Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
dass wir wissen, dass sie da sind, und dass wir sie im Auge behalten. Genau darauf kommt es an. Es macht sie nervös und verleitet sie zu Fehlern.«
Max sah sie bewundernd an. »Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
Nadja winkte ab und sah zu Fabio. »Was haben wir herausgefunden?«
»Die sind ziemlich verzweifelt«, sagte er. »Wenn der Getreue da gewesen wäre, hätten sie nicht lange gefackelt. Ich vermute, dass sie nach dem Zugang suchen, weil sie annehmen, dass der Getreue hier irgendwo sein muss – aber offensichtlich in einer prekären Lage.«
»Dass ihm das passieren kann …« Nadja kletterte nach hinten ins Auto. »Wer immer ihn aufgehalten hat, verdient meinen persönlichen Dank.«
»Ja, es scheint so, als hätten wir einen kleinen Vorsprung. Deshalb werden wir als Nächstes den Platz suchen, wo er den Stab setzen will.«
»Und du hast schon lange eine Vermutung diese geheimnisvolle Alte Stadt, richtig?«
»Allerdings. Im Ätna drin. Das erscheint mir am wahrscheinlichsten. Und nachdem unsere Gegner sich hier ebenfalls aufhalten, bin ich sicher, dass ich richtigliege. Aber noch braucht es einen letzten Beweis.«
»Und was habt ihr jetzt vor?«, mischte sich Max ein.
»Nachdenken«, wich Fabio aus.
Nadja konnte sich vorstellen, weshalb – zuerst musste die Hürde »Letitia« genommen werden. »Ich habe furchtbaren Hunger, Leute. Fahren wir heim.«
Kurz vor der Dämmerung kamen sie am Waisenhaus an. Nadja, der der Magen schon in den Kniekehlen hing, wollte lieber zu den Großeltern, aber Fabio war wohl immer noch wütend und duldete keinen Aufschub. Er packte Max an der ohnehin malträtierten Schulter, kaum dass sie ausgestiegen waren, und schob ihn wie einen ertappten Sünder vor sich her in das Gebäude. Vorbei an den Kindern und Erwachsenen, die ihm mit großen Augen nachsahen. Nadja beeilte sich hinterherzukommen und überlegte, wie sie Schlimmeres verhindern konnte.
Ohne anzuklopfen, stieß Fabio die Tür zu Letitias Büro auf und schubste Max in den Raum. »Hier bringe ich dir deinen kleinen Grenzgänger.«
Letitia sah von einem Stapel Papieren auf, nahm die Brille ab und sah zuerst Fabio, dann Max an. »Massimiliano, habe ich dir nicht ausdrücklich verboten, darüber zu reden?«, sagte sie streng, dann seufzte sie.
»Dafür reden
wir
.« Fabio wies mit einem Kopfnicken zur Tür. »Max, du gehst jetzt und du gleich mit, Nadja. Schließt die Tür von außen, und zwar sofort.«
Nadja tat nur selten etwas, das sie nicht wollte. Doch diesmal gehorchte sie ohne Widerspruch und vor allem wortlos. Sie nahm Max mit sich nach draußen und schloss die Tür.
Letitia lehnte sich zurück. »Willst du eine Szene machen?«, fragte sie ruhig.
»Nein«, antwortete er. »Ich will nur eine Entschuldigung.«
Sie hob die Brauen. »Wofür?«
Seine Stimme war heiser vor Zorn. »Hör zu, ich will keine Rechtfertigung, keine Diskussion und keinen Streit. Nur eines: Entschuldige dich!«
»Ich könnte erklären …«
»Ich sagte gerade, dass ich all das nicht will!«
»Dann sei nicht albern. Es gibt nichts, wofür ich mich entschuldigen müsste.«
»Tu es einfach.«
Nun musterte sie ihn eindringlicher, erhob sich und ging auf ihn zu. »Was ist mit dir?«
Er wich zurück. »Ich will auch deine Nähe nicht, Julia. Nur deine Entschuldigung.«
Sie drehte sich zum Schreibtisch um, sortierte scheinbar einige Akten. »Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich entschuldige mich. Ich hätte mit dir reden müssen.«
Für einige Zeit lastete Schweigen zwischen ihnen. Endlich sagte Fabio: »Dafür habe ich etwas gut bei dir.«
Sie wandte sich ihm zu, wollte etwas sagen, doch er öffnete bereits die Tür und ging nach draußen. »Fahr uns jetzt zu den Oresos, Max!«, befahl er, und dann schwieg er bis zu ihrer Ankunft.
12 Der Blick in die Vergangenheit
Am Abend kam Letitia bei den Oresos vorbei. »Kann ich euch beide sprechen?«, fragte sie Fabio und Nadja.
Nadja wusste noch nicht genau, wie sie sich ihrer Mutter gegenüber verhalten sollte. Keinesfalls wollte sie sie verärgern. Aber sie wollte auch Fabio nicht in den Rücken fallen. Sie stand gewissermaßen zwischen ihren Eltern, und diese Situation war ihr äußerst unangenehm.
Immerhin gab Fabio sich inzwischen recht ausgeglichen und friedlich. Er saß mit Antonio zusammen in der Küche und rauchte eine Pfeife. Bis vor Kurzem war er damit beschäftigt gewesen, das Haus abzusichern, wie er es mit den Schwiegereltern verabredet hatte. Er hatte ihnen
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