Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
niederprasselten. »Tu es, ich werde dich nicht hindern.« Er richtete sich wieder auf und nahm die Kälte zurück.
Der Kau blickte eingeschüchtert, zaghaft staunend zu ihm hoch. Nur langsam stieg das Begreifen in ihm auf.
»Ich werde dich nicht suchen«, bekräftigte der Getreue. »Geh, du bist frei. Niemand wird sich jemals auf deine Fährte begeben. Finde eine Heimat in der Menschenwelt, und du hast alles, was du willst.
Falls
es das ist.«
Die Unterlippe des Kau fing an zu beben. »Ist … ist das Euer Ernst?«
»Selbstverständlich. Ich scherze niemals, wie du weißt.«
Der kleine Elf schaute zu seinem Gefährten. »Kommst du mit?«
Der Spriggans schüttelte den haarigen Kopf. »Nein, das machst du allein.«
»Aber wenn …«
»Ich sagte dir schon, ich will nach Hause.«
Höhnisch sagte der Getreue: »Es gibt Regeln – und es gibt den Preis. Gerade du, Kau, solltest wissen, dass es keinen Verzicht darauf gibt. Wenn du gehst, bist du allein, bis ans Ende deiner Tage. Du wärst nicht der Erste. Vielleicht findest du hier draußen andere, die dir weiterhelfen können. Aber ich wage es zu bezweifeln.«
Der Kau rieb sich den Arm. »Ich … ich war schon mal allein.«
»Erinnere dich gut daran. Und an das, was aus dir wurde, als du dich im Schattenland verloren hattest. Damals konntest du noch hoffen, gefunden zu werden. Doch jetzt … wärst du endgültig verlassen. Niemand wird dich jemals aufsuchen. Und die Menschen werden sich an dich gewöhnen und deine Bosheit ertragen, wie sie alles mit der Zeit hinnehmen. Der eine oder andere wird deine Bosheit sogar auszunutzen wissen. Aber sie werden dich nie zu ihrem treuen Handlanger machen oder dir vertrauen.«
»V… vertraut Ihr mir denn?«
»Ich vertraue jedem, dummer kleiner Elf.« Die Stimme des Getreuen klang beinahe sanft. »Ich kenne euch doch alle.«
»Ihr … Ihr seid bösartig, grausam, abscheulich, und ich hasse Euch!«, schrie der Kau. Er schlug mit den kleinen Fäusten gegen den schwarzen Umhang und heulte verzweifelt. »Ich hasse, hasse,
hasse
Euch!«
Der Getreue, der ihn unerschütterlich wie der Schicksalsberg überragte, lachte leise. »Besser, als einsam zu sein, nicht wahr?« Er beugte sich leicht, streckte die Hand aus und schnippte den Kau mit zwei Fingern weg, dass er sich überschlug und rücklings im schwarzen Lavasand landete. Dann wandte er sich Cor zu. »Sieh zu, dass er sich wieder beruhigt, damit er voll einsatzbereit ist. Wenn er einen Fehler macht, werde ich ihn nach meiner Rückkehr zerlegen und von dir falsch wieder zusammenbauen lassen.«
»Ich geh weg!«, kreischte der Kau, riss sich die rote Haube vom Kopf und raufte sich die langen dünnen Haare. »Jetzt gleich! Ganz bestimmt!«
»Sammle lieber Kräfte«, schlug der Getreue vor. »Bald darfst du deine Bosheit wieder ausleben, und dann wird es dir besser gehen.«
Schlagartig wandelte sich die Stimmung des kleinen Elfen. »Wirklich?«
»Versprochen.«
»Äh … ja, dann …«
Der Spriggans verdrehte die Augen. »Wir passen auf, verlasst Euch auf uns, Meister!«, rief er dem Getreuen nach, der bereits auf dem Weg war, und winkte, während er wie ein Ball auf und ab sprang. »Es wird alles gut, das weiß ich!«
Als der Kau aufstand und ebenfalls winken wollte, sprang Cor hoch und versetzte ihm einen so heftigen Tritt gegen das Schienbein, dass er aufschrie und einbeinig herumhüpfte, während er sich jammernd das schmerzende Bein hielt.
»Schluss jetzt mit diesen Allüren!«, keifte der Spriggans. »Jetzt werden hier andere Saiten aufgezogen! Du tust ab sofort, was ich dir sage, und wenn du nicht spurst, verschlucke ich dich, kaue ein bisschen auf dir herum und spucke dich wieder aus, so oft und so lange, bis du es kapiert hast!«
»Ja, Meister«, nuschelte der Kau demütig.
Er hatte die beiden Helfer hinter der Biegung gelassen, ihre Stimmen verklangen. Die Ablenkung hatte gutgetan und dem Getreuen die Sinne geklärt. Nun machte er sich ohne weitere Verzögerung auf die Suche nach seiner Königin in der Menschenwelt. Durch Zwischenportale und eine Abkürzung durch die Geisterwelt schritt er nacheinander die übrigen vier Ley-Knoten ab.
In Paris fing er an. Erschrocken sprangen Menschen zur Seite, als er plötzlich bei der Pyramide des Louvre aus flimmernder Luft auftauchte, direkt über dem für ihn gelb und rot pulsierenden, besetzten Knoten. Es war ihm egal, dass man ihn ohne Verkleidung sah. Die Grenzen fielen ohnehin bald, und die Menschen würden früher
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