Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
nicht nur geografisch, sondern auch in der Zeit.«
Jetzt begriffen es nahezu alle.
»Au Backe«, entfuhr es Pirx, und dann rollte er sich vor lauter Entsetzen zu einer Kugel zusammen.
»Ähm …«, fing Antonio an.
»Unsere Welt«, sagte Letitia zu ihm, »würde in dem Fall von Wesen aus allen vergangenen Zeiten überschwemmt, möglicherweise auch von damals existierenden Menschen …«
Epilog Schattenland
Das Schloss erzitterte und erbebte. Zarte, feine Kristallstrukturen zersprangen zu Staub, kostbare Spitzen brachen ab. Die Grenzen der Wahrnehmung verschoben sich, der Himmel wurde schwarz, die Sonne grau. Und dann … wurde der Spiegelboden blind. Sämtliche Schrecken, die das Schattenland jemals aufgeboten hatte, waren urplötzlich verschwunden, ohne dass ein Grund dafür ersichtlich war. Doch an ihrer statt wurde neues Grauen geboren, das namenlos und unfassbar war. Die Verbannten, selbst die Freiwilligen im Exil, erstarrten vor Entsetzen. Eisige Kälte kroch in ihnen hoch, und zugleich hatten sie das Gefühl, innerlich zerrissen zu werden und …
verschoben
, genauso wie ihre Wahrnehmung.
Die gedankengeschwärzten Kristallmauern des Schlosses bröckelten, Staub und Splitter regneten herab. War dies das Ende? Die Untertanen rotteten sich in panischem Schrecken im Thronsaal zusammen und riefen nach ihrer Königin, baten sie um Schutz und Beistand. Sie musste die Erklärung haben, was hier geschah! Nach all den Entbehrungen durfte dies nicht das Ende sein, das war einfach undenkbar, unmöglich!
Doch Bandorchu zeigte sich nicht. Nicht einmal ihre vertrauten Zofen, allen voran die Dryade Melemida, durften zu ihr. Sie hatte sich in ihr besonderes Privatgemach zurückgezogen, das noch nicht einmal der Getreue betreten hatte.
Der Verhüllte war nicht hier, er konnte nicht die Ursache für diesen neuen Schrecken sein. Oder war er es doch? Was tat er in der Menschenwelt im Dienste seiner Königin?
Eledula, die elegante Antilopenfrau und derzeitige Lieblingszofe, schob Melemida beiseite und pochte an die Tür des geheimen Gemachs, flehte die Königin an, herauszukommen und ihr Volk zu beruhigen.
Doch nichts geschah. Das Beben ließ nicht nach, und das Grauen ging um, erfasste alle ohne Ausnahme. Der Thronsaal war längst überfüllt, und immer noch strömten die Verbannten herbei, drängten sich zitternd aneinander und versuchten zu verstehen. Melemida kehrte zu ihnen zurück und gab sich Mühe, sie zu beruhigen.
Es gab keinen Ausweg. Kein Elfenzauber half, kein Bann, kein magischer Fluch. Sie konnten keinen Schutzwall errichten; weder um sich noch gemeinsam um das Schloss. Wehklagend bereuten die Verbannten all ihre Vergehen und Tabubrüche, während sie innerlich durcheinandergeschüttelt wurden und eine nie gekannte Furcht durchlitten, schlimmer als jede Folter, vermutlich selbst durch den Getreuen – zumindest nach allem, was man so über ihn hörte.
Der Ruf nach Rettung wurde mal stärker, mal schwächer, wogte auf und ab wie die Wellen des Meeres gegen den Strand. Draußen steigerte sich der Sturm zum Toben, überzog das Schattenland mit vernichtender Gewalt und rüttelte an den Mauern des Schlosses. Es gab keine Antwort auf den Ruf, und dem Sturm wurde nicht Einhalt geboten.
Die Lieblingszofe sank schluchzend vor der verriegelten Tür zu Boden und spürte, wie die Lebenskraft langsam aus ihr wich und im Kristallstaub, der sich schon fingerdick auf dem Boden sammelte, versickerte.
Dort fand sie der Tiermann. Er nahm seine bevorzugte Gestalt des Corviden an und hob sie auf seine Arme. Ainfar hatte bisher alle Stürme überstanden, selbst den Zorn der Königin. Längst hatte er seinen Platz in den Reihen wieder eingenommen, wechselte jedoch fast täglich die Gestalt, um unauffällig zu bleiben. Vor einiger Zeit hatte er sich Eledula genähert und nicht nur, um Bandorchus Gedanken auszuspionieren.
Die Antilopenfrau gefiel ihm, und auch wenn er sich nach wie vor unheilbar nach der Dunklen Königin verzehrte, wie vermutlich jeder Elf in diesem Schloss, so sah er in Eledula endlich eine Möglichkeit, zumindest einen Ausgleich für sein Verlangen zu schaffen. All die Energie, die er so lange aufgespart hatte, sollte nicht sinnlos vergehen. Eines Nachts also hatte er sie aufgesucht und sie durch seine Verwandlungskünste und Leidenschaft verführt, und ihr hatte seine Aufmerksamkeit so wohlgetan, dass sie seither ihre Kammer stets für ihn offen hielt.
»Es gibt keine Rettung«, hauchte Eledula, während
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