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Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig

Titel: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig - Schartz, S: Elfenzeit 4: Der Löwe von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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gerade wortreich nach ihrer Lieblingszeitung: »Scusi, ich weiß nicht, ob ich es übersehe, aber ich glaube, meine Zeitung ist nicht da. Wissen Sie, ich kaufe sie jede Woche …« Fröhlich singend trat der junge Mann aus seinem Kabuff, fand das Gesuchte mit zwei geübten Griffen und überreichte der Kundin die Zeitung mit vollendeter Galanterie und einem strahlenden Lächeln. »Aber das ist doch gar kein Problem, Signora, wir haben alles da. Sehen Sie sich nur um; vielleicht finden Sie noch eine weitere Zeitung, die Ihnen gefällt …«
    Das war es, was Nadja an der italienischen Art mochte: Sie war umständlich und weitschweifig, stets gleichermaßen lebendig wie lebhaft. Viele Worte und viele Gesten. Selbst die einfachste Frage wurde nicht konkret gestellt, und noch weniger konkret beantwortet: »Sagen Sie, finden Sie nicht, dass es hier ein wenig zieht? Wäre es wohl möglich, das Fenster zu schließen, wenn es Ihnen nichts ausmacht?« – »Ja, gewiss, es ist ein wenig zugig, ich werde versuchen, es zu schließen. Das mache ich doch gern.« Ein Überbleibsel aus dem Lateinischen, in dem es kein kurzes »Ja« oder »Nein« gab, sondern eine Bestätigung oder Ablehnung der Frage, indem sie wiederholt wurde.
    Selbst in der Business-Stadt Mailand, in der Nadja bereits wegen zwei Reportagen gewesen war, fand sich Zeit für blumige Konversation. Dank des gleichfalls stark mit »Könnte ich bitte … ich hätte gern … ich möchte …« geprägten Münchner Dialekts, mit dem sie aufgewachsen war, hatte Nadja keinerlei Schwierigkeit, sich an die sprachlichen Eigenheiten Italiens anzupassen. Diese Ausdrucksweise verwies auf eine Gangart, die bei aller Eile immer noch ein wenig Zeit übrig hatte und keine Hektik zuließ. Außer man musste den Bus oder Zug erreichen. Da gab es keine Rücksicht, vor allem seitens der Männer. Von Galanterie keine Spur mehr; wäre die Titanic vollbesetzt mit Italienern gewesen, hätten vermutlich die Männer als Erste im Rettungsboot gesessen.
    »Es gefällt mir hier«, stellte Rian fest, und Nadja nickte lächelnd.
    »Keine stinkenden Autos, die einen rücksichtslos über den Haufen fahren«, wisperte Pirx, und selbst Grog klammerte sich nicht wie üblich panisch an Rians Bein, sondern wackelte mit fröhlichem Gesicht neben Fabio her.
    Zwangsweise war in Venedig die Lebensart anders, denn die Gassen und Brücken waren eng, man musste die Wege zu Fuß oder über Wasser zurücklegen. Das teilte sich sofort durch die vorherrschende Stimmung mit, die gelassen und heiter war. Natürlich lag das auch an diesem Sonnentag, an der späten Jahreszeit und den daraus resultierenden nachlassenden Besucherströmen.
    »Das ist anders als Paris, was?« Fabio schmunzelte.
    Die Elfenprinzessin nickte. »Nicht so mondän, aber trotzdem stolz und alt, hell und dunkel zugleich.«
    »Gut erkannt. Das Flair dieser Stadt lässt sich mit keinem anderen vergleichen.«
    »Das glaube ich gern. Als ob Elfen das Fundament gelegt hätten«, stellte Grog fest.
    »Wäre das möglich?«, fragte Nadja erstaunt.
    »Sicher«, antwortete Rian. »Einige alte Menschenstädte wurden mit der Hilfe der Elfen gegründet.« In ihren veilchenblauen Augen spiegelte sich der Novemberhimmel und verlieh ihnen eine besondere Leuchtkraft.
    Nadja dachte bei sich, dass auch ein angehefteter Schatten nichts nutzte – in diesem Moment sah die Elfe genau so aus, wie man sich ein unsterbliches Wesen der Anderswelt vorstellte. Ätherisch, schmal, eine leicht goldgebräunte, makellose Haut, und auf moderne Art verwegene weißblonde Strubbelhaare. Wegen ihrer hohen Absätze und ihres beschwingten Gangs fiel allerdings nie auf, dass Rians Füße den Boden nicht berührten, und auf Schatten, die manchmal vergaßen, sich fließend an die Lichtverhältnisse anzupassen, achteten Menschen ohnehin nicht. Die Passanten sahen Rian zwar fasziniert, doch keineswegs ungebührlich lang an. Die natürliche Aura der Distanz, welche die Prinzessin umgab, ließ das nicht zu.
Wenn sie alle wüssten
, dachte Nadja vergnügt und war stolz darauf, dass sie die Wahrheit kannte.
    »Wann warst du zuletzt hier?«, stellte Rian Fabio endlich die Frage, auf deren Antwort Nadja schon lange wartete.
    »Es ist Jahrzehnte her«, sagte Fabio und wich allen weiteren Fragen aus, indem er Richtung Anleger beschleunigte.
    Nadja machte sich auf einiges gefasst. Ab und zu sah sie sich nach dem Kofferträger um, der brav mit seiner beladenen Karre hinterherdackelte und verträumt den

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