Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes - Themsen, V: Elfenzeit 7: Wächter des Weltenbaumes
hatte auch die darunter liegende tiefe Sorge gespürt.
»Es war nicht mutig, es war nur ... notwendig.« Er zögerte kurz. »Mutig war Nadja, als sie dich aus Samhains Reich holte. Sie konnte am wenigsten dafür, dass du dort warst, und hatte die geringste Verpflichtung, aber sie bestand darauf, es zu tun.«
»Was wieder einmal zeigt, wie ähnlich ihr zwei Dickköpfe euch seid«, sagte Rian mit einem Schmunzeln. »Beide habt ihr Fanmór die Stirn geboten. Und du hast es sogar zum Teil aus ... aus Liebe zu ihr getan, oder? Irgendwie erinnert ihr mich manchmal an die Leute in meinen Lieblingsserien ...« Das Lächeln flog von ihren Zügen. Sie biss sich auf die Unterlippe und sah wieder auf den Fluss hinaus.
Über das unsichtbare Band, das die Zwillinge seit ihrer Geburt zusammenhielt, spürte David ihren inneren Zwiespalt. Liebesgeschichten fand Rian faszinierend, weil Elfen normalerweise keine Liebe kannten. Doch für ihn war die Liebe Realität geworden. Etwas war geschehen, damals im Kerker des Goldmachers in Venedig, aus dem Nadja ihn befreit hatte. Das Tor zu Samhains Reich hatte bereits für ihn offen gestanden, sein Schatten den Weg dorthin angetreten, doch diese Sterbliche hatte ihn zurückgeholt. Und dabei hatte sie ihm etwas geschenkt, was er nie hatte haben wollen und von dem er noch jetzt nicht sicher war, ob er es wachsen lassen würde oder nicht. Nadja hatte ihm die Seele geschenkt, die in ihm wuchs. Rian befürchtete, dass diese Seele über kurz oder lang ihrer beider Band ersetzen und ihn von ihr trennen würde.
Das war etwas, wovor sich auch David fürchtete. Er wollte Rian nicht verlieren. Nie wieder. Ihr vorübergehender Tod saß ihm noch immer tief in den Knochen. Obwohl es seine Seele gewesen war, die ihm in diesem Moment das Leben bewahrt hatte, war die Angst vor der Trennung von Rian auch einer der Gründe, aus denen er deren Wachstum nicht mehr zuließ. Das und dass er sich betrogen fühlte. Weil Nadja vielleicht das Kind eines anderen trug, das Kind des Mörders und Verräters Alebin.
Er wusste, dass er ungerecht war, wusste, dass es geschehen war, bevor ihre Liebe begonnen hatte. Auch sein eigenes Bett war zu dieser Zeit fast keine Nacht leer gewesen, wie also konnte er auf Nadja wütend sein? Zudem hatte Alebin die Journalistin getäuscht und beeinflusst. Aber das Gefühl ließ sich nicht beiseiteschieben – das Gefühl, dass sie nie allein zu David gehören würde, dass womöglich immer etwas da sein würde, was sie mit einem anderen verband. Und das war ihm unerträglich.
Rians Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
»Das Tor ist nah«, sagte sie und streckte ihre Hände über das Wasser aus, um erneut die Linie zu erspüren, der sie folgten. Sie schob sich dichter an die Reling und beugte sich vor, führte die Fingerspitzen über das Wasser. »Es könnte sein, dass es unter Wasser liegt. Die Linie senkt sich ab.«
»Dann sollten wir einen Zauber weben, der uns erl...«
Ehe David seinen Satz zu Ende sprechen konnte, durchbrach etwas an der Seite des Bootes die glatte Wasseroberfläche. Eine grau schimmernde Gestalt sprang hoch, beschuppte Arme schlossen sich um Rians Körper, und noch ehe die Elfenprinzessin auch nur Zeit für einen Ausruf hatte, zog das Wesen sie hinab in die Tiefe des Flusses.
Im ersten Moment saß David wie erstarrt da. Dann stieß er einen Schrei voller Wut und Angst aus, der alles andere verstummen ließ, sprang auf und hechtete über die Reling ins eiskalte Wasser.
David brauchte einen Moment, bis er sich im Dämmerlicht orientieren konnte. Sein Sprung war ungezielt gewesen, denn nichts hatte darauf hingewiesen, in welche Richtung das Wesen Rian fortgezogen hatte. Ungebeten tauchten die Bilder des Kelpie wieder auf, der versucht hatte, Rian in den Aureolschleiern zu fangen. Sie war völlig wehrlos gewesen, da ihr Geist sich mit den Schleiern vereinigt hatte, um den Weg zu suchen. Jetzt aber war sie es nicht. Ein schwacher Hoffnungsschimmer, aber wenigstens war es einer.
Rian, ich komme ... halte durch, bis ich dich gefunden habe!
Der Elfenprinz drehte sich unter Wasser und versuchte, etwas zu erkennen oder in der eiskalten Strömung Wirbel zu spüren. Das Wasser war recht klar und der Fluss nicht so tief, dass der Grund dunkel gewesen wäre. Tatsächlich sah er eine Bewegung weiter flussaufwärts, einen aufgescheuchten Fischschwarm und ein Glitzern wie von einer Glasperlenschnur.
Luftblasen!
David hielt mit kräftigen Stößen darauf zu. Weit vorne
Weitere Kostenlose Bücher