mit urplötzlich aus der flachen Ebene wachsenden Waldhügeln kuschelten sich verträumte Orte, rings um sie herum zogen sich die Hanggärten der Winzereien. Eine einzigartige Gegend nah an der Adriaküste, von Wasser und Pinien geprägt.
    Obwohl Nadja es nie gesehen hatte, stand ihr die Landschaft abseits der Autobahn lebhaft vor Augen. Ein früherer Freund von ihr, der stets heimwehkranke Marco aus Monteortone, hatte ihr oftmals plastisch geschildert, woher er stammte. Sie hatten sich auf der Journalistenschule kennengelernt, an der Marco ein Auslandsjahr verbringen und seine Deutschkenntnisse vervollkommnen wollte. Er hatte es aber nur ein halbes Jahr ertragen, dann zog es ihn wieder nach Hause. Mit der deutschen Lebensart wusste er nichts anzufangen, obwohl er Nadja sehr mochte und ihr Verhältnis von Zärtlichkeit und Frohsinn geprägt war. Nadja hatte gebeten, dass Marco ihr seine Heimat zeigte, aber alles, was sie davon zu sehen und zu schmecken bekam, war der unvergleichliche San-Daniele-Schinken. Er war um vieles edler, milder und geschmackvoller als der gewohnte Parma, den Marcos Mutter jede Woche mit einem langen Brief – Schlusssatz: »Wann kommst du heim?« – schickte.
    »Ja, wir besuchen mal meine Heimat«, hatte Marco ein Dutzend Mal versprochen und war schließlich gefahren – allein. Zurück aus Italien kam nur eine Karte: »Tut mir leid, bella, aber ich bleibe hier. Ich umarme und küsse dich, und immer wenn ich Pinienhonig esse, werde ich an dich denken.« Nadja ging davon aus, dass seine neue Freundin bereits jegliche Vorräte an Pinienhonig in Marcos Haushalt vernichtet hatte. Sie selbst aß ihn immer noch gern, und manchmal dachte sie dabei schmunzelnd an Marco.
    »Hal-looo!«, machte der rotbemützte Igel erneut auf sich aufmerksam. »Sagt mir mal jemand was zu Venedig?«
    »Venedig«, begann Fabio Oreso, »ist eine Lagunenstadt.«
    Unwillkürlich setzte sich Nadja gerade hin und hörte aufmerksam zu. Die Stimme ihres Vaters klang schön, sehr sonor, und er machte sich mit seinen weißen Haaren und dem ebenfalls weißen, kurzen Bart gut als Lehrer. Er war dreiundsechzig Jahre alt und mit seinen einsfünfundachtzig ein großer, stattlicher Mann von lässig-eleganter Art. Nadja war durchaus stolz auf ihn und zeigte sich mit ihrem attraktiven Vater gern in einem der Münchner Szene-Lokale. Natürlich glaubte ihnen nie jemand, dass sie Vater und Tochter waren, und das bereitete beiden gleichermaßen Vergnügen.
    »Es begann so um fünfhundert nach Christus, als die Veneter vor den Hunnen und Langobarden in die Lagune flohen. Auf den Schutz des Römischen Reiches konnten sie nicht mehr bauen, also versuchten sie es auf unsicherem Untergrund. Eine ungewöhnliche, wenn nicht unvernünftige Strategie, die jedoch funktionierte. Im Schutz der Sümpfe, Salzseen und Kanäle errichteten sie eine Ortschaft nach der anderen. Dreihundert Jahre später verbanden die Veneter Dutzende kleiner Inseln mit Brücken und Millionen von Holzpfählen, die sie in den schlammigen Untergrund gerammt hatten. Das daraus entstehende siebeneinhalb Quadratkilometer große Stadtgebiet existiert heute noch als Venedig, mit dreitausend Gassen, hundert Plätzen, hundertfünfzig Kanälen und über vierhundert Brücken.«
    »Uih«, machte Pirx beeindruckt. »Gibt’s viele solcher Städte?«
    »Nein, so wie diese gibt es nur eine«, antwortete Fabio leise, und Nadja erschrak ein wenig über seinen ungewöhnlich traurigen Unterton. Der Vater war sonst immer

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