Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes

Titel: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
Vom Netzwerk:
zurück, mehr zu sein – mehr noch als die Summe ihrer beider Daseins. Es war ein unglaubliches Hochgefühl, sich so nahe zu sein und dabei etwas Größeres zu bilden. Genau deshalb hatten sie irgendwann aufgehört, es zu tun. Weil dieses Gefühl süchtig machte. Angst und Glück jagten nebeneinander durch ihre Adern und ihren Geist, und für einen Moment wurde die Verbindung brüchig. Dann spürte Rian etwas Weiches, Sanftes über ihren aufgewühlten Geist streichen.
    Ist das seine Seele?
, fragte sich Rian.
Oder das, was die Seele aus David macht?
    Ehe sie eine Antwort auf die Frage fand, versank sie bereits im
Wir
, war nur noch Teil von
das Einling.
    Es
hob das Amulett an und legte die Kette um beider Hälse.
Es
drehte sich herum, in einer Bewegung, die weit weniger unbeholfen war, als sie hätte sein müssen, wären sie nur in den Körpern verbunden gewesen.
Es
stellte sich dem Feuer.
    Und die Flammen konnten
ihm
nicht schaden.
    Selbstsicher ging
es
durch das Feuer, ohne mehr als angenehme Wärme zu spüren.
Es
hob sogar die Hand, um mit den Flammen zu spielen, welche die Haut liebkosten. Schritt für Schritt drang
es
durch die Feuerwand, bis die Flammen sich teilten und einen Höhlenraum offenbarten. Er war rund und wie eine Kuppel geformt, und das Feuer war ein Kreis darin, der alle Wände umfasste und beide Durchgänge versperrte.
    Waberlohe
, schoss es
ihm
durch den Kopf.
Sie ist es.
    Doch in diesem Kreis stieß
es
nicht auf eine verbannte Schlachtenschwester Odins, wie es Siegfrieds Vater angeblich geschehen war. Stattdessen erwartete
es
der deutlich unschönere Anblick einer Horde Homunkuli.
    Die nackten, aus Magie und Blut erschaffenen Wesen wirkten wie halbhohe, verkrümmte Zerrbilder von Menschen. Sie hatten die gleichen verkniffenen und faltigen Gesichter und die gleiche graue Haut wie die Kluftflügler. Sie stürzten sich auf
das Einling
, die krallenbewehrten Hände erhoben und die Mäuler mit den spitzen Zähnen weit aufgerissen.
    Es
zog mit der einen Hand den Dolch und hob den Speer mit der anderen. Ein Gedankenimpuls löste die Armschlingen, und
das Einling
gewann vier Arme, die alle gleichermaßen unter seiner Kontrolle standen. Die freie Linke hob den Arm, um den magischen Schild zwischen
das Einling
und
seine
Angreifer zu bringen.
    Wie eine rächende Gottheit fiel
das Einling
über die Homunkuli her, badend in der Macht, die
seine
Einheit ihm gab, und sie auskostend mit jedem Schlag, jedem Stich und jeder gelösten Zauberrune. Für jeden Tod benötigte
es
nur Augenblicke, und
es
genoss das Gefühl der Stärke, das
ihm
jeder Sieg gab.
    Schnell war es vorbei, und nur noch tote Körper lagen innerhalb des Flammenkreises.
Es
steckte den Dolch weg, hob seine Arme, legte sie wieder zusammen und schuf erneut die Schlingen, die
es
banden. Dann wandte
es
sich dem Gang zu, der aus diesem Raum hinausführte, und schritt durch die Waberlohe. Reinigende Flammen umspülten
es
und wuschen die Erinnerungen an das Blut und die Schreie der Wesen ab. Was blieb, war die Glückseligkeit der Einheit.
Es
trat aus den Flammen, ging weiter und genoss die Kühle des Höhlenganges.
Es
erprobte
seine
Muskeln, und
es
lachte, dass es laut von den Wänden widerhallte.
    Es
war eins. Und
es
würde sich nie wieder trennen.
    Nein!
    Der Gedanke hallte durch beide Geister, und Rians Kopf zuckte hoch. Sie hatte das Gefühl, kurz vor dem Ertrinken zu stehen, und sog heftig Luft in ihre Lungen. Neben ihr atmete David ebenso scharf ein. Das Geräusch von Stein auf Stein sagte ihr, dass sie den Speer fallen gelassen hatte.
    Ein Gedankenimpuls ließ die Bänder um ihre Körper vergehen. Rians Knie wurden schwach, doch als sie umzufallen drohte, schnitt etwas in ihren Hals. David stöhnte auf und griff ihre Schultern.
    »Das Amulett«, stieß er rau hervor.
    Rian griff nach dem Anhänger und riss daran. Das Band gab nach, und sie ließ die Metallscheibe einfach fallen. Unbehindert taumelte sie weg von ihrem Bruder zur Felswand und stützte sich dagegen. Ihr Magen wollte revoltieren, doch sie bezwang den Brechreiz.
    »Nie wieder«, flüsterte sie. »Nie wieder. Wir waren Kinder ... Was wir jetzt sind, darf so nicht mehr vereint werden.«
    David war dort auf die Knie gegangen, wo sie gestanden hatten. Er nickte stumm.
    Eine Weile schöpften sie nur Atem. Über das noch immer offene Band spürte jeder den Widerstreit im anderen. Es war ein so überwältigendes Gefühl gewesen, das Erwachen so grausam – und der Schrecken der Erkenntnis.

Weitere Kostenlose Bücher