Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
bildete einen starken Kontrast zum schwarzen Vulkan. Das Wetter zeigte sich durchgehend wolkenlos, und die Temperaturen stiegen immer weiter an, während die Touristen ins Land strömten.
Tagsüber konnte man es in der Sonne kaum noch aushalten. Das Haus der Oresos bot kühlen Schutz, den die Elfen jedoch nur selten in Anspruch nahmen; sie mochten die trockene Wärme, hatten Tische und Bänke unter einem Olivenbaum aufgestellt und hielten sich zumeist dort auf.
Die Lage auf Sizilien hatte sich völlig beruhigt. Weder der Getreue noch seine Untergebenen ließen sich blicken, und was den Rest der Welt betraf, so zeigten sich bisher keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Setzen des Stabes. Die Grenzen hielten noch, auch wenn sie dünner geworden waren. Die größten Auswirkungen des Bebens hatte es wohl in der Anderswelt gegeben, wie über den »Elfenkanal« zu erfahren war. Morgana hatte den Schutzbann inzwischen aufgehoben, und der Austausch war wieder möglich. Die Schäden hielten sich aber in Grenzen, und den Herbst in Elfenland hatte es nicht beschleunigt; immerhin etwas. Soweit bekannt wurde, hatte der Ätna im Elfenreich einen stärkeren Ausbruch gehabt, doch lebte in seiner Nähe schon lange niemand mehr, daher gab es keine Verluste.
»Dann lasst uns mal überlegen, wo wir als Nächstes den Quell der Unsterblichkeit suchen«, sagte Fabio während eines gemeinsamen sonntäglichen Mittagessens Ende Mai. »Solange wir Ruhe vor dem Getreuen haben, stehen die Chancen gut, störungsfrei zu reisen.«
Damit kam er auf die erfolglose Reise von Rian und David zurück; auch wenn die beiden Elfen in Odin möglicherweise einen Verbündeten gefunden hatten. Dem Ziel der Suche jedoch waren sie keinen Schritt näher gekommen.
»Wenn Nidhögg den Quell kennt, so gibt er ihn nicht preis«, sagte David frustriert und strich sich durchs Haar. Es war klar zu sehen, wie sehr ihn dieser Fehlschlag trotz aller seitdem bestandenen Prüfungen noch beschäftigte.
Alle stimmten Fabio zu, dass sie sich wieder auf die Suche machen mussten. Sie waren jetzt erholt und gestärkt, es wurde Zeit. Sie trennten sich vom Mittagstisch mit der Entscheidung, dass jeder den Rest des Tages für sich selbst nachdenken, vielleicht auch recherchieren sollte. Die zusammengetragenen Ideen sollten gemeinsam besprochen und dann geplant werden. Schon am nächsten Morgen wollten sie damit anfangen.
An diesem Nachmittag passten Grog und Pirx Letitia bei ihrem Wagen ab, als sie aus dem Waisenhaus zurückkam. »Können wir dich kurz sprechen?«, fragte der alte Kobold. »Nur wir drei?«
»Es ist sehr wichtig!«, piepste Pirx.
Letitia nickte. »Steigt ein, fahren wir ein Stück.«
Sie fuhr über eine Holperstraße zu einem abgelegenen Tal, wo es ringsum nichts sonst gab, und hielt an. Gemeinsam verließen sie das Auto und gingen ein paar Schritte, dann wandte Letitia sich den beiden Elfen zu. »Also, legt los.«
»Wir haben dich heute beobachtet«, fing Grog an. »Als Fabio von dem Getreuen redete und all dem anderen.«
Letitia zuckte zusammen. »Das hat nichts zu bedeuten. So geht es doch jedem, oder?«
»Nur denen, die …« Pirx’ Igelborsten sträubten sich. Seine Stimme sank zu einem winzigen Flüstern herab. »Die … mit ihm zu tun hatten, auf eine … gewisse Weise.«
»Was wollt ihr damit sagen?« Letitia wurde blass.
Grog wandte den Kopf ab. »Ich schäme mich so«, murmelte er.
»Grog wollte auch nicht mit dir darüber reden, aber es muss einfach aus uns raus! Und aus dir auch, gib’s doch zu, Letitia!«
Nadjas Mutter kehrte sich abrupt ab. »Ach, das ist doch sinnloses Gerede.« Sie klapperte mit dem Schlüssel in der Hand. »Wir sollten zurückfahren.« Hastig ging sie auf das Auto zu.
»Ein Handel, stimmt’s?«, rief Pirx, zitternd vor Anspannung. »Du bist einen Handel mit ihm eingegangen.«
Letitia blieb stehen und fuhr sich durchs Haar. Ihre Schultern sanken nach unten. »Verdammt! Was habt ihr getan?«
»Wir«, gestand Pirx tonlos, »wir haben ihn befreit.«
Letitia drehte sich zu ihnen und sah sie lange an.
»Er hat uns dazu gezwungen«, warf Grog ein.
»Das spielt aber keine Rolle«, sprudelte es aus Pirx hervor. »Wir haben es getan. Und jetzt hat er den Stab gesetzt, und er hat gesagt, er wird uns in Ruhe lassen, wenn wir dafür mal etwas für ihn tun. Er hat nicht gesagt, was, und nicht, wann. Seither laufen wir mit dieser Schuld herum.«
»Wir können nur deshalb darüber reden, weil du etwas Ähnliches getan
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