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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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deiner Mutter verdankst.«
    Scheinbar erschrocken über sich selbst, blieb Fabio stehen. Er blickte beiseite, als müsste er sich neu orientieren. Nadjas Vater vermied es tunlichst, von seiner Frau zu sprechen. Doch diesmal schien alles ein wenig anders zu sein ...
    »Diese elfische Raffinesse hast du von mir«, fuhr er schließlich fort, »auch jene Leichtigkeit, mit der du den Problemen des Lebens begegnest. Aussehen, Charme und dein unnachahmlicher Drang, den Dingen auf den Grund zu gehen, sind allerdings ein Erbteil deiner Mutter.«
    Schweigend gingen sie weiter. Zwei Polizisten patrouillierten an ihnen vorbei, die Waffen im Anschlag. Die Zeit sorgloser Reisen war längst vergangen. Sowohl in der Menschen- als auch in der Elfenwelt.
    »Sizilien also«, sagte Nadja. Sie wollte weg von einem heiklen Thema. Weg von diesem Tabu zwischen Fabio und ihr, das meist in Sprachlosigkeit mündete.
    »Ja.«
    »Und warum?«
    »Es handelt sich um eine Familienangelegenheit, aber nicht nur.«
    »Geht es Großmama und Großpapa gut?«, fragte Nadja besorgt. »Sie sind – lass mich nachdenken – beide an die neunzig Jahre alt.« Sie erinnerte sich an Natalia, die Mutter ihrer Mutter. An ihre Kochkünste. An selbst gemachte Fettucine, an frischen Salat mit Olivenöl, an die
Cassata alla siciliana
.
    Großvater Antonio war ein knorriger, alter Mann. Schon in ihrer frühesten Erinnerung war er ein verhutzelter Greis gewesen, allerdings mit einem scharfen Verstand und einem besonderen Sinn für Humor.
    »Ich wusste nicht, dass du noch Kontakt zu Mamas Eltern hältst«, sagte Nadja. »Oder gibt es da etwas, das ich wissen sollte?«
    »Es gibt eine ganze Menge von Dingen, die du wissen solltest, Nadja.« Fabio lächelte, wurde aber gleich wieder ernst. »Aber mach dir um ihre Gesundheit keine Sorgen. Die beiden sind unverwüstlich. Und jetzt müssen wir uns um die Tickets kümmern.«
    »Ich bin mal gespannt, wie du das anstellen willst.«
    Fabio richtete seinen Krawattenknopf und ordnete mit den Händen notdürftig sein Haar. »Dafür brauche ich weder den kleinen roten Mini noch das knielange Blumenkleidchen. Sieh zu, wie der Meister mit einer solchen Situation umgeht«, sagte ihr Vater theatralisch. Er ließ Nadja stehen und marschierte mit festem Schritt auf einen Schalter zu, den eine verkniffen dreinblickende Blondine soeben schließen wollte. Sie verwies die Vordersten aus der langen Reihe Wartender an eine Kollegin. Die Frau machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, man konnte ihren Frust über ihre mühselige Arbeit deutlich erkennen.
    »An dieser Fregatte beißt selbst
du
dir die Zähne aus, Paps«, murmelte Nadja.
    Fabio stellte sich vor die Frau, sagte etwas zu ihr. Sie bedeutete ihm mit einer unwirschen Handbewegung, dass er weggehen solle. Ihr Vater griff galant nach ihren Fingerspitzen, hauchte einen Kuss darauf, deutete eine knappe Verbeugung an.
    Irritiert blickte ihn die Lufthansa-Angestellte an. Ihr griesgrämiges Gesicht lockerte sich ein wenig auf. Sie taxierte ihn mit mildem Interesse. Aus drei Tagen Regenwetter wurden nur noch zwei.
    Und Fabio redete weiter. Nadja konnte seine Stimme hören, seinen fein verschliffenen italienischen Akzent, aber nur wenige Worte verstehen. »Charmant«, hörte sie, »carissima« und »herzallerliebst«.
    Der Erfolg seines Vortrags war deutlich zu erkennen: Frau Griesgram setzte sich zurück an ihren Arbeitsplatz, strich den Rock glatt, richtete in einer unbewussten Bewegung ihr Haar und lächelte Nadjas Vater an.
    Und plötzlich hielt sie die Hand vor den Mund; sie kicherte und errötete wie ein junges Mädchen. Fabio lachte ebenfalls, mit einem Timbre, so erotisch und knisternd, dass der Ton seinem weiblichen Gegenüber unter den Rock zu kriechen schien.
    Sie schaltete ihren Buchungscomputer wieder ein, deutete mehrmals mit erhobenem Zeigefinger auf Anzeigen – und auf Fabio Oreso. Von ihren Lippen konnte Nadja die Worte »Sie Schlimmer!« ablesen.
    Fabio redete einfach weiter. Er gestikulierte mit den Händen, zeichnete irgendwelche Figuren in der Luft, die möglicherweise obszön, sicherlich aber anzüglich waren. Das Regenwetter im Gesicht der Frau wurde endgültig von einer Schönwetterfront verdrängt. Sie bat Fabio um etwas; wahrscheinlich um Ausweise, damit sie die Buchungen vornehmen konnte. Er kramte aus seiner Hosentasche zwei Supermarkt-Kassenbelege hervor. Die Lufthansa-Angestellte nahm die Zettel in die Hand und gab sie ihm nach oberflächlicher Betrachtung

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