Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
erlauben kannst, gelegentlich weich zu sein
, erklang die Gedankenstimme.
Ich frage mich, ob ich den Unterschied jemals erfahren werde.
Ich bin nicht verweichlicht
, schoss Rian zurück.
Aber jung ... so jung ... Dir fehlt noch viel Erfahrung. Daran liegt es wohl. Na, mir soll es gleich sein.
Rian verzichtete auf weitere Erwiderungen und löste stattdessen das Seil von ihrem Körper. Auch in diesem Gang hatten sich unter der Erschütterung Felsstücke gelöst, und sie fand schnell eine geeignete Felsnadel, die nahe dem Eingang aus dem Boden ragte. Sie schlang das Seil darum, sicherte es mit mehreren Knoten und zog ein paarmal kräftig daran, um sicherzugehen, dass es David halten würde. Schließlich kehrte sie zur Höhlenmündung zurück und ließ die Glimmerwolke wieder hinunter schweben. Das war das Signal für David.
Wenige Augenblicke später tauchte er am Rande der Kluft auf. Er kletterte dicht an den Absturz heran und wartete dort. Rian straffte das Seil, soweit es ging, und warf eine Schlinge über die Felsnadel. Das Seil spannte sich, als David ihm langsam sein Gewicht anvertraute, und ruckte schließlich kurz. Gegen die Felsnadel gestemmt, hielt Rian hinter der Schlinge die Leine fest.
Erneut ging eine Erschütterung durch das Geflecht. David musste über die Kluft geschwungen sein und die andere Seite erreicht haben. Rian hielt den Atem an. Hatte er sich richtig abfangen können? War er womöglich verletzt?
Das Seil wurde schlaff, und Rian atmete auf. Vorsichtig zog sie es wieder straffer, Stückchen für Stückchen, immer so weit, bis sie Widerstand spürte. David kletterte stetig an der Felswand hinauf. Rian rief die Glimmerwölke auf halbe Höhe, damit ihr Bruder den Fels gut sehen konnte.
Plötzlich gab es einen Ruck im Seil, und ein wütender Fluch drang zu Rian hoch. Sie hörte ein lautes Flattern, gepaart mit hohem Kreischen. Hastig sicherte die Elfin den losen Teil des Seils an der Felsnadel und schaute über die Gangkante nach unten.
Nicht weit von ihr hing David im Seil und schwang seinen Dolch gegen einige fliegende Wesen, die aus der Tiefe der Kluft aufgetaucht waren. Sie hatten ledrige Flügel wie Fledermäuse, doch ihre Spannweite reichte an Rians Arme heran, und ihre bleichen, von ledrigen Hautfalten überzogenen Körper waren dürr und lang. Die Beine liefen in langen Krallen aus, die im Glimmerlicht gefährlich blinkten, ebenso wie die in aufgerissenen Mündern schimmernden spitzen Zähne. Große weiße Augäpfel und längliche Nasenöffnungen beherrschten die zusammengekniffen wirkenden Gesichter auf den kleinen kahlen Köpfen.
Ein Schwärm von vielleicht zehn Wesen griff David an. Die genaue Zahl war schwer zu schätzen, da sie ständig anflogen und wieder in die Tiefe abdrehten, in taumelndem Flug aneinander vorbei jagten und erneut auf David zuhielten. Sie streckten ihre Krallen nach ihm aus und fletschten zugleich mit hohen Schreien ihre Zähne.
Voller Schrecken sah Rian, dass die Krallen auch über das Seil sausten. David hatte keinerlei Halt mehr im Fels, da er seine Hände zu seiner Verteidigung brauchte. Mit einem Arm hielt er den Schild vor sich, mit dem anderen schwang er immer wieder seinen leuchtenden Langdolch gegen einen der Angreifer. Gerade trennte er mit einem langen Schwung und aufblitzender Klinge einem der Höhlenflieger ein Bein ab. Mit einem Kreischen taumelte das Wesen hinunter in die Kluft.
Rian sammelte alle spitzen Steine zusammen, die sie in ihrer Nähe sehen konnte. Am Höhlenrand kniend, nahm sie einen davon und rieb ihn zwischen ihren Handflächen, während in ihrem Geist das Bild eines schlanken kurzen Speeres entstand. Schließlich zog sie die Hände auseinander, als fahre sie damit einen Schaft entlang, und mit einem Aufleuchten folgte die Materie dem Bild in ihrem Geist und formte, was sie benötigte.
Der Speer gelang, doch der Zauber kostete Rian einen Großteil ihrer verbliebenen Energie. Sie konnte unmöglich mehr Waffen schaffen und musste mit dem zurechtkommen, was sie jetzt hatte, um David zu helfen.
Abermals sah sie über die Kante. David hatte weitere Angreifer abgewehrt, doch das Seil war dabei deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es reißen und der Elf in die Tiefe stürzen würde.
Rian nahm einen Stein, zielte sorgfältig und warf. Mit Glück traf sie einen der Angreifer am Kopf. Das Wesen bäumte sich auf und geriet dabei so dicht an Davids Waffe, dass sie ihm einen Flügel abhieb.
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