Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
»Einschließlich Alebin!«
»Wo steckt der überhaupt?«, fragte Grog.
»Geflohen«, brummte Ainfar. »Er war bei uns im Schattenland, als Gefangener des Getreuen, doch nun ist er frei wie alle anderen. Das Schattenland existiert nicht mehr, ihr habt es ja gehört.«
David hatte genug. »Also, was machen wir jetzt? Einer höheren Verpflichtung folgen oder dem Herzen? Was ist richtig?«
Er griff sich an die Brust und stöhnte auf. »Verflucht sei diese Seele«, stieß er hervor, und es klang beinahe wie ein Schluchzen. »Früher hätte es diese Wahl, diesen Konflikt für mich gar nicht gegeben. Was soll ich nur tun?«
»Hm.« Fabio sah die anderen der Reihe nach an. »Entschuldigt uns bitte kurz.« Dann legte er David die Hand auf die Schulter.
»Komm.«
Sie gingen ein Stück abseits, David mit herabhängenden Schultern, Fabio mit neu gewonnener Bestimmtheit. Der Tag ging allmählich zur Neige, die Sonne färbte ein paar verirrte Schleierfetzen tiefrot. In der Ferne war Autoverkehr zu hören. Bald würden die Menschen im Besucherzentrum erwachen und glauben, dass ein normaler Arbeitstag zu Ende ging, alles absperren und heimfahren. Morgen würde alles sein wie gewohnt, abgesehen von ein bisschen Elfenzauber, der sich im Lauf der Zeit auflöste.
Mit Ausnahme der kleinen Gruppe hatten alle anderen Elfen den Schauplatz bereits verlassen, und er sah tatsächlich aus, als wäre nichts weiter gewesen. Sie hatten gute Arbeit geleistet.
»Hör zu, David«, fing Fabio mit ruhiger Stimme an. »Was da gestern passiert ist, ging zu weit. Ich habe mich völlig vergessen und bin in alte Fehler zurückgefallen. Durch Nadja bin ich angreifbar und verletzlich. Ich habe die Beherrschung verloren. Was ich sagen will … Wir beide, du und ich, werden immer unsere Konflikte haben. Aber du sollst wissen, dass ich dich sehr schätze und dass ich Nadjas Liebe zu dir respektiere.«
»Warum sagst du mir das alles?«, murmelte David und kickte einen Stein weg.
»Nadja ist eine Journalistin, die in ihrem Leben sehr oft auf Reisen war. Sie befindet sich nicht zum ersten Mal in einer brenzligen Situation. Sie ist sehr selbstständig, klug und kann gut auf sich aufpassen. Nicht zuletzt ist sie aus Annuyn zurückgekehrt, was weder dir noch mir gelungen wäre.«
»Also soll ich sie im Stich lassen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Fabio ließ den Blick kurz schweifen, wie es seit Jahrhunderten seine Gewohnheit war. Egal, wie sehr man beschäftigt war, man durfte nie die Umgebung aus den Augen verlieren. »Das tust du nicht, David. Lass mich dir das noch einmal in aller Deutlichkeit sagen. Wenn sich jemand schuldig fühlen muss, bin ich das. Und das beschäftigt mich schon genug. Wir müssen jetzt Vernunft walten lassen.«
»Sie ist meinetwegen nach Venedig gegangen …«
»Da ging es um dein Leben und um Rians. Nadjas Leben ist aber nicht in unmittelbarer Gefahr. Lausche in dich; du weißt, dass es so ist. Wenn du nicht kommst, um sie zu retten, wird sie wissen, dass du dazu nicht in der Lage bist. Sie wird selbst handeln, anstatt herumzusitzen und zu warten. Sie wird einen Weg finden, zu dir zurückzukommen – das hat sie immer gekonnt. Und du wirst ebenso zu ihr finden.«
»Und wenn ich nach ihr suche, finde ich sie sogar noch viel schneller!«, rief der Prinz. »Weißt du was, Fabio? Du kannst mich mal! Es mag Elfenart sein, einfach zu gehen, aber ich habe jetzt eine Seele, und ich werde Nadja suchen; alles andere ist mir egal!«
»Du bist der Erbprinz der Crain!«, schrie der Venezianer, bezähmte sich aber rasch. »Du bist nicht irgendein Namenloser. David, du hast Verantwortung, das sage ich dir nicht zum ersten Mal! Du kannst nicht einfach gehen. Es ist deine Pflicht, bei deiner Schwester zu bleiben und sie zu beschützen! In der gegenwärtigen Situation solltet ihr euch nicht trennen – und vor allem du musst dich vom Getreuen so fern wie möglich halten, weil er dich an Bandorchu ausliefern würde, sobald er dich in die Finger bekommt! Denkst du vielleicht, das will Nadja?«
Davids Augen brannten. Dann erschlaffte seine Haltung, und er gab einen Stoßseufzer von sich. »Also muss ich Rian begleiten? Habe ich denn keine Wahl?«
Fabio nickte. »Wenn eine so mächtige Frau wie die Dame vom See um Hilfe bittet, lehnt man nicht ab. Erst recht nicht, wenn es um Merlin geht. Oder würdest du deinem Vater Unterstützung verweigern?«
»Du bist manchmal ein richtiges Arschloch, Fabio«, murrte David. »Ach was, manchmal
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