Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
sie leise. »Aber vielleicht kannst du sie finden und öffnen.«
»Das … das würdest du tun?« Fabio blieb stehen. »Aber du weißt, dass es gefährlich ist!«
Nadja mischte sich ein. »Wovon redet ihr?«
»Erinnerungsmagie«, murmelte Fabio. »Man wendet sie normalerweise nur bei Toten an. Hilft festzustellen, auf welche Weise sie ums Leben kamen.«
»Ich war schon ein paarmal tot, und meine Erinnerungen sind die der Toten.«
»Ja, schon. Aber derzeit lebst du. Außerdem laufe ich Gefahr, wenn ich so weit zurückblicke, dass ich mich selbst verliere und nicht mehr zurückfinde.«
Letitia sah Nadja an. »Du wirst uns dabei helfen können.«
Nadja machte ein besorgtes Gesicht. »Aber wenn es so gefährlich ist … Wir finden die Stadt sicher auch so.«
»Falls es sie denn gab!«, rief Fabio. »Versteh doch, diese Stadt ist selbst bei den Elfen inzwischen nur noch eine Legende. Sie soll eine der Ersten gewesen sein, und sie existierte lange Zeit in beiden Welten. Möglicherweise haben sich dort sogar Menschen aufgehalten. Es heißt, dass sie eine Stadt des Friedens war, was kaum möglich erscheint nach der langen Historie von Menschen und Elfen. Wenn ich mit meiner Hoffnung aber richtigliege und die Stadt wirklich existiert hat, befindet sich dort der mächtigste magische Knotenpunkt überhaupt. Doch wenn nicht, verlieren wir auf der Suche nach ihr kostbare Zeit.«
»Warum suchen wir dann nicht zuerst die Ley-Linien ab?«, fragte Nadja verständnislos.
»Hast du deine Elfenmaske aus Venedig dabei?«
»Ja …«
»Gut. Du darfst sie ausnahmsweise aufsetzen, und dann wirst du verstehen.«
Sie gingen zum Haus zurück. Donna Letitia unterhielt sich kurz mit ihren Eltern, dann zogen sich die drei auf Fabios Zimmer zurück.
»Nette Spielereien übrigens«, bemerkte Letitia und wies auf die Kreidezeichen an Bett und Fenster und den ganzen Rest. »Denkst du, das wird irgendjemanden aufhalten?«
»Vielleicht nicht das Wesen, das dem Getreuen den Zugang versperrt hat«, murmelte er. »Aber alle anderen bestimmt. Und ich werde bei Nadja Wache halten, wie ich es immer getan habe, wenn wir unterwegs waren.«
Nadja ging auf ihr Zimmer, durchwühlte den Rucksack und fand schließlich die Elfenmaske aus Venedig, die ihr schon gute Dienste geleistet hatte.
Letitia wollte sie anschauen und legte schon nach einem kurzen Blick darauf die Stirn in kritische Falten. »Du solltest die Maske sofort wegwerfen, Kind! Sie hat eine böse Aura. Wer weiß, wem sie einst gehört hat und was dieser hineinlegte …«
»Ich hab schon probiert, sie loszuwerden«, gab Nadja zu. »Aber diese Maske
klebt
an mir. Sie dient mir, ob ich will oder nicht. Kommt mir fast so vor wie ein Dschinn.«
»Eines Tages wird sie ihren Preis verlangen, und dann wird es für dich zu spät sein.«
»Ich passe schon auf, Mama. Und Fabio hat gesagt …« Sie biss sich zu spät auf die Lippen. Genau so etwas sollte sie niemals sagen!
In Letitias tiefblaue Augen trat ein Funkeln, als sie sie auf Fabio richtete, und er hob sofort beschwichtigend die Hände. Der Streit am Nachmittag – oder was immer es gewesen war, schließlich hatte die Begegnung nur sehr kurz gedauert, und es war kein Laut aus dem Büro nach draußen gedrungen – schien vorbei zu sein, Fabios Wut völlig verraucht. Und schon war er wieder in der Defensive.
»Ich kann es auch sein lassen!«, fügte Nadja schnell hinzu. »Ich glaube dir ja, dass es nicht so funktioniert, wie ich vorgeschlagen habe, Papa.«
»Aber du solltest es sehen«, sagte er ernst. »Wenigstens für einen kurzen Moment. Und dann erinnere dich im geeigneten Moment daran.«
Letitia verschränkte schweigend die Arme vor der Brust. Sie schien ganz und gar anderer Meinung, widersprach aber nicht.
Erstaunlich
, dachte Nadja. Hatte sich irgendetwas zwischen ihren Eltern verändert, was ihr entgangen war? Letitia war noch sehr viel unergründlicher, als sie angenommen hatte. Ob sie ihre Mutter je verstehen würde?
Nadja setzte sich auf Fabios Bett, ihr Vater neben sie, die Mutter zog den geflochtenen Korbstuhl heran. »Also dann.« Die junge Frau atmete einmal tief durch und setzte die Maske auf.
Beinahe hätte sie das Gleichgewicht verloren, und sie sank leicht nach hinten. »Whow …«, flüsterte sie andächtig. »O mein Gott … wie schön ihr seid …«
Der Raum sah nach wie vor unverändert aus, bis auf Fabios Zeichen, die jetzt deutlich zu sehen waren. Vor allem die Spiegel-Eisen-Flusswasser-Kombination
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