Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
interessiert etwas anderes. Regiatus, woher wisst Ihr das mit dem Schattenland?«
»Von meinem Bruder«, antwortete Regiatus und erntete wieder verblüffte Blicke. »Ainfar.«
Der Corvide erzählte, dass Ainfar der Tiermann, der mit Regiatus denselben Vater teilte, nach Kriegsende freiwillig als Spitzel ins Schattenland gegangen war. Lange Zeit hatte der Corvide nichts von seinem Bruder gehört. Das war einerseits ein gutes Zeichen, weil das Schattenland nach wie vor verschlossen war, andererseits aber bedeutete es ewige Verbannung und Leid für den unschuldigen Bruder.
Und dann, eines Tages, war seine erste Botschaft gekommen, in der er von der Öffnung des Tores berichtete, dem Unwesen, das der Getreue trieb, und der Vorbereitung auf die endgültige Befreiung …
»Zwei Dinge kann ich dazu berichten«, fuhr der Hirschköpfige fort. »Alebin, der uns entkommen war, wurde vom Getreuen geschnappt und ins Schattenland verschleppt. Sein Schicksal ist derzeit ungewiss, aber es ist davon auszugehen, dass wir nicht das letzte Mal von ihm gehört haben.«
»Davor möge uns der Getreue bewahren«, murmelte Grog.
Nadja tastete nach Davids Hand und drückte sie fest. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
»Die zweite Nachricht betrifft die Menschen.« Regiatus sah Nadja an. »Der Sohn des Cagliostro ist ebenfalls im Schattenland – und am Leben. Er spielt das Hündchen der Königin.«
»Dann soll er dort verrotten«, sagte Nadja fest. »Nichts anderes hat er verdient.«
»Aber was ist mit Bandorchu selbst?«, rief Rian. »Können wir nicht verhindern, dass sie freikommt? Das Tor irgendwie bewachen, sollte es sich öffnen?«
»Wir können nicht vorhersagen, wo in der Menschenwelt es sich öffnen wird.«
»Dann finden wir es heraus!«
»Ich fürchte«, sagte Regiatus, »wir haben noch ganz andere Probleme.«
Das verlangte erst einmal einen ordentlichen Schluck Rotwein. Antonio sorgte für Nachschub, und Natalia holte frisches Olivenbrot und Ciabatta. Sie verstanden sicherlich kaum ein Wort von all dem, wollten jedoch nichts versäumen.
Natalia flüsterte Nadja kurz zu: »Was spricht dieser Hirschkopf eigentlich für eine Sprache, und wieso verstehe ich ihn?«
»Ich glaube, das liegt an der Insel«, antwortete Nadja. »Und dem Chaos, das derzeit herrscht – die Grenzen sind zwar nicht gefallen, aber verschoben, und jetzt ist Sizilien irgendwie in seiner Gesamtheit halb hier und halb dort. Regiatus spricht eine Elfensprache, aber in der Anderswelt wirkt sich das irgendwie universell aus, sodass man ihn verstehen kann. Ich kann es dir auch nicht genau erklären.«
»Nichts, was mit diesen seltsamen Wesen zu tun hat, kann überhaupt erklärt werden – es ist eben da. War eine dumme Frage.« Nonna Natalia tätschelte Nadjas Arm und kehrte auf ihren Platz zurück.
»Wieso bist du eigentlich ohne Fanmórs Wissen hier?«, fragte Fabio, und die meisten anderen verdrehten die Augen.
»Weil er mir die Erlaubnis nicht erteilt hätte, aber das weißt du selbst besser als ich. Dennoch handle ich nicht hinter seinem Rücken oder gegen ihn, ich bin loyal.«
»Dem Volk gegenüber sind wir das alle. Aber was Fanmór betrifft, sind wir geteilter Meinung.« Er neigte leicht den Kopf zu David und Rian. »Sorry, Kinder.«
»Was Fanmór betrifft, ist jeder geteilter Meinung«, sagte David daraufhin gleichmütig. »Kopf abschlagen oder langsam über offener Flamme rösten.«
Seine Schwester gab ihm daraufhin eine Kopfnuss. »Nicht alles an ihm kann schlecht sein, Bruder! Schau uns an.«
Der Prinz grinste.
Nervös trommelte Nadja mit den Fingern auf die Tischplatte. »Kommen wir endlich zum Punkt, Regiatus! Ihr wollt uns etwas über den Getreuen sagen, richtig?«
Er nickte. »Wir haben alle gehofft, der Vorfall am Ätna wäre sein Ende. Doch vergeblich. Er erholte sich von seiner Schwäche.« Langsam und eindringlich sah der Hirschköpfige die Zwillinge an. »Und jetzt befindet er sich in Irland, um aus Gründen, die uns bisher unbekannt sind, das Zeitgrab in Newgrange zu öffnen.«
Dazu schwieg Fabio ausnahmsweise einmal, und die Zwillinge machten geschockte Gesichter. Nadja schwankte zwischen Unverständnis und düsterer Vorahnung.
»Was heißt das?«, rief Pirx. »Was ist das, ein Zeitgrab?«
Der Grogoch verlor ein paar Haare und murmelte Unverständliches.
Fabio hüllte sich weiterhin in finsteres Schweigen.
»Es bedeutet«, sagte David langsam, »wenn dem Getreuen das gelingt, öffnen sich die Grenzen
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