Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
meiste Stuckwerk, die Dekoration und das Pflanzenwerk waren zerstört. Wie im ganzen Schloss.
Viele Elfen richteten sich auf und streckten die Hände flehend nach ihm aus.
»Wo ist unsere Königin?«
»Was könnt Ihr uns sagen?«
»Bringt uns zu ihr!«
»Wir sind wie erstarrt vor Furcht und Sorge!«
»Seit Beginn der Zerstörung haben wir nichts mehr zu uns genommen!«
»Helft uns!«
Er hatte genug. »Ruhe!«, donnerte er, sie duckten sich alle furchtsam.
Was für ein elender Haufen
, dachte er voller Verachtung.
Sklaven sind sie allesamt, haben kein Rückgrat, können nichts selbst entscheiden und besitzen keinen Stolz
.
»Wieso seid ihr noch hier?«, rief er. »Das Portal ist offen, das müsst ihr doch alle gespürt haben! Ihr seid frei!«
Sie begriffen nicht, was er damit meinte, das konnte er ihren Mienen ablesen, egal wie fremdartig sie waren. Er wiederum verstand, dass sie noch gar nicht gewagt hatten, das private Gemach der Königin zu betreten, dass sie hier die ganze Zeit auf sie warteten. Sie wussten nichts von dem offenen Portal. Der Raum war magisch abgeschirmt, sie hatten es nicht spüren können.
»Warum seid ihr
hier?
«, scholl seine tiefe Stimme durch den Saal.
Melemida sah sich plötzlich allein mit dem Getreuen. Alle starrten sie an, als wäre sie zur Sprecherin erkoren worden. »Die Königin gab uns keine Erlaubnis zu gehen«, flüsterte sie.
»Aber sie ist nicht da«, erwiderte der Verhüllte.
»Herr … wohin sollten wir denn gehen?«, fuhr die Dryade verzweifelt fort. »Der Weg führt in die Menschenwelt. Wir wissen nicht, ob wir dort draußen noch Kräfte besitzen und was sich verändert hat. Wir sind sterblich, verbannt und heimatlos …«
Der Getreue schüttelte fassungslos das Haupt. »Dann fangt neu an!«, fauchte er. »Habt ihr wirklich so große Angst vor diesem einen Schritt?«
Die meisten Elfen lagen flach am Boden, der Rest versuchte, sich unsichtbar zu machen.
»Es ist so …«, begann Melemida zaghaft. »Bandorchu hat uns den Lebenswillen zurückgegeben. Sie schenkte uns eine Heimat. Wir führten ein gutes Leben hier in diesem Grauen. Sie hat versprochen, uns herauszuführen, und nun ist es so weit. Wir werden aber nicht ohne die Königin gehen. Sie soll uns den Weg weisen, sie ist unsere Zukunft. Wir folgen ihr.«
Der Getreue ließ seinen Blick schweifen. »Gilt das für euch alle? Auch für die, die zitternd draußen harren? Sagt es!«
Zuerst folgte nur ein schüchternes »Ja«, doch bald wurden es mehr Stimmen, die sich schließlich gegenseitig anspornten, und bald war der Saal erfüllt von unterschiedlichem »Ja!«-Geschwirr, und selbst von draußen scholl es noch herein.
Da nickte der Getreue zufrieden. »Damit seid ihr, die ihr geantwortet habt, durch Treueid an die Königin gebunden und werdet ihr weiterhin folgen, wohin sie auch geht, ihr dienen und gehorchen. Der Schwur gilt, bis sie euch davon freispricht!«
Da erst begriffen sie, dass er sie in eine Falle gelockt hatte. Und sie waren auch noch sehenden Auges hineingetappt. Er hatte ihnen schließlich gesagt, dass sie frei waren …
»Und nun«, fuhr der Mann ohne Schatten fort, »sucht nach Bandorchu!«
Je länger die Suche dauerte, umso ungeduldiger wurde der Verhüllte. Die Elfen suchten immer panischer, zogen immer weitere Kreise und setzten sich lieber den schwarzen Wolken und dem Spiegelboden aus, nur um so weit wie möglich vom Getreuen entfernt zu sein. Dieser wütete unter ihnen, je mehr sein Zorn wuchs. Er zerschmetterte die Hände der Steinzwerge, setzte die Wurzeln des letzten Wulkbaums in Brand, riss dem Basilisken die Augen aus … Leid und Schmerz kamen über das Volk der Verbannten.
Sie verdoppelten ihre Bemühungen, spornten sich gegenseitig an, doch die Königin blieb spurlos verschwunden. Auch auf magischem Wege gab es keine Möglichkeit, sie zu finden. Selbst der Aurenseher, der die letzten Ereignisse an einem Ort erfassen konnte, wusste nicht mehr zu sagen, als dass die Königin einige Seelen verschlungen und anschließend das Portal geöffnet hatte.
»Was geschah, nachdem sie die Seelen verschlungen hatte?«, hakte der Getreue nach. Noch niemand hatte das miterlebt, nicht einmal er.
»N… nichts«, stotterte der Aurenseher ängstlich und schrie auf, als der Verhüllte mit einem Messer auf eines seiner Augen zielte. Die Augen des Aurensehers beherrschten sein Gesicht, sie waren so groß wie Handflächen und von unendlicher Tiefe. Für die normale Sicht waren sie blind, doch
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