Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
Doch sie wusste nicht, ob sie ihm unter den gegebenen Umständen damit einen so großen Gefallen tat. »Wo ist sie jetzt, dass du telefonieren kannst?«
»Einkaufen, und ich gehe gerade spazieren. Es ist schön hier, Nadja, der Frühling ist da. Ich liebe diese kleine raue Insel mit ihrem merkwürdigen Charme. Vielleicht ziehe ich hierher, wenn mein Buch veröffentlicht ist.«
Nadja schluckte. Es schmerzte, das zu hören, denn es machte deutlich, wie weit sie sich inzwischen voneinander entfernt hatten. So wie früher würde es nie wieder sein. »Aber ich hoffe, vorher werden wir ein bisschen Zeit füreinander haben …«
»Die nehmen wir uns«, sagte er beruhigend. »Ich komme mit Anne gut zurecht, seitdem die Fronten zwischen uns geklärt sind. Sie ist … einzigartig. Ich glaube, das sagte ich schon.«
»Sie will dich töten …«, murmelte Nadja schließlich.
»Anne ist in erster Linie meine Muse. Dass sie ein Vampir ist, ist eine für mich unangenehme Begleiterscheinung, aber damit werde ich irgendwie fertig. Bisher hat sie mich nicht gebissen. Ich kann sie nicht einfach als
böse
betrachten. Sie ist, was sie ist, mit ihren eigenen Regeln und eigener Moral. Vor allem ist sie eine Elfe, und du solltest inzwischen am besten wissen, dass sie sich sehr von uns unterscheiden.«
»Und dann auch wieder nicht«, sagte Nadja.
»Richtig«, stimmte er zu. »Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Tatsache ist, dass ich in Anne die Erfüllung meines Lebens gefunden habe. Ich hoffe, du verurteilst mich nicht dafür.«
Sie lächelte leicht. »Wie könnte ich, Robert? Wenn du auf diese seltsame Weise dein Glück findest …« Gott, wie gut es tat, seine Stimme zu hören.
»Glaub mir, ich habe die Augen offen. Doch mein Herz hat sich entschieden, und ich lasse es zu. Es ist mein freier Entschluss.« Robert schwenkte um. »Aber jetzt erzähl mir endlich von dir, und zwar alles. Seit dem Abenteuer in Venedig weiß ich nichts mehr von dir. Ich kenne noch nicht einmal die Hintergründe von Rians Tod und Wiedergeburt.«
Na, da hatte sie ihm eine Menge zu berichten. »Setz dich hin, Robert, das wird eine Weile dauern.« Sie suchte sich ebenfalls einen größeren Felsbrocken und ließ sich darauf nieder. »Also, zunächst einmal, ich bin schwanger …«
»Was?«, schrie Robert auf, und sie musste den Hörer weghalten.
»Das ist noch lange nicht alles«, fuhr Nadja fort. »Zum Glück ist David der Vater …«
Und dann berichtete sie ihrem Freund und Kollegen alles, was sich seit Venedig ereignet hatte. Er unterbrach sie kaum, die meiste Zeit war er wohl sprachlos. Nadja merkte selbst, wie verworren und zugleich gewaltig die Geschichte war, die sie Robert offenbarte, angefangen bei Fabio. Obwohl sie sich Mühe gab, nur eine kurze Zusammenfassung zu geben, dauerte es über eine halbe Stunde, und dann war ihre Kehle ganz trocken und rau.
Robert schwieg eine Weile, nachdem sie geendet hatte. Als sie schon nachfragen wollte, ob er überhaupt noch am anderen Ende war, sagte er: »Ich bin … ja, was soll ich sagen: erschüttert, aufgewühlt, fassungslos … Das ist ja unglaublich, Mädchen! Und die ganze Zeit war ich nicht bei dir …«
»Ja, manchmal war ich schon ein bisschen böse auf dich«, gestand sie. »Aber du machst kaum weniger durch, und das tut mir ebenso leid. Ich schätze, wir haben beide ganz neue Lebenswege eingeschlagen, und es gibt nur noch wenige Berührungspunkte.«
»Aber wir werden uns sehen, Nadja, spätestens im Sommer. Wir werden einen Weg finden, unsere Freundschaft zu erhalten, und zwar nicht nur telefonisch oder per Mail, sondern auch durch Begegnungen.« Robert stieß ein Geräusch aus, das wie ein Seufzer klang. »Ich muss jetzt zurück und über das nachdenken, was du mir erzählt hast. Morgen rufe ich dich wieder an, und dann reden wir weiter, in Ordnung?«
»Klar. Ich freue mich darauf. Du fehlst mir nämlich schrecklich.«
»Dann bis morgen.«
»Wirst du Anne sagen, dass du mich angerufen hast?«
»Nach dem zweiten Gespräch. Wie viel kann ich ihr erzählen?«
»Alles.« Nadja zögerte nicht, als sie antwortete. Überrascht registrierte sie, wie Robert am anderen Ende der Verbindung erleichtert seufzte.
»Dann sind wir uns einig«, sagte er darauf. »Pass auf dich auf und auf dein Elfenkind.«
»Und du auf dich.«
Damit wurde also die neue Phase des Kampfes eingeleitet und neue Ziele gesteckt. Während die kleine Gemeinschaft aus Elfen und Menschen beratschlagten, was sie als Nächstes tun
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