Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
er sie zurück zum Thronsaal trug.
»Es gibt immer Rettung«, erwiderte Ainfar. »Ich habe noch etwas zu erledigen, und deswegen werde ich hier nicht sterben. Noch ist es nicht vorüber.«
»Wie kannst du so selbstsicher sein?«
»Weil ich hier raus will«, sagte er grimmig. »Das ist mein Ziel, und es sollte auch das deine sein. Wir alle haben lange genug bezahlt.« Er sagte ihr nicht die Wahrheit, dass er in Wirklichkeit freiwillig hier und niemals ein Anhänger von Bandorchu gewesen war. »Und ich hoffe darauf, dass dies das Zeichen ist, dass sich die Grenzen öffnen. Das Schattenland zerstört sich selbst, und wir werden frei sein.«
»Kein Schattenland mehr …«, hauchte sie. »Oh, welch ein wundervoller Traum …«
»Ich glaube fest daran.«
Mit neu erwachendem Mut sah sie zu ihm auf, dann sagte sie: »Ich kann allein gehen. Schone deine Kräfte. Wenn wir erst frei sind, wirst du sie brauchen. Wie jeder von uns.«
Behutsam setzte er sie ab, und sie strich über die schimmernden Spitzen seines Geweihs. »Werden wir zusammenbleiben?«
»Wem möchtest du folgen, Eledula?«
»Ich habe keine Heimat mehr. Ich wurde schon lange vor Bandorchus Ankunft hierher verbannt.«
»Dann geh mit mir zu den Crain, und du wirst eine neue Heimat finden.«
»Fanmór vergibt nie …«
»Er wird, Eledula, ich verspreche es dir.«
Aber zuerst
, dachte er,
müssen wir hier raus
.
Die Dunkle Königin verharrte in meditativer Haltung in ihrem Gemach. Selbstverständlich wusste sie, was vor sich ging, doch sie war nicht von namenlosem Grauen erfüllt, sondern von wilder Zuversicht. Die Gelegenheit war günstig; die Herrscherin hatte einige Seelen verschlungen und fühlte sich gestärkt für die gewaltige Herausforderung, die auf sie wartete.
Bandorchu kannte keine Angst, sie war höchstens Ursache derselben. Sie konnte ihren Untertanen nicht helfen, aber das spielte auch keine Rolle. Es gab nur noch eines, was zählte: Der Getreue hatte den fünften Stab gesetzt!
Auf dich ist Verlass, mein finsterer Gefährte
, dachte sie voller Leidenschaft.
Alles, was ich mir wünschte und du mir versprochen hast, wird nun eintreffen. Mein Schicksal vollendet sich. Du hast gut getan
…
Bandorchu konnte die Verbindungen der fünf besetzten Knoten bereits spüren, sie fast vor sich sehen, und sie ahnte, wie sich daraus ein hauchfeines Netz von Adern bildete, die sich immer weiter verzweigten, miteinander verknüpften und den Boden für ihre Ankunft vorbereiteten …
Die Menschenwelt ist mein, und niemand kann es mehr verhindern
. Das Herz der Königin klopfte heftig, so erregt war sie schon lange nicht mehr gewesen. Die Zeit des Exils ging zu Ende, und sie würde mächtiger und stärker denn je daraus hervorgehen!
Wenn Fanmór wüsste, dass er mit meiner Verbannung genau das Gegenteil seines eigentlichen Ziels erreicht hat, würde er vor Wut und Scham zu einem daumengroßen Zwerg zusammenschrumpfen
, dachte sie triumphierend.
Er konnte ja nicht ahnen, dass er mir statt der schrecklichsten Bestrafung die größte Gunst erwiesen hat. Nirgends sonst hätte ich solche Kraft sammeln und im Verborgenen planen können. Nirgends sonst wäre der Getreue an meiner Seite so wertvoll gewesen. Nirgends sonst hätte ich ein Reich aufbauen können wie dieses, als meinen ersten und wichtigsten Stützpunkt, mit einem Volk, das mir treu ergeben ist und nun mein unüberwindliches Heer sein wird, das die Menschenlande und anschließend die Anderswelt unter meine Herrschaft bringt. Die Grenzen fallen, und ich werde alle Reiche vereinen und von ihnen zehren, bis wir den Quell der Unsterblichkeit gefunden haben
…
Sie richtete sich auf, straffte die Haltung und ordnete die Kleidung. Der Moment war schon ganz nahe. Sie hörte die furchtsamen Schreie und bettelnden Rufe ihrer Untertanen im Thronsaal, die nicht verstanden, was mit ihnen geschah. Nun, sie würden sich an die neuen Verhältnisse gewöhnen wie an alles andere auch. Derweil mussten sie sich gedulden und darauf vertrauen, dass ihre Königin ihnen früh genug sagen würde, was als Nächstes geplant war.
Bandorchu lauschte mit ihren magischen Sinnen hinaus, hoffte auf eine Flüsterbotschaft des Getreuen – doch das wäre zu viel verlangt. Ihm dürfte es gerade schlecht ergehen. Das Setzen des fünften Stabes musste ihn nahezu all seine Kraft gekostet haben. Nur ein Wesen wie der Getreue konnte dies überleben, allein deshalb hatte sie ihn ausgeschickt. Wie weit seine Macht reichte, wusste auch
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