Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin - Schartz, S: Elfenzeit 9: Im Bann der Dunklen Königin
früh ein«, stellte Nadja fest. »Und was heißt das? Sollen wir ihn unterstützen, alle zu fangen, festzuhalten oder sonst was?«
»Äh …«, den Kau würgte es wieder, »ja, darum bittet er.«
»Das tun wir doch sowieso!«, bemerkte David. »Wir schicken alle schlafen, die wir erwischen.«
»Oh ja, das ist gut, dann gehe ich mal wieder.« Der Kau sprang erleichtert davon und rief über die Schulter: »Nicht vergessen: Den Menschen darf nichts passieren!« Er stürzte sich wieder ins Getümmel.
Nun konnte David sich nicht mehr zurückhalten. »Du bist ja sehr großzügig«, sagte er und sah Nadja ungläubig an.
»Hab dich nicht so, das ist nicht unser erstes Bündnis, und es wird wahrscheinlich auch nicht das letzte sein. Haben wir denn eine Wahl?«, fragte sie. »Natürlich könnten wir einfach zusehen, aber was gewinnen wir, wenn alles zusammenbricht?«
»Du hättest einen Handel herausschlagen sollen«, brummte Fabio.
Nadja schüttelte den Kopf. »Und welchen? Dass er uns nicht an die Königin ausliefert? Vergiss es. Und das ist das Einzige, was ich von ihm fordern könnte.«
»Ihr seid euch merkwürdig vertraut, ihr beide«, merkte Rian an.
»Jetzt fängst du auch noch an!« Nadjas Gesicht rötete sich, und zwischen ihren Brauen erschien eine steile Zornesfalte.
»Streitet nicht«, bat Grog. »Tun wir einfach, was wir können – und was wir sowieso tun würden.«
Nadja hatte sich schon wieder beruhigt; es gab Wichtigeres als Familienstreitigkeiten. Niemand würde das Verhältnis zwischen ihr und dem Getreuen je verstehen, sie begriff es selbst nicht. Doch jetzt hieß es, pragmatisch zu sein.
»Dort müssen wir ansetzen!«, sagte sie und deutete auf einen Kampf zwischen Iren und Wikingern, an dem keine Elfen beteiligt waren.
»Du hast recht«, sagte Fabio. »Schnappen wir uns den großen Iren da, den König!«
»Drunter geht’s wohl nicht«, bemerkte Nadja.
Sie bewegten sich vorsichtig inmitten des Getümmels. Falls ihnen ein Zeitreisender zu nahe kam, schickte Rian ihn in den Schlaf. Alle mussten gerettet werden, darüber waren sie sich im Klaren. Wenn es selbst der Getreue schon so dringlich machte …
Sein Anzug sah aus, als stamme er mindestens direkt aus dem vorigen Jahrhundert, bot aber dennoch keinen besonders bemerkenswerten Anblick. In dieser Gegend kam es durchaus vor, dass »Opas guter Anzug« noch aufgetragen wurde, solange er nicht zerfiel. Der Mann, der derart gekleidet war, war Mitte bis Ende dreißig, schmächtig und bartlos. Seine Haare waren kurz und mit einer schwungvollen Stirnlocke geziert, und auf der Nase trug er einen Kneifer, durch den kurzsichtige, stets ein wenig fragend wirkende Augen blickten. Vor allem aber blickten sie staunend auf das schwarze Band der Straße und die seltsamen Gefährte darauf, die teils mit unangenehm schrillen Geräuschen an ihm vorbeisausten.
»Was ist das?«, fragte er fassungslos. »Wohin bin ich geraten?« Er wirkte irritiert, aber nicht ängstlich.
»Das sind Automobile!«, erklang eine Stimme nicht weit von ihm. Ein mittelgroßer Endvierziger mit beginnender Stirnglatze, der seine Anzugjacke lässig über die Schulter geworfen trug, kam auf ihn zu. »Wagen, die durch einen Motor angetrieben werden und keine Pferde mehr benötigen.«
»Dampfkraft?«, fragte der Jüngere.
»Benzin. So etwas wie Alkohol, aber nichts, was Sie und ich trinken sollten, junger Freund.« Als der Ältere die Ratlosigkeit des anderen sah, deutete er mit dem Daumen hinter sich. »Ich hab Sie aus diesem merkwürdigen Felsgang kommen sehen. Wir sind wohl Schicksalsgefährten.«
»Scheint mir auch so«, stimmte der Schmächtige zu. »Sagen Sie, woher kennen Sie diese – Automobile?«
»Also, um ehrlich zu sein, diese hier kenne ich gar nicht. Sie kommen mir sehr viel schneller und … tja, moderner vor«, gab der Ältere zu. Er streckte die Hand aus. »Sean O’Casey, zu Diensten.«
Der andere schlug ein. »William Butler Yeats, sehr erfreut.«
Dem Schmächtigen klappte die Kinnlade herunter. »Etwa Yeats, der Dichter, Gründer des irischen Nationaltheaters, Initiator der keltischen Renaissance? Der Nobelpreisträger? Aber das ist doch unmöglich, Sie sind viel zu jung!«
»Hmmm«, machte Yeats kritisch. »Mein bester Herr, ich habe keine Ahnung, wovon Sie da reden – zumindest in einem Punkt nicht. Aber Schriftsteller und Poet bin ich, ja, und ich war jüngst an der Gründung des irischen Abbey-Theaters beteiligt, nach meiner Rückkehr nach Irland. Aber
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