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Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele

Titel: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele - Thurner, M: Elfenzeit 6: Die wandernde Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zurück.
    Nadja drehte sich beiseite. Sie konnte und wollte diesem Schauspiel nicht mehr länger zusehen. Ihr Vater bekam, was er wollte.
    »Fregatte versenkt«, sagte Nadja und zuckte die Achseln.
    »Wie war ich?«, fragte Fabio.
    »Gerissen. Schleimig wie eine Nacktschnecke. Unwiderstehlich. Willst du mir nicht verraten, wie du das angestellt hast?«
    »Ein Zaubermeister verrät seine Geheimnisse nie. Nur so viel: Es hat damit zu tun, den Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass man sie ernst nimmt. Man gibt ihnen Wert und macht sie für ein paar Augenblicke zum Mittelpunkt des Universums.«
    »Das hört sich sehr einfach an.«
    »Ist es aber nicht«, erwiderte Fabio ruhig, fast traurig. »Viele Menschen sind so verschlossen, dass sie kaum jemanden an sich heranlassen. Sie haben Angst davor, sich zu offenbaren. Liese ...«
    »Liese?«
    »Die reizende Dame mittleren Alters, die uns zu zwei Tickets in der Businessclass verholfen hat. Liese ist so sehr in ihrem Ärger über ein frustrierendes Leben mit einem lieblosen Ehemann und über ihre nervenzerrüttende Arbeit gefangen, dass es mir kaum gelang, sie aufzumuntern. Es war ein hartes Stück Arbeit.«
    »Sah aber nicht so aus.«
    Nacheinander passierten sie die Sicherheitskontrollen. Niemand scherte sich um den laut schrillenden Alarmton, zu dem Fabio den Security-Scan durchschritt. Ein vierschrötiger Mann in Uniform reichte ihm einfach seinen Handgepäckskoffer, lächelte freundlich und wünschte ihm einen guten Flug.
    »Es muss leicht aussehen, damit es funktioniert«, fuhr ihr Vater fort. »Sonst wäre es ja keine Kunst – oder?«
    »Wird ... Liese Probleme bekommen, wenn sie bemerkt, dass sie uns zwei Tickets und Bordkarten gratis ausgestellt hat?«
    »Aber nein! Im chaotischen Durcheinander eines Flughafens passieren doch täglich Fehler. Und ohnehin ist unsere Maschine nicht ausgelastet. Selbst wenn Liese von ihrem Vorgesetzten einen Rüffel erhält, wird sie das sehr entspannt hinnehmen. Denn ich habe ihr im Gegenzug etwas sehr Wichtiges geschenkt.«
    »Deinen Elfencharme.«
    »Nein!«, sagte Fabio fast ärgerlich. »Aufmerksamkeit. Ich habe mich mit ihr unterhalten. Ihr zugehört. Das ist nicht alltäglich in dieser verrückt gewordenen Welt.«
    »Verrückt? Ich würde eher
kompliziert
sagen.«
    »Das trifft nicht den Kern des Wortes. Ich meine verrückt im Sinn von
verschoben.«
Fabio schwieg, als wäre damit alles gesagt.
    Sie erreichten Gate 38. In diesem Augenblick begann die Boarding-Prozedur. Wie selbstverständlich gingen sie an der langen Reihe der Wartenden vorbei und nahmen die vordersten Plätze ein. Protestierende Rufe ertönten, die sofort verstummten, als sich Vater und Tochter wie auf Kommando umdrehten und im Duett lächelten.
    Ich bin ihm ähnlicher, als ich bislang dachte
, stellte Nadja erschrocken fest.
    Ledersitze. Ausreichend Beinfreiheit. Ein Gläschen Schampus zur Begrüßung. Zuvorkommende Behandlung. Eine Auswahl von drei Menüs, die Nadja allesamt das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.
    »Das ist das wahre Leben!«, schwärmte Nadja.
    »Vor einer halben Stunde hast du mir noch Empörung über meine Methoden vorgeheuchelt.« Fabio goss ihr den Rest aus einer Champagnerflasche ins Glas.
    »Was interessiert mich, was ich vor einer halben Stunde gesagt habe?« Nadja rekelte sich entspannt in ihrem Sitz und studierte oberflächlich das Filmprogramm, das während des Flugs geboten wurde.
    Sie fühlte sich wohl. So wohl wie schon lange nicht mehr. Fabio gab ihr ein Gefühl von Sicherheit und Stärke. Es war fast wie früher. Als sie noch ein kleines, sommersprossiges Mädchen mit zwei weit abstehenden Zöpfen gewesen war und viel Zeit mit ihrem Vater verbracht hatte. Wann immer er konnte, hatte er sie in den alten, von unzähligen Dellen übersäten Fiat gepackt, um mit ihr von Ort zu Ort zu reisen. Unstet, ruhelos, immer auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer. Auf einer moosbewachsenen Burgruine, von der sich eine atemberaubende Sicht auf das bayerische Oberland bot; über schmale, kaum erkennbare Wege zum Watzmann; Baden in einem kleinen, versteckten Tümpel.
    Fabio hatte viel unternommen. Er hatte erklärt, beschrieben und durch ungewöhnliche Betrachtungsweisen neue Fragen aufgeworfen, für die sie oftmals keine Antworten gefunden hatte. Um ihre Neugierde zu wecken und eine schier unstillbare Sehnsucht nach ... – ja, wonach eigentlich?
    »Wir sollten reden«, sagte Nadja.
    »So ist es.« Er sah sie an, ernst und

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