Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
genommen!«, fuhr Tim fort.
»Ich hab meine gleich auf dem Flohmarkt verkauft«, fügte George an.
»Ab und zu kommt hier mal ein junger Spinner vorbei, der Gedichte und so was vorträgt, auch von euch, aber er findet bei uns nicht viele Zuhörer. Hier gibt’s mehr Kühe als Menschen!«
»Und die haben nicht viel übrig für romantische Gedichte.«
Die drei eingesessenen Iren kicherten. Die anderen Männer musterten sie interessiert.
»Also jedenfalls«, fuhr Tim fort, nachdem er die Lachtränen abgewischt hatte, »als Schauspieler habt ihr kein Glück, wenn ihr im ›Smoking Cat‹ auf Fans und Groupies hofft. Die gibt’s bei uns nicht. Da müsst ihr schon nach Dublin fahren.«
»Von dort komme ich gerade, und eigentlich bin ich jetzt zu durstig, um gleich wieder umzudrehen«, bemerkte Wilde.
»Ich hätte vielleicht noch ein paar Schillinge«, sagte Yeats.
»Wenn wir zusammenlegen …«, schlug O’Casey vor.
Herman öffnete den Mund und holte Luft, da hoben Tim und George beide die Hand. »Langsam! Die drei sind doch ganz lustig. Man stelle sich vor: echte, berühmte Dichter bei uns! Wenn das mal nicht ’ne Abwechslung ist!«, sagte Tim.
George legte einen Schein auf den Tresen. »Das erste Bier geht auf mich!«
»Was muss ich tun, um einen Whiskey zu bekommen?«, fragte Wilde.
»Trag ein Gedicht vor, dann sehen wir weiter.«
»Aber es darf nicht zu hochgestochen sein!«
»Also gut. Ich schlage vor, wir veranstalten einen kleinen Wettstreit.« Wilde zwinkerte Yeats und O’Casey zu. »Wir tragen abwechselnd vor, und wenn es euch gefällt, bekommen wir was zu trinken dafür.«
»Und wenn nicht?«, fragte Herman lauernd.
»Müssen wir was anderes fürs Trinken tun, was du uns aufträgst, Barmann.«
Tim und George sahen Herman begeistert an. »Nun komm schon, mach mit! Heute ist sowieso nichts los. Das ist endlich mal ein Spaß!«
»Also schön«, brummte Hermann. »Na dann, ihr Wortkünstler, fangt an!«
Zuerst nahmen alle drei einen tiefen Zug von dem spendierten Bier, dann begann Wilde mit dem ersten Vortrag.
Wikinger und Iren schlugen aufeinander ein, als ginge es um nichts weniger als die Entscheidung über Irland selbst.
»Wenn ich es recht zusammenbringe, ist das auch so«, bemerkte Fabio unterwegs. »Die Schlacht, aus der sie stammen, findet so um tausend herum statt, wenn ich mir die Kettenrüstungen und Lederpanzer so anschaue. Der König ist etwa sechzig … Ja, das passt. Brian Boru!«
»Whow«, sagte Nadja. »
Der
ist das?«
Der König hörte seinen Namen, wich von dem ihn angreifenden Wikinger zurück, den einer seiner Soldaten übernahm, und wandte sich Fabio zu. »Wer ruft nach mir?«
»Auf ein Wort, rí, König!«, bat Fabio, und plötzlich schien er zu wachsen, seine Haare wurden lang und dunkel. Inmitten der entfesselten Magie, die sie umgab, wurde er wieder zu Fiomha dem Elfen.
»Brauchst du uns, Fabio?«, fragte David.
»Nein.«
»Dann machen wir mit dem Schlafspenden weiter. Komm, Rian, und du auch, Grog. Nadja …«
»Ich bewege mich hier nicht weg, David – das lasse ich mir nicht entgehen!«, sagte sie so begeistert, als erwartete sie den Auftritt eines angebeteten Musikidols.
Er sah sie verwirrt an, ging dann aber.
Brian Boru, der Hochkönig der Iren, kam auf sie zu, und Nadja hatte vor lauter Aufregung einen trockenen Mund. Schließlich begegnete man nicht alle Tage einer Legende aus ferner Vergangenheit.
Er sah gut aus, fand sie, sehr rüstig trotz seines Alters, mit harten, aber gut geschnittenen Zügen, hellwachen blauen Augen und elastischen Schritten. Und er war erstaunlich groß gewachsen.
»Du bist nicht der, für den du dich ausgibst«, sagte der Hochkönig zu Fabio. »Ich erkenne deine Art, auch wenn sie hierzulande nur noch selten in Erscheinung tritt. Bis auf diesen Ort allerdings, da wimmelt es nur so von euch.«
»Ich danke Euch für Eure Großmut, mit mir zu sprechen«, sagte Fabio und verneigte sich. »Ich bin Fiomha.«
»Und was kann ich für dich tun, Fiomha von den Guten?«
Brian Boru ging kein Risiko ein und umschrieb den Unsterblichen der Anderswelt in der Art seines Volkes: immer mit freundlichen Worten, um seinen Zorn nicht zu erregen.
»Nur eine kurze Unterredung, edler König. Ich bin ein Schlichter zwischen den Welten.«
»Und für welche Welt sprichst du gerade?«
»Für die Eure, Mylord.«
Brian Boru lachte trocken und wies mit der blutigen Schwertspitze auf die Schlacht. »
Das
ist meine Welt, Freund Fiomha. Kaum bin ich
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