Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel - Schartz, S: Elfenzeit 8: Insel von Feuer und Nebel
finden?«, entfuhr es Max, und er sah den Weißbärtigen aus großen dunklen Augen an.
»Entweder ich oder …« Er wies nach oben. »Die da.«
Nadja folgte der Richtung und hielt den Atem an. In etwa zwanzig Metern Höhe bewegten sich zwei kleine, nichtmenschliche Gestalten, kletterten geschickt über die Kanten und hangelten sich über dünne Grate. Eine dünne Strichgestalt mit einer Kappe und ein kleines, groteskes, rundliches Wesen. »Cor und der Kau!«, zischte sie.
Fabio nickte, seine Lippen pressten sich zusammen. »Aber wo ist ihr Meister?«
»Vielleicht sind sie auf der Suche nach ihm, genau wie wir.«
Max machte eine hilflose Geste. »Worüber redet ihr da? Ich kann gar nichts sehen!«
»Du bist nicht geübt genug, sie auf diese Entfernung zu erkennen«, erwiderte Fabio. »Sie sind für Menschenaugen normalerweise unsichtbar.«
Sie fuhren zusammen, als plötzlich, wie aus dem Nichts, jemand auf sie zukam und sie ankeifte: »Was tut ihr hier? Der Zutritt ist wegen der Einsturzgefahr strengstens verboten!«
Es waren zwei Italiener in Straßenbaumontur, der eine dunkelhaarig, der andere blond und gepierct, aber Nadja ließ sich nicht täuschen. Als ein Windstoß durch ihre Haare fuhr, sah sie, dass die Ohren ziemlich spitz zuliefen.
»Und wo sind eure Ausweise?«, fuhr sie die beiden an. Die blieben verdutzt stehen, während Nadja nacheinander auf die linke Brustseite bei ihnen deutete. »Da gehören die hin, demnach seid ihr nicht legitimiert, euch hier aufzuhalten! Also, dann erklärt mir mal, was
ihr
hier zu suchen habt, denn ihr gehört keinesfalls zur Straßenbehörde!«
Max starrte sie verwirrt an, wohingegen Fabio grinste.
Der dunkelhaarige Elf dachte nach; beide sahen nicht älter als Anfang dreißig aus, aber das mochte nichts besagen. Der andere fackelte nicht lange, wandte sich um, steckte zwei Finger in den Mund und pfiff. Kurz darauf erschienen fünf weitere Elfen in derselben Montur. Damit waren sie eindeutig in der Überzahl.
Aber Nadja hatte keine Angst. Sie wusste, dass sie unter einem mächtigen Schutz stand, und mit ihrem Vater an der Seite gab es keinen Grund, sich vor irgendetwas zu fürchten. Max sah auch recht kräftig aus, und seinen Erzählungen nach war er ein guter Kämpfer.
»Also?«, fuhr sie ungerührt fort. »In wessen Auftrag seid ihr hier? Wir können es uns zwar schon denken, aber seid so nett und bestätigt es mal, ja?«
»Sie sollten jetzt besser gehen, Signorina, und Ihre Begleitung mitnehmen«, warnte der Dunkelhaarige, der seine Tarnung noch nicht aufgab. »Wir haben hier zu arbeiten und können keine Verantwortung für Touristen übernehmen.«
Nadja zuckte die Achseln. »Wir wollten uns ohnehin nur ein wenig umsehen und dann wieder gehen.«
»Verschwinde!«, zischte der Elf, der die Verstärkung herbeigerufen hatte. »
Mischblut
.« Er spuckte aus.
Der Erste verdrehte die Augen. »Müssen wir kämpfen?«, fragte er Nadja leise, bedrohlich.
»Mir liegt nichts daran, aber ich laufe auch nicht davon.« Sie sah Fabio an. »Hast du genug gesehen?«
»Und gehört.« Er nickte. »Wir können gehen.«
»Gut.« Nadja funkelte den Anführer aus bernsteinfarbenen Augen an und erhob drohend den Zeigefinger. »Wir sind in der Nähe und beobachten euch …
Meidlinge
.«
Der blonde Elf stieß einen Schrei aus und wollte sich wutentbrannt auf sie stürzen, doch der Anführer packte ihn und hielt ihn zurück. »Beeilt euch jetzt besser.«
Nadja lachte abfällig und streckte ihm den linken Mittelfinger hin. »Ihr Eunuchen könnt ja nicht mal eine Glockenblume zertreten.« Dann drehte sie sich um und steuerte in beschleunigtem Schritt die Treppe an. Sie wollte die Geduld des Anführers nicht über Gebühr strapazieren. Die anderen waren außer sich und schickten ihr wüste Beschimpfungen hinterher, wagten aber noch nicht, sie anzugreifen.
Max folgte ihr und sah sich immer wieder warnend um; Fabio ging als Letzter, gleichmütig und völlig entspannt, mit den Händen in den Hosentaschen, ohne sich umzudrehen.
»Puh!« Nadja schnappte nach Luft, als sie wieder oben angekommen waren, und sah sich um. Die Elfen waren verschwunden, niemand war ihnen gefolgt.
»Bist du lebensmüde? Warum hast du sie so provoziert?«, wollte Max wissen.
»Wären wir ihren Aufforderungen einfach so nachgekommen, hätten sie uns als schwach angesehen«, antwortete sie. »Jetzt haben sie keine Ahnung, wie viele wir in Wirklichkeit sind und was wir hier eigentlich wollen. Aber sie wissen,
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