Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches - Schartz, S: Elfenzeit 5: Schatten des Totenreiches
rein!«, entschied der kleine rot bemützte Igel endgültig.
»Feigling!«, beleidigte David ihn.
»Ich hänge am Leben, zumindest an dem Rest, der mir noch bleibt!«, keifte der Pixie zurück. »Ich bin nicht der verwöhnte Kronprinz, der ...«
»Verwöhnt?«, fuhr David auf.
»Kinder!« Mit beschwichtigend erhobenen Händen versuchte Grog die beiden zu beruhigen. Daraufhin fielen sie gemeinsam über ihn her, und alle redeten durcheinander.
Rian achtete nicht auf den lautstarken Disput hinter ihr. Sie stand am Fenster und blickte hinaus auf das sterbende Land. Viele Bäume trugen inzwischen die Herbstfärbung, der eine oder andere war schon ganz kahl. Die Elfen waren draußen unterwegs und gingen ihren Beschäftigungen nach, als sei nichts geschehen. Sie spielten Ball, ritten um die Wette, übten sich in Scheinkämpfen oder flanierten durch die Lustgärten.
Wie anders war doch die Welt der Menschen! Sie waren ständig in Hektik, rannten der Zeit hinterher, die ihnen doch immer voraus war, und hatten Angst, etwas zu versäumen. Sie mussten für ihren Unterhalt zumeist hart arbeiten, und es gab Länder, in denen litten sie Not und Hunger. Das alles gab es in der Anderswelt nicht. Gewiss, die Dienstboten mussten arbeiten, doch ihnen blieb genug Zeit übrig für Vergnügungen. Abgesehen von Verurteilten, die zum Frondienst verdonnert waren, wurde jeder Elf entsprechend seiner magischen Talente eingesetzt; da konnte von Mühsal, wie sie die Menschen nur zu oft kannten, keine Rede sein.
Gehöre ich denn noch hierher?
, fragte Rian sich.
All dies ist mir so fremd geworden
. Dabei hatte sie sich so sehr darauf gefreut, wieder nach Hause zu kommen. Für eine Weile wollte sie das unbeschwerte Leben zurück, das sie als Prinzessin geführt hatte. Doch nun kam ihr hier alles so oberflächlich vor.
Die meisten Elfen ignorierten die drohende Gefahr völlig und änderten nichts. Andererseits ... warum sollten sie auch? Keiner wusste, wie viel Zeit ihm noch blieb. Wie sollte diese anders – besser – genutzt werden?
Für Rian war es, als schwebe sie zwischen den Welten. Sie hatte in der Menschenwelt zu viel gesehen und erlebt, um jetzt einfach zu ihrem früheren Leben zurückkehren zu können. Doch genau das war es, was Fanmór von ihr und ihren Begleitern verlangte. Er wollte andere Elfen mit der Suche nach dem Quell der Unsterblichkeit beauftragen und einen neuen Suchtrupp losschicken, der den bisherigen Hinweisen nachgehen sollte.
Die Zwillinge Rian und David hatten dagegen protestiert, aber der Riese hatte die Einwände einfach beiseitegeschoben und sie fortgeschickt. Sie sollten sich erholen und warten, bis er sie wieder zu sich rief.
»Rian, sag doch auch mal etwas!«, erscholl Davids wütende Stimme in ihren Gedanken, und sie fuhr zusammen. Sie wandte sich vom Fenster ab und den drei Streithähnen zu, die sie allesamt erwartungsvoll ansahen.
»Wozu soll ich etwas sagen?«, fragte sie. »Zu eurem albernen Streit? Ich habe nicht zugehört.«
»Recht hast du!«, quiekte Pirx. »Die reden sowieso nur wirres Zeug!«
»Fang nicht schon wieder an!«, schnappte David. Bevor Grog den Mund öffnen konnte, fuhr er ihn an: »Was du sagen willst, kann ich mir schon denken!«
»Also gut.« Rian durchquerte den marmorgefliesten Raum und ließ sich auf einer samtroten Chaiselongue nieder. Bedauernd blickte sie auf das leere Tischchen daneben. Kein Nugat, keine Pralinen. Und erst recht keine Chips. Auch kein Fernseher, um sich die Langeweile zu vertreiben. Am meisten vermisste Rian »Verliebt auf ewig« und »Wer gewinnt dein Herz?«
»Worum geht es?«, fragte sie mit einem resignierenden Seufzen.
Ihr Bruder und die zwei Kobolde schnappten hörbar nach Luft.
»Als ob du das nicht wüsstest!«, beschwerte sich Pirx.
Rian lachte ohne jede Heiterkeit. »Ich verstehe eure Aufregung nicht! Fanmór ist der König der Crain und der Hochkönig von Earrach. Er hat ein Machtwort gesprochen, und wir haben uns zu fügen! So ist es Brauch bei den Elfen.«
»Aber es ist falsch!«, ereiferte sich David.
»Wie willst du ihn davon abbringen? Unser Vater hat noch nie seine Meinung geändert. Stimmt das etwa nicht, Grog?«
»Nun ...«, sagte der alte Kobold zögernd, »er nimmt durchaus ab und zu Rat an oder ersucht sogar darum.«
»Von seinen eigenen Kindern?« Rians Augen blitzten spöttisch.
»N... nein«, gab der Grogoch unglücklich zu.
»Dann gibst du einfach auf?«, fragte David ungläubig.
»Was zieht mich denn in die
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